Lastenräder leisten einen bedeutenden Beitrag zur Mobilitätswende, indem sie den Verkehr in Städten und den CO₂-Ausstoß verringern. Die emissionsfreien Fahrzeuge reduzieren Staus und Verkehrsbelastungen, auch weil sie leichter durch enge Straßen und schmale Gassen navigieren. Schließlich benötigen sie weniger Raum als motorisierte Fahrzeuge und können daher auch engere Parkplätze nutzen.
So gesehen war es eine geniale Idee der Gründer und Gründerinnen des regionalen Biolebensmittel-Lieferservice hofdealer (vormals „Himmel un Ääd"), auf die umweltfreundlichen Fahrzeuge zu setzen. Außerdem sind Lastenräder im Vergleich zu motorisierten Lieferfahrzeugen oft günstiger in der Anschaffung und Wartung. Und Nachhaltigkeit liegt bei vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern stark im Trend - sowohl was die Mobilität als auch die Herkunft ihrer Lebensmittel angeht.
Jonathan Kümmerle Geschäftsführer
Mittlerweile trägt der regionale Fahrrad-Lieferservice also den Namen hofdealer und hat sich einen großen Stamm von Kundinnen und Kunden aufgebaut. In der zweiten Unternehmenssparte ist die VEMO Logistik GmbH als Dienstleister für Unternehmen in Köln und Bonn tätig, zum Beispiel für den Bioladen Momo in Beuel. Die Auslieferung der Waren erfolgt bei VEMO natürlich ebenfalls mit Elektro-Lastenrädern. Mittlerweile sind 45 Mitarbeitende für das Start-up-Unternehmen tätig, darunter auch viele Alanus-Studierende.
Bei einem Ortstermin in ihrem Kölner Hub erläutern die jungen Unternehmer Marlene Koch und Jonathan Kümmerle, wie es seinerzeit zu der Gründung kam. Mitten in der Corona-Zeit-im Mai 2020 - wagten die Freunde aus der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft mit Unterstützung der Regionalwert AG den Sprung in die Selbstständigkeit - obwohl sie eigentlich alle noch mit ihren Bachelor-Arbeiten beschäftigt waren.
„Wirtschaft neu denken" hieß ihr Studiengang an der Alanus Hochschule. Darin lernten sie die Grundlagen zur Gründung eines Unternehmens sowie Strategien zur Unternehmens- und Organisationsentwicklung, die eben nicht der Profitmaximierung dienen, sondern auch soziale und ökologische Ziele verfolgen und allen Mitarbeitenden ein gutes Leben ermöglichen sollen. „Tendenziell soll der Fahrradkurier genauso viel verdienen wie der Manager, der das Team leitet", erläutert Jonathan Kümmerle den Gemeinschaftsgedanken. Das zeigt sich auch in den Communitys, die sich an den Standorten in Bonn und Köln gebildet haben: Die Hofdealer haben Räume an weitere gemeinwohlorientiert arbeitende Unternehmen vermietet, darunter auch an einige andere Alanus-Start-ups. ,,Wir bieten sehr günstige Co-Working-Plätze an", sagt Marlene Koch, ,,inklusive Mittagessen und Netzwerkanschluss." Ziel sei es, mit den vormals ungenutzten Räumen einen Mehrwert zu schaffen. Dass die Hubs mehr sind als nur eine Ansammlung von Arbeitsräumen, zeigt sich bei gemeinschaftlichen Aktivitäten der Community wie dem Werkeltag, bei dem zum Beispiel Hochbeete bepflanzt werden.
„Am Ende des Tages geht es darum, ein gutes Leben führen zu können und mehr positive Dinge in die Gesellschaft hineinzutragen als negative", erklärt Jonathan Kümmerle die Philosophie gemeinwohlorientierter Wertschöpfung. Viel wichtiger als reines Profitstreben sei es, abends mit dem Gefühl nach Hause zu fahren: ,,Wir sind echt ziemlich müde, aber es war mal wieder ein richtiger geiler Tag." SASCHA STIENEN
Energieeffizienz steht im Fokus
Baumpflanzungen, Gebäudebegrünungen und Entsiegelungen nehmen in dem Gebiet zu
Immer mehr Unternehmen im Gewerbegebiet Beuel-Ost nehmen das Thema nachhaltige Energie und Energieeffizienz in den Fokus - sei es durch den Bau von Solaranlagen, energiesparende Produktionsabläufe oder Elektroladesäulen. Damit machen sich die Unternehmen unabhängiger vom Energiemarkt, sichern sich beim Bau von Solaranlagen bezahlbare und saubere Energie und können bei einem Überschuss gegebenenfalls sogar Strom in das Bonner Gesamtnetz einspeisen.
Auch Baumpflanzungen, Gebäudebegrünungen und Entsiegelungen nehmen im Gebiet zu. Das soll das Gewerbegebiet insgesamt nachhaltig weiterentwickeln und die Attraktivität des Gewerbestandortes steigern.
Innerhalb des Projektes der Bonner Wirtschaftsförderung werden die Unternehmen zu den Möglichkeiten beraten, unter anderem zu städtischen Förderprogrammen zu Photovoltaik und Entsiegelung oder der Wiederherstellung von Baumbeeten. In den nächsten Schritten werden die 2021 begonnenen Veranstaltungsund Beratungsangebote fortgeführt.
Das Netzwerk wird strukturell ausgebaut und durch nachahmenswerte Umsetzungen in den einzelnen Unternehmen und im gesamten Gebiet sichtbar.Dazu Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe: „Wir verzeichnen erfreulicherweise großes Interesse seitens der Betriebe im Gewerbegebiet. Bei der Auswahl der Maßnahmen und Formate spielen sowohl die Wirksamkeit für Klimaschutz und Nachhaltigkeit eine Rolle als auch die vorbildhafte Wirkung auf weitere Maßnahmen, Akteure und Akteurinnen."
Zur Entwicklung eines Gewerbegebietsmanagements- und zur Beratung der Unternehmen waren der WILA Bonn und das Ingenieurbüro Gertec im Auftrag der Bonner Wirtschaftsförderung.