Der Wissenschaftsladen Bonn hilft jungen Menschen bei der Ideenfindung im Bereich nachhaltiger Ausbildungsberufe

Irgendwas mit Ökologie

Der Biobauer ist natürlich das Aushängeschild der grünen Arbeitswelt - aber es gibt noch so viel mehr Berufe, die der Nachhaltigkeit dienen. FOTOS: DAN ZOUBEK/NETZWERK GRÜNE ARBEITSWELT

VON JÖRG WILD

Es gibt keine Jugendstudie mehr, die nicht belegt: Ökologie, Bekämpfung des Klimawandels und neue Möglichkeiten nachhaltigen Lebens sind zentrale Themen, die junge Menschen umtreiben. Immer mehr Jugendliche ernähren sich gesünder, sie achten auf biologisch hergestellte Kosmetika und kaufen fair gehandelte Kleidung. Und natürlich suchen viele von ihnen eine berufliche Zukunft, die bei der Rettung des Planeten eine Rolle spielen kann. Wo und wie entsprechende Ausbildungsberufe zu finden sind, darüber weiß Krischan Ostenrath im Wissenschaftsladen Bonn eine ganze Menge zu erzählen.

„Zunächst mal sollte man sagen: Es gibt nicht den einen guten oder besten Weg in eine grüne Arbeitswelt", sagt der engagierte Wissenschaftler. Im Gegenteil: Es gibt unendlich viele Wege, die auf lange Sicht ökologisch wichtig sind und der Nachhaltigkeit dienen. „Das Beste ist, man lernt einen Job, der einem Spaß macht und den eigenen Stärken entspricht. Und danach orientiert man sich auf dem Arbeitsmarkt dahin, wo die Wirkung offensichtlich gut fürs Klima oder für die Umwelt ist."

..Es gibt nicht den einen guten oder den besten Weg in eine grüne Arbeitswelt"
Krischan Ostenrath
Wissenschaftsladen Bonn

Beispiel gefällig? Ein Bankkaufmann kann sich später in einer Sozialoder Ökobank seinen Weg suchen. Ein ökologisch angehauchter Kfz-Mechatroniker wird sich einen Job in einem Betrieb sichern, der auch E-Autos wartet. Und eine Einzelhandelskauffrau kann in einer Firma tätig werden, die nachhaltige Produkte herstellt und vertreibt. „Es muss nicht immer der Biobauer sein oder der Techniker, der Solaranlagen aufs Dach montiert", erklärt Ostenrath ernst, aber auch augenzwinkernd.

Und noch ein Tipp ist dem Berater wichtig: Auch ein Job in einer grünen Branche ist immer noch ein Job. Menschen wollen sich davon ernähren, Firmen wollen Geld verdienen. „Es werden keine Öko-Propheten gesucht, sondern Fachkräfte, die ihre Fähigkeiten für ein bestimmtes nachhaltiges Ziel einsetzen."

Womit wir schon bei den Fachkräften sind, die händeringend gesucht werden. Das sind längst nicht mehr nur die IT-Experten und akademisch ausgebildeten Theoretiker. Handwerker, Verwaltungskräfte, Landwirte, Kaufleute, Kommunikationsexperten - sie alle können einen Beitrag zur Verbesserung des Klimas zum Erhalt der Umwelt, zur Sicherung der Boden- und Wasserqualität beitragen und damit ,,grün" arbeiten.

Wie man als interessierter junger Mensch dahin kommen kann, dafür gibt es viele Wege. Kompetenzchecks können eine Idee liefern, sie sollten aber nicht überbewertetet werden. Wer sich der Thematik annähern will, der findet auf der Website des Netzwerks Grüne Arbeitswelt 16 Berufsfelder, die eine erste grobe Orientierung ermöglichen. Die reichen von Ökologische Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion" über „Erneuerbare Energien und Energieeffizienz“ und „Grüne Entwicklungszusammenarbeit" bis hin zu ,,Nachhaltigkeitskommunikation und Campaigning". Man erkennt sehr schnell, dass die Sekretärin bei einem Ökostrom-Anbieter genauso Bestandteil der Green Economy ist wie der Finanzexperte in einer Öko-Bank oder der Versicherungs-Mathematiker, der Umweltschäden vorausberechnet. „Eigentlich kann fast jeder Job grün sein - es kommt nur darauf an, wie man ihn umsetzt", erklärt Krischan Ostenrath.

In der Vorbereitung auf die Berufsfindung rät der Wila-Experte allen Jugendlichen und Eltern immer wieder: ,,Nutzt die Chancen, die ein Praktikum bietet. Nehmt nicht das, was einfach ist oder in der Nachbarschaft liegt - dazu ist das Thema zu wichtig. Nirgendwo sonst kann ein junger Mensch so gute Einblicke in ein möglicherweise interessantes Berufsbild bekommen und erste Erfahrungen sammeln."

Auch die Standardberufsbildpositionen", die das Bundesinstitut für Berufsbildung noch vor wenigen Monaten aktualisiert hat, enthalten nun auch die Pflicht, dass junge Menschen in der Ausbildung mit Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen konfrontiert werden müssen. Betriebe und Berufsschulen sind also in der Pflicht und kommen dieser in der Regel auch ziemlich gut nach.

Wer dann endlich die richtige Ausbildung durchlaufen und anschließend den ökologisch wertvollen Beruf gelernt hat, sollte nicht erwarten, dass er dadurch ,,glücklicher“ im Job wird. Das ist einer der Haken, die es immer noch gibt", sagt Krischan Ostenrath: „Angestellte in diesen Berufszweigen werden nicht automatisch superreich." Und jedem Menschen sollte klar sein, den Öko-Job in Reinstform gibt es nicht. ,,Kompromisse sind wichtig."


Netzwerk Grüne Arbeitswelt:
www.gruene-arbeitswelt.de
Jobdatenbank grüner Berufe:
green-up-your-future.de/jobs
Kompetenz-Check:
www.taste-ee.de/kompetenzcheck_einfuehrung.php