Perücken in kleinteiliger Handarbeit herstellen, künstliche Nasen und Glatzen, Gesichter verfremden und das Äußere von Menschen in andere Zeiten und ungewohnte Umgebungen versetzen – all das macht der Maskenbildner.
Wer beim Theater Bonn die Maskenbildner sucht, der findet sie im Werkstatt-Areal in Beuel. Hier, wo Bühnenbilder gemalt und Kulissen gezimmert werden, hat auch der Leiter des Bereiches Maske Schauspiel, Andreas Frank, sein kleines Büro. Seit 1988 ist Frank in dem Beruf tätig, zunächst in Berlin und seit 1992 auch in Bonn an der Oper und am Schauspiel. Er weiß, wie viel Liebe zum Detail nötig ist, und was einen guten Maskenbildner auszeichnet.
Wer denkt, man müsse nur mal vor der Aufführung der Medea die Wangen rot pudern, der täuscht sich. „Das ist ein sehr haarlastiger Beruf“, erzählt Frank lächelnd, und ein Blick in die Ateliers beweist die Aussage. Von allