Die Telekom Baskets treten im Intercontinental Cup in Singapur an - Schlafcoach. MagentaSport zeigt alle Spiele

Telekom Baskets: Das nächste deutsche Basketball-Märchen?

Der Moment des größten Triumphs: Dank ihres Sieges in der Champions League treten die Baskets nun im 10.000 Kilometer entfernten Singapur im Intercontinental Cup an. GRAFIK: GA, FOTO: WOLTER

Die Vorbereitung auf den besonderen Trip nach Singapur begann schon vor Wochen. „Wir standen immer wieder im Austausch mit der Champions League“, berichtet Savo Milovic. Flüge buchen, Trainingszeiten absprechen, Aktivitäten vor Ort planen - und das alles im Einklang mit den strikten Vorgaben des Veranstalters. „Wir hatten trotzdem keine Ahnung, was uns vor Ort erwartet. Die ganze Reise ist eine Wundertüte“, sagt Milovic. Für ihn und vor allem Daniel Seffern, die beiden Sportmanager der Telekom Baskets Bonn, war das Abenteuer Fiba Intercontinental Cup vor allem mit viel Arbeit verbunden.

Für die Spieler und den Verein ist es die vielleicht einmalige Gelegenheit, um den Weltpokal im Vereinsbasketball zu spielen. Als Champions-League-Sieger haben sich die Baskets für das außergewöhnliche Turnier im Südosten Asiens qualifiziert - und treffen dort vom 21. bis 24. September auf die Spitzenvertreter der anderen Kontinente. Die daheim gebliebenen Fans können sich die Baskets-Spiele übrigens bei MagentaSport allesamt live und kostenlos anschauen.

Seit Montagnachmittag Ortszeit ist das Team bereits in Singapur, nach einem zwölfstündigen Flug. Erste Aufgabe vor Ort: akklimatisieren. In dem unmittelbar am Äquator gelegenen Stadtstaat herrschen aktuell Temperaturen um die 30 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von bis zu 80 Prozent. Hinzu kommt der Zeitunterschied von sechs Stunden. Um den Jetlag möglichst schnell und unkompliziert zu überwinden, haben die Spieler sogar eigens im Vorfeld Nachhilfe bekommen - von einem Schlafcoach, der ihnen Tipps zum Einschlafen und zur richtigen Ernährung zur richtigen Zeit gab und sie zudem mit sogenannten Schlafbrillen ausstattete. Die Brillen, die zwei Stunden vor dem Schlafengehen angezogen werden, filtern Blaulicht heraus und sorgen so für eine gesunde Produktion von Melatonin, dem Schlafhormon. Der Körper wird - auch in der ungewohnten Zeit - auf den Schlaf vorbereitet.

Am Dienstag stand dann, neben zwei knapp anderthalbstündigen Trainingseinheiten, der Besuch der deutschen Schule in Singapur an. Ein Termin, der erst kurzfristig an die Baskets herangetragen wurde, den Spielern und den jungen Schülern aber umso mehr Spaß machte. Nicht mit dabei im insgesamt 24 Mann umfassenden Baskets-Tross ist übrigens Florian Koch. Der gebürtige Bonner Flügelspieler hat Rückenprobleme und soll diese in der Heimat auskurieren.

Sportlich ernst wird es dann am Donnerstag um 15 Uhr Ortszeit (9 Uhr MESZ), wenn die Baskets zum Auftakt gegen den Manama Club aus Bahrain antreten, immerhin 22-facher Landesmeister und 18-facher Pokalsieger und zuletzt Champion der im Vorjahr neu eingeführten West Asia Super League (WASL), in der Clubs aus dem westlichen Asien und der Golfregion antreten. Die Vorbereitung auf das Match war für Baskets-Coach Roel Moors ein schwieriges Unterfangen.

Denn ,,es war sehr schwer an Videomaterial zu kommen“, verrät der Belgier. Erst über einen ehemaligen Mitspieler, der zuletzt seine Karriere in Kuwait ausklingen ließ, bekam er einen Kontakt zu einem Coach vor Ort und über diesen Bildmaterial von Manama. Trotzdem sei der Gegner „äußerst schwierig einzuschätzen“, berichtet Moors.

