In Jahr eins nach dem Champions-League-Triumph wollen die Baskets einen erfolgreichen Neuanfang.

Telekom Baskets: Aus einem ? ein ! machen

Der 14. Mai 2023 hat das Leben der Telekom Baskets verändert. Champions-League-Sieger! Endlich ein Titel. Endlich der Abschied vom ewigen Vize. Als in Malaga der Konfetti-Goldregen aufs Parkett rieselte, weinten auf der Tribüne auch die hart gesottenen Fans in ihren Baskets-Trikots sämtlicher Bundesligajahre wie kleine Kinder. Tuomas Iisalo, der Macher des Erfolgs wusste: Es war der Beginn einer Abschiedstournee.

Michael Kessens gesperrt, Karsten Tadda verletzt nur Zuschauer, TJ Shorts biss sich in der Finalserie ebenfalls verletzt durch die Spiele: Sehr unglückliche Umstände ließen diese Tournee dann in Ulm nach einer Saison der Superlative ohne den eigentlich verdienten Meistertitel enden. Eine Saison, die sich nicht wiederholen lässt, blieb ein bisschen unvollendet. Ob es die Chance auf den Titel je wieder geben wird?

Roel Moors hat die Herausforderung Telekom Baskets angenommen. Herausforderung? Ja. Jahr eins nach lisalo, Aufbau einer komplett neuen Mannschaft. Alle Spieler des Erfolgsteams sowie Iisalo, die Co-Trainer Adrian Kovacz und Julian Thomas und Athletiktrainer Adrian Ariza Medina haben die Baskets verlassen. Mit dem Gewinn der Champions League waren die Spieler für Bonn nicht mehr bezahlbar, Iisalo wollte nicht wieder bei null anfangen und nahm ein Angebot aus Paris an, das ihm immerhin das Engagement von TJ Shorts und einigen Eckpfeilern seines alten Teams und damit Kontinuität ermöglichte.

Bei null fängt nun Moors an. Er macht das mit Ehrgeiz, aber entspannt, was die vergangene Saison betrifft. Das beginnt schon mit dem Intercontinental Cup in Singapur. „Wir freuen uns, dorthin zu fahren und den Club zu repräsentieren, aber den Verein dorthin gebracht, haben andere“, sagt er nüchtern und trennt die Baskets-Gegenwart von der Vergangenheit. Dabei will er nicht falsch verstanden werden. „Diese beiden Jahre und der Titel gehören jetzt zum Verein. Für immer. Aber wir schreiben ein neues Kapitel.“

Der ehemalige Spielmacher der belgischen Nationalmannschaft fing dieses Kapitel in Bonn mit einem beinahe weißen Blatt Papier an. Ein Blatt auf dem nur noch der Co-Trainer Marko Stankovic und Teambetreuer und Physio Bogdan Suciu standen. Wenn man den Vorteil sehen will: Er musste seine Mannschaft nicht um jemanden herumbauen oder jemanden integrieren, den er nicht selbst ausgesucht hat.

Also begann er mit den deutschen Positionen. Christian Sengfelder, Till Pape, Benedikt Turudic, Sam Griesel, Florian Koch. Das ist ein deutsches Lineup, das sich mehr als sehen lassen kann. Zusammen mit Pape bildet zumindest der norwegische Spielmacher Harald Frey eine kleine Konstante. Beide kommen mit Moors aus Göttingen, Frey als einer der besten Point Guards der vergangenen Spielzeit.

Dazu der MVP der ersten belgisch/ niederländischen Liga, Brian Fobbs, der ebenso flinke, wie kreative Spielmacher Glynn Watson, der athletische Savion Flagg und der spielintelligente Kanadier Noah Kirkwood. Auf den Ausfall des zweiten Kandiers, Thomas Kennedy, reagierten die Baskets schnell mit einem Drei-Monatsvertrag für den europa-erfahrenen Ike Udanoh. Der Kader war komplett und spielte eine Vorbereitung, der man die Handschrift des Trainers bereits ansah.

Da spielte ein Team, das auf Traineransage in Auszeiten und Halbzeitpausen reagierte, das in der Lage war, sich im Laufe der Partien zu steigern, und das auch bei knappem Spielstand oder gar Rückstand gegen Ende der Partien nicht auseinanderbrach, sondern gemeinsame Lösungen suchte. 3200 Zuschauer sahen ein solches Beispiel im einzigen öffentlichen Test im Telekom Dome gegen den türkischen Erstligisten Darüssafaka Istanbul, den die Baskets bei bester Stimmung auf den Rängen mit 81:71 gewannen.

Das Kennenlernen von Team und Fans war vielversprechend verlaufen. Das lag nicht alleine am Ergebnis, sondern viel mehr an der Art und Weise, wie er errungen wurde. Einsatz honorieren die Baskets-Fans, das war schon auch lange vor der außergewöhnlichen Saison 2022/23 so.

Schwer zu sagen, wie sich das Starterfeld neu sortiert. Dass München und Berlin noch einmal schwächeln, glaubt auch Moors nicht. Gerade der FC Bayern hat sich erheblich verstärkt. Ein Projekt, das im Grunde mit Meisterschaft und Erfolg in der Euroleague enden muss - sonst wird es Unruhe geben. Berlin wird ohne Luke Sikma ein anderes Team sein. Ulm es ging ähnlich wie den Baskets, der Erfolg weckte Begehrlichkeiten, die beiden Brasilianer Bruno Caboclo und Yago Dos Santos verließen den Club.

Moors ist keiner, der tiefstapelt, er ist ein Freund realistischer Ziele (siehe Interview auf Seite VIII), wie auch Wolfgang Wiedlich. Wenn nach einer Wolke-sieben-Saison alles neu aufgestellt werden muss, ist ein realistisches Erwartungsmanagement angesagt-von Club, Fans, Medien“, sagt der Baskets-Präsident.

„Für uns bedeutet das: Wir wollen uns für die Playoffs qualifizieren.“ Neben der sportlichen Herausforderung bleibt die finanzielle: Wie geht es mit der Telekom weiter? Geht es mit der Telekom weiter? Auch ein neues Kapitel.

VON TANJA SCHNEIDER


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