Die Toten des Jahres

<b>Michail Gorbatschow (91)</b>, 2.3.1931-30.8.2022. Der ehemalige sowjetische Staatschef gilt als einer der Väter der Deutschen Einheit und als Wegbereiter für das Ende des Kalten Krieges zwischen Ost und West. Mit seiner Politik von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) schaffte er die Voraussetzung für den Fall der Berliner Mauer 1989, die Auflösung der Sowjetunion und des Warschauer Paktes 1991. Ende der 1980er-Jahre brachte er mit US-Präsident Ronald Reagan eine historische atomare Abrüstung auf den Weg. Für seine Reformen erhielt „Gorbi", wie er von den begeisterten Deutschen genannt wurde, 1990 den Friedensnobelpreis

Günter Lamprecht (92), 21.1.19304.10.2022, war einer der großen Charakterdarsteller. In Berlin Alexanderplatz" spielte er die Hauptrolle, im „Tatort" den Kommissar Markowitz. Beim Amoklauf in Bad Reichenhall wurde er angeschossen. Lamprecht starb in Bad Godesberg

Ursula Lehr (91), 5.6.193025.4.2022. Die gebürtige Frankfurterin war 1988 bis 1991 Bundesfamilienministerin. Nachhaltige Bedeutung erwarb sie sich aber durch ihre bahnbrechenden wissenschaftlichen Leistungen bei der Erforschung des Alterns. Lehr starb in Bad Godesberg

Uwe Seeler (85), 5.11.1936 - 21.6.2022. Der 72-malige Nationalspieler war eine Ikone des deutschen Fußballs. Seeler spielte bei vier WM-Turnieren, war Vizeweltmeister 1966 in England und WM-Dritter 1970 in Mexiko. ,,Uns Uwe" blieb bei allem Erfolg auf dem Boden und in Hamburg verwurzelt

Hans Magnus Enzensberger (93), 11.11.1929-24.11.2022. Der Lyriker und Denker zählte zu den prägenden Autoren der Nachkriegszeit. Enzensberger mischte im Literaturklub "Gruppe 47" mit, war Verlagslektor bei Suhrkamp und Autor von mehr als hundert Prosawerken, Dramen und Gedichtbänden

Olivia Newton-John (73), 26.9.1948 -8.8.2022. Als Sandy im Musical "Grease" (mit John Travolta) sorgte die britisch-australische Sängerin und Schauspielerin 1978 für Furore. Die vierfache Grammy-Siegerin zählte zu den größten Stars der 1970er-Jahre. Seit ihrer Krebsdiagnose 1992 setzte sie sich für Brustkrebs-Überlebende ein

Madeleine Albright (84), 15.5.1937 - 23.3.2022. Als erste Frau im Amt berief US-Präsident Bill Clinton die in Prag als Marie Jana Korbel geborene Albright ins US-Außenamt. Krisen prägten ihre Amtszeit. Furchtlos, aber trotzdem mit Charme, erwarb sie sich weltweit großen Respekt

Hardy Krüger (93), 12.4.1928 - 19.1.2022: Der Blonde mit dem markanten Gesicht legte im Nachkriegsdeutschland eine rasante Karriere hin. Als ,,German Hero" war er ein international gefragter Leinwandheld. Der gebürtige Berliner spielte in rund 75 Filmen die Hauptrolle, etwa 1962 an der Seite von John Wayne in ,,Hatari!"

Wolfgang Petersen (81), 14.3.194112.8.2022. Der gebürtige Emder filmte mit Hollywoodstars wie Clint Eastwood, Dustin Hoffman oder Brad Pitt. Ein "Tatort"-Krimi (,,Reifezeugnis", 1977) machte den Regisseur berühmt, das Kriegsepos ,,Das Boot" bahnte Petersen den Weg nach Hollywood

Eva-Maria Hagen (87), 19.10.1934 - 16.8.2022: Die vielfach talentierte Schauspielerin und Sängerin galt als "Brigitte Bardot der DDR". Weil sie den regimekritischen Liedermacher Wolf Biermann unterstützte, erhielt sie Berufsverbot und ging 1977 in den Westen. Die Mutter von Nina Hagen startete hier eine zweite Karriere

Dietrich Mateschitz (78), 20.5.194422.10.2022. Der Österreicher begann als Zahnpasta-Manager, wurde später mit dem Energiegetränk Red Bull zum Multimilliardär. Mateschitz prägte den Sport und besaß Fußball- und Eishockeyclubs sowie zwei Formel-1-Teams

Hans-Christian Ströbele (83), 7.6.1939 -29.8.2022. Der Jurist mit rotem Schal und Fahrrad war eine Ikone der linken Szene in Berlin-Kreuzberg. Der ehemalige Verteidiger von RAF-Terroristen gehörte in den 1980ern zu den Mitgründern der Grünen, für die er fast zwei Jahrzehnte im Bundestag saß

Christiane Hörbiger (84), 13.10.1938 - 30.11.2022. Die Wienerin trat in die Fußstapfen ihrer Schauspieler-Eltern Paula Wessely und Attila Hörbiger. Über 60 Jahre lang begeisterte sie auf Bühne, Leinwand und im TV. Einer ihrer größten Erfolge: Die Rolle der Göring-Nichte in der Satire..Schtonk"

Ali Mitgutsch (86), 21.8.1935 - 10.1.2022. Fast jedes Kind in Deutschland hatte die Bücher des in München geborenen Bilderbuchautors, Illustrators und Malers in den Händen: Mitgutsch gilt als Erfinder der Wimmelbild-Bücher. Jedes neue Werk testete der Menschenfreund an seinen eigenen Kindern

Götz Werner (78), 5.2.1944 - 8.2.2022. Er lernte Drogist und war in seiner Jugend deutscher Meister im Rudern. Mit dm erschuf Werner eine Drogeriemarktkette, die heute in 14 europäischen Ländern aktiv ist. Obwohl Unternehmer, kämpfte er für ein bedingungsloses Grundeinkommen

Jürgen Grabowski (77), 7.7.1944 - 10.3.2022. Als einer der besten Offensiv-Fußballer seiner Zeit bestritt Grabowski 44 Länderspiele für Deutschland und 441 Begegnungen in der Bundesliga für Eintracht Frankfurt, wo er eine Fußballlegende ist. Grabowski war Welt- und Europameister sowie zweimal Uefa-Cup-Sieger

Mevlüde Genc (79), 5.2.1943 - 30.10.2022. Beim Brandanschlag von Rechtsextremisten auf ihr Haus in Solingen starben 1993 zwei ihrer Töchter, zwei Enkelkinder und eine Nichte. Trotzdem forderte sie nicht Rache, sondern setzte sich für Toleranz und Versöhnung ein

Fritz Pleitgen (84), 21.3.193815.9.2022. Der Duisburger war über Jahrzehnte einer der TV-Journalisten, die den Deutschen die Welt erklärten. Aus Brüssel, Nahost oder aus Moskau. Nach seinem Abschied als WDR-Intendant arbeitete er ehrenamtlich, unter anderem als Präsident der Krebshilfe

Doris Casse-Schlüter (80), 1942 -1.10.2022. Die Grafikdesignerin entwarf Layouts und Signets für zahlreiche Firmen und Behörden. Ihr bekanntestes Werk ist aber das Logo für Bonn von 1971, das als „Kussmund" viele Jahre das Markenzeichen der Stadt war