Und auch über die anderen Gegner war der Informationsfluss schleppend. Erst am vergangenen Freitag erhielten die Baskets von der Champions League eine Aufstellung mit den genauen Kadern der Clubs.

Für die Scouting-Abteilung der Bonner bedeutete das eine maximale Herausforderung. Oder wie es Milovic sagt: „Uns bleibt nichts anderes übrig, als uns auf uns zu konzentrieren.“

Am Samstag (13 Uhr MESZ) steht dann die zweite Partie gegen die Zhejiang Golden Bulls an. Der Club aus der chinesischen Profiliga CBA musste sich ähnlich wie das US-Nachwuchsteam NBA G League Ignite nicht für das Turnier qualifizieren, sondern wurde gesetzt. In der abgelaufenen Saison standen die Golden Bulls erstmals im Endspiel der CBA, verloren die Serie dort aber 0:4 gegen die Liaoning Flying Leopards. Je nach Erfolg in den beiden Gruppenspielen treten die Baskets schließlich am Sonntag im Spiel um Platz fünf, um Platz drei oder im Finale an.

„Für mich sind die Spiele ein Teil unserer Vorbereitung“, sagt Moors. „Aber wir wollen dennoch gewinnen. Wir werden uns auf jedes Spiel vorbereiten wie auf unseren Bundesligastart in Vechta.“ Druck, als Champions-League-Sieger Favorit beim Intercontinental Cup zu sein - zuletzt holte sich Vorjahres-Champion Lenovo Teneriffa im Februar diesen Jahres den Pokal - verspürt Moors indes nicht. „Warum auch?“, fragt er. „Wir spielen jetzt im Intercontinental Cup. Aber die Spieler und ich haben nichts mit den Ergebnissen des Vorjahres zu tun. Die Qualifikation ist nicht unser Verdienst.“

Savo Milovic schraubt die Erwartungen schon ein wenig höher. „Wir wollen das Maximale herausholen - auch wenn wir nicht wissen, was auf uns zukommt“, sagt der Deutsch-Slowene. Zumal es in der Vergangenheit im Finale zumeist auf ein Duell zwischen dem europäischen und dem südamerikanischen Vertreter hinauslief. Seit 1985 war nie ein Club aus einem anderen Kontinent im Endspiel. Einen deutschen Sieger hat es ähnlich wie in der Champions League vor den Baskets - noch nie gegeben. Sollte alles perfekt laufen, könnten die Bonner also den zweiten Titel in der langen Clubhistorie gewinnen - noch bevor die eigentliche Saison mit dem ersten BBL-Spiel in Vechta am Sonntag, 1. Oktober, beginnt. Es wäre nach dem WM-Triumph der Nationalmannschaft das nächste deutsche Basketball-Märchen.

VON TOBIAS SCHILD


Weltpokal des Basketball-Verbands

INTERCONTINENTAL CUP

Der Fiba Intercontinental Cup wird seit 1965 ausgetragen und findet vom 21. bis 24. September in seiner 33. Auflage erstmals in Singapur statt. An der offiziellen Club-Weltmeisterschaft des Weltverbandes Fiba nehmen sechs Teams teil. Letzter Sieger war im Februar 2023 Lenovo Teneriffa aus Spanien. Qualifiziert sind die Sieger der europäischen (Telekom Baskets) sowie der lateinamerikanischen Champions League (Sesi Franca/Brasilien), der West Asia Super League (Manama Club/ Bahrain) und der Basketball Africa League (Al Ahly/Ägypten). Zudem sind das US-Nachwuchsteam NBA G League Ignite sowie mit den Zhejiang Golden Bulls ein Team aus der chinesischen Profiliga CBA gesetzt. Gespielt wird in zwei Gruppen á drei Mannschaften. Die Gruppensieger treffen am Sonntag (13 Uhr MESZ) im Finale aufeinander. Von den sechs Clubs im Turnier war einzig Sesi Franca schon einmal dabei. Der Verein aus Sao Paulo qualifizierte sich zwischen 1975 und 1981 sogar fünfmal für den Intercontinental Cup. scld