Noch steht es nicht dran, aber was man bereits munkelte, ist wahr: Mit „Lederwaren Schö“ schließt ein Traditionsgeschäft in der Meckenheimer Innenstadt - nach 112 Jahren. Mir ist es nicht gelungen, einen Nachfolger zu finden“, sagt Inhaberin Annette Schö-Eisenbarth. Aus Altersgründen schließt sie die66-jährige nun den Laden, in dem viel Herzblut steckt. „Ich werde ihn vermissen, schon allein unserer vielen treuen Kunden und des persönlichen Kontakts wegen. Nicht zuletzt bin ich quasi mit Ledergeruch aufgewachsen.“ Am 5. Oktober 1991 hat sie das Geschäft übernommen, nachdem sie zuvor als Streetworkerin in Hamburg gearbeitet hatte.

Annette Schö-Eisenbarths Großvater hat den Betrieb 1911 als Sattlerei gegründet. Er hatte unter anderem auch noch eine Werkstatt, in der Pferdegeschirr repariert wurde. Annette Schö-Eisenbarths Eltern, Jakob und Josefine Schö, übernahmen 1951 und führten 40 Jahre ein Fachgeschäft mit dem ganzen Spektrum an Lederwaren. Das Sortiment umfasst seitdem alles von Geldbörsen und Schlüsselmäppchen über alle Arten von Taschen bis hin zu Reisegepäck respektive Koffern sowie Gürtel, Handschuhe und weitere Accessoires.

Ein Fokus von Annette Schö-Eisenbarth galt immer Marken, wie es sie nicht in jedem Kaufhaus gibt: „Zu finden, was nicht überall zu haben ist, ist immer gut angekommen.“ Außerdem legte sie Wert auf den Service. Neben der individuellen Beratung gehören dazu kleinere Reparaturen. War etwa eine Kofferrolle kaputt oder ein Taschenverschluss defekt, gab es Abhilfe. Das haben unsere Kunden immer geschätzt.

Die Treue gehalten haben auch dem Fachgeschäft immer Mitarbeiterin Ilona Hohenschurz, die noch bei Schö-Eisenbarths Eltern die Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau machte, sowie Aushilfe Gabi Hellfritzsch. Das „rheinische Jubiläum“ von 111 Jahren im vergangenen Jahr haben sie noch gefeiert, aber nun ist Schluss. Alle drei werden sich aber nochmal richtig ins Zeug legen beim Räumungsverkauf. Dieser beginnt am Mittwoch, 4. Oktober, fast auf den Tag genau 32 Jahre, nachdem Annette Schö-Eisenbarth die Geschäftsführung von ihren Eltern übernommen hat. Nicht nur der Stammkundschaft wird ihre erste Adresse“ in Sachen Lederwaren fehlen, das Stadtbild können sich manche ohne das Traditionsgeschäft gar nicht vorstellen.                 sim