234 Laufe Spieler aus 29 Nationen haben für die Telekom Baskets gespielt.

Telekom Baskets: Parken wie in Hollywood

Jeder Jeck ist anders, sagt der Rheinländer. Spieler aus 29 Nationen haben seit dem Bundesliga-Aufstieg 1996 bei den Telekom Baskets gespielt. Unterscheiden sie sich? Wenn ja, wie? Teambetreuer Bogdan Suciu plaudert ein wenig aus dem Baskets-Nähkästchen

234 Laufe Spieler aus 29 Nationen haben im Laufe der Bundesliga-Jahre seit 1996 für die Telekom Baskets gespielt. Ehe sich jetzt jemand die Mühe macht nachzuzählen: Es gibt Unschärfen. Da sind die Doppellizenzler, von denen nur die Berücksichtigung finden, die relevante Einsatzzeiten in der Bundesliga hatten. Spieler mit doppelten Staatsbürgschaften waren auch einige dabei, sie wurden deshalb bei beiden Nationalitäten mitgezählt. Manche haben die Baskets auch während einem der Bundesliga-Jahre seit 1996 wieder verlassen und tauchen deshalb in dieser Zählung gar nicht auf.

Hinter all diesen Zahlen stecken Geschichten und Anekdoten. Und manche haben auch mit den Nationalitäten zu tun, die da aufeinandertreffen und versuchen, eine erfolgreiche Einheit zu bilden. 13 Trainer haben daran gearbeitet, diese Einheit zu formen. Drei von ihnen sogar zwei Mal: Predrag Krunic, Chris O'Shea und Will Voigt. Vier Deutsche coachten das Team vom Hardtberg (Mike Koch, Mathias Fischer, Pohl und Thomas Päch), drei Carsten Kroaten (Bruno Socé, Danijel Jusup und Silvano Poropat), zwei US-Amerikaner (O'Shea und Voigt) sowie der Bosnier Krunic, der Montenegriner Igor Jovovic, der Finne Tuomas lisalo und jetzt der Belgier Roel Moors. Hinweis: Diese Aufzählung ist unabhängig von Erfolg und Dauer der Amtszeit.

Die größte Gruppe der Aktiven in Magenta bilden die US-Amerikaner mit 95 Spielern, begonnen mit zwei Männern, die Baskets-Legenden wurden: Eric Taylor und Arvid Kramer. In dieser ersten Bundesliga-Saison stand noch ein weiterer Ausländer im Kader von Cheftrainer Bruno Socé: Center Michael Gibala mit der kanadischen und der irischen Staatsbürgerschaft, dazu acht Deutsche. Die Überzahl der deutschen Spieler dauerte nicht lange an, bald übernahmen die US-Amerikaner die numerische Führung. Die zweitgrößte Gruppe bilden dennoch die Deutschen. Seit 1996 spielten 70 Profis mit deutschem Pass in den Bundesliga-Mannschaften der Baskets.

Die Kroaten bilden mit elf Spielern noch eine recht große - die drittgrößte - Gruppe, gleich dahinter folgen acht Serben, sieben Litauer und sechs Slowenen. Bis auf Asien sind alle Kontinente vertreten - da hat Finn Delany in der vergangenen Saison die Lücke Australien/Ozeanien geschlossen. Die Idee zu diesem Artikel kam mit dem ersten Norweger: Harald Frey, der Spielmacher unter dem ersten belgischen Trainer in Bonn, Roel Moors.

„Er ist gar nicht so, wie man sich einen Skandinavier vorstellt“, sagt Bogdan Suciu. „Warm und herzlich ist er. Und immer fröhlich.“ Suciu ist seit 2013 Teambetreuer und Physiotherapeut bei den Baskets. Auch wenn es Klischees und ihre Ausnahmen gibt, so kann Suciu doch ein wenig aus den internationalen Nähkästchen plaudern.

Bei den US-Amerikanern etwa ist das Autofahren ein großes Thema, das beginnt schon mit den Dienstfahrzeugen. Kann der Mobil-Partner genügend Karossen mit Automatik-Getriebe zur Verfügung stellen, die Gangschaltung ist den meisten „Amis“ genauso unbekannt wie der grüne Pfeil.

„Parken ist auch so eine Sache“, sagt Suciu und lacht: „Mancher macht das wie im Hollywoodfilm, da muss auch nie jemand einen Parkplatz suchen, sondern stellt den Wagen einfach ab.“ Auch das Thema Energiesparen sei bei vielen Spielern aus den Staaten ein schwieriges. „Wir hatten schon mal einen Spieler, bei dem brannte während einer Auswärtstour in der gesamten Wohnung das Licht“, erzählt Suciu. „Auch die Heizung läuft da gerne mal auf Hochtouren, wenn wir uns vielleicht einfach einen Pullover anziehen.“

Vor der Tour nach Singapur hat der Physio noch eine Nachricht in die WhatsApp-Gruppe des Teams geschrieben und an die wichtigsten Dinge erinnert: „Fenster zu, Licht aus, Heizung runterdrehen, Kühlschrank checken.“ Doch die aktuelle Mannschaft, so sagt er, sei wie die letzte etwas anders als andere. Offener für das Leben in einer neuen Umgebung. „Viele der Amerikaner haben wenig von Bonn und der Gegend gesehen. Das neue Team ist neugierig auf ihr Zuhause auf Zeit. Sam Griesel zum Beispiel ist ständig in der Stadt.“

Oft führten die Nationalitäten auch zur Grüppchenbildung: Hier die Amerikaner, dort die Deutschen, und dann noch alle anderen: vom Balkan, aus dem Baltikum oder woher auch immer - keine besonders gute Voraussetzung für Teamplay und Zusammen-halt der gesamten Gruppe. Ein großes Plus der Iisalo-Mannschaft war, dass es solche Grüppchen nicht gab. Auch das Moors-Team scheint - wenn man das so früh in der Saison schon sagen kann - eher eine Einheit zu sein, als eine Gruppe aus Gruppen.

Für die Gruppe der Spieler aus dem ehemaligen Jugoslawien kommt Stubenhocken nicht infrage. „Sie ziehen erstmal los und suchen sich ein Café. Die meisten sind Kaffee-Liebhaber. Nemanja Djurisic und Stefan Bircevic waren da echte Experten. Und sie sind gläubig.“ Da hat Suciu sogar noch eine Love-Story parat: „Tomislav Zubcic habe ich die Adresse der kroatischen Gemeinde rausgesucht. Und zu Weihnachten hat er dort seine Frau kennengelernt.“

Besonders gute Erinnerungen hat Suciu an sämtliche Litauer. Sieben spielten in Bonn, der erste, Rimantas Kaukenas, gehörte wohl zu den besten Spielern, die das Bonner Trikot getragen haben. Das war vor Sucius Zeit. Aber der Center Tadas Klimavicius ist die komplette Erfüllung dessen, was die Basketballer in ihrem Sprachgebrauch einen „Ehrenmann“ nennen. „Ein Ehrenmann der alten Schule“, sagt Suciu. „Boss-Klamotten, immer gut riechend. Die Litauer haben ein Faible für Mode, sie lieben deutsche Autos und Traditionsmarken. Und sie sind verlässlich. Auf und neben dem Parkett.“

Und sie machen gern Geschenke, zumindest die Bonner Litauer. „Sie haben immer etwas Heimattypisches mitgebracht. Schokolade oder auch Alkohol. Und sie schenken mit Euphorie und Glanz in den Augen.“

Und dann gibt es noch 17 Einzelne. Einen musikalischen Kubaner zum Beispiel (Yorman Polas Bartolo), einen Schweizer Kassenwart (Mike Kessens), einen Chilenen mit kölscher DNA (Seba Herrera), einen vornehm zurückhaltenden, britischen Herren (Deane Williams), einen tiefgründigen Kämpfer aus Neuseeland (Finn Delany) und, und und...

VON TANJA SCHNEIDER