Schön und essbar

Bei essbaren Blüten, Blättern und sogar ganzen Blumen stockt aber manch einem der Atem.  FOTO: GETTY IMAGES/DULEZIDAR

Mit ein wenig Aufwand und ein bisschen Phantasie und Experimentierfreude kann jeder recht einfach ein Gewürzregal aus eigenem Anbau von Balkon oder Fensterbank füllen

Petersilie, Schnittlauch, Kresse - diese Gewürzklassiker kennen selbst Gelegenheitsköche. Auch die unverzichtbaren mediterranen Kräuter wie Basilikum, Oregano oder Thymian sind noch in (fast) aller Munde. Bei essbaren Blüten, Blättern und sogar ganzen Blumen stockt aber manch einem der Atem. Dabei kann jeder und jede mit ein wenig Aufwand und ein bisschen Phantasie und Experimentierfreude recht einfach das Gewürzregal aus eigenem Anbau von Balkon bzw. Fensterbank oder der eigenen Gartenwiese nutzen und essen.

Blumen und Blüten

Vieles, was unser Auge in Vase oder Topf erfreut, ist auch essbar. Das fängt beim Gänseblümchensalat an und hört beim Löwenzahn noch lange nicht auf. Picken wir uns aus der bunten Vielfalt an verzehrbaren Blumen und Blüten zwei besondere Vertreter heraus: Lavendel und Kapuzinerkresse. Der Alleskönner Lavendel gilt als das Symbol mediterranen Lebensgefühls, sei es als Duftsäckchen oder Raumspray, macht aber auch als aromatisches Nahrungsmittel keine schlechte Figur. Süßmäuler naschen gerne Lavendelkekse, für die in einen Mürbeteig lediglich frische, gehackte Lavendelblätter und Blüten ohne Stiel gegeben werden. 

Auch in unseren Breiten wachsen Pflanzen, aus deren Zutaten geschmackvolle Teemischungen entstehen können

Fleischesser können zu ihrem Spießbraten in den Bratschlauch einfach ein paar Zweige Lavendel fügen, um dem Ganzen eine besondere Note zu verleihen, zusammen mit Rosmarin und etwas Wein erspart man sich so schon fast den Urlaub in Südfrankreich. Kapuzinerkresse ist eine Art kunterbunter Selbstbedienungsladen, denn ihre roten, gelben und orangen Blüten können als Snack zwischendurch einfach gepflückt und gegessen werden. 

In jedem Salat bilden sie das leuchtende essbare Tüpfelchen auf dem i. Kapuzinerkresse enthält Senföle und schmeckt deshalb etwas scharf und leicht nach Pfeffer. Schnelles Pesto zu Kartoffeln gesucht? Einige Handvoll Blüten mit Rapsöl, Parmesan, angerösteten Pinienkernen sowie Salz und Pfeffer pürieren - fertig! Toll zur Geltung kommen die farbigen Blüten auch als Party-Hingucker in Eiswürfeln für sommerliche Getränke.

Sofa-Happy-Hour

Nach getaner Arbeit gemütlich im Sessel chillen mit einem selbst hergestellten Getränk aus Grünzeug kann nur langweilig und öde sein? Probieren Sie doch mal dies: Es ist zwar exotisch lila, trotzdem vollkommen natürlich und garantiert von der Pflanze im eigenen Beet-violettes Malven-Wasser. Kaltes Wasser wird dabei durch die Blüten der Wilden Malve violett und jede Bowle oder Limonade zum Farbwunder. Zur Abwechslung kann man sich auch den immer noch angesagten "Hugo" gönnen, für den Holunderblüten zu Sirup verarbeitet werden und mit Sekt oder Mineralwasser aufgefüllt wird. Aus dem Tausendsassa Minze lässt sich zum Beispiel Eistee machen. 

Und was wäre der klassische Mojito ohne Minze? Inzwischen gibt es jedoch auch viele andere Cocktail-Variationen mit Kräutern, wie den Basilikum Smash aus Gin, Zitronensaft und Basilikum oder Rosmarin-Margarita, die auch alkoholfrei mit Pfirsichsaft Trinkgenuss verschafft. Freunde des herbaromatischen Geschmacks mögen Salbei als Gegenspieler in Cocktails, aber auch Prosecco mit Pflaume und Thymian eignet sich als ausgefallenes Sommergetränk. Klassisch kommt dagegen eine Waldmeister-Bowle daher, die mit Weißwein oder hellem Traubensaft, Sekt oder Mineralwasser und einer Handvoll Waldmeisterblättern (nicht übertreiben, sonst drohen wegen des Cumaringehalts Kopfschmerzen usw.) im Frühjahr und Sommer gern getrunken wird.

Kräuter in der Tasse

Darjeeling aus Indien oder Rooibos aus Südafrika wird bei dieser Teerunde nicht getrunken. Auch in unseren Breiten wachsen Pflanzen, aus deren Zutaten geschmackvolle Teemischungen entstehen können. Für Einsteiger einfach zu kultivieren sind Pflanzen aus der Familie der Minze. Bekannt ist vor allem die Pfefferminze, aber es gibt auch die etwas süßere Schokoladenminze, die vielfältig einsetzbare Apfelminze und viele mehr. Pflanzen dieser Art sind relativ pflegeleicht, wachsen unkompliziert von selber (manch ein versierter Gärtner würde sagen wie Unkraut) auch in Kübeln und können bei der Ernte fast komplett geplündert werden. 

Ab und zu mal ein Blättchen Minze in den Mund, kauen und (unauffällig) wieder ausspucken, macht ein frisches Gefühl und ersetzt den Kaugummi. Gesund wird es mit Tees aus Salbei oder Holunderblüten. Für letzteren benötigt man lediglich von einem Strauch des Schwarzen Holunders eine Handvoll frische oder getrocknete Blüten, säubert diese von Kleintieren, übergießt sie mit heißem Wasser und lässt die Mischung acht Minuten stehen. 

Frühere Generationen halfen sich so bei Erkältungen und Fieber. Nicht nur die süßen Früchte von Erdbeeren, Brombeeren und Himbeeren sind essbar, auch deren Blätter taugen für ein wohliges Getränk aus der Kanne. Ideal sind die zarten, jungen Blätter, die man ab April sammeln kann. Die Zubereitung ist ähnlich der von Holunder und kann auch als Beerenblätter-Mix getrunken werden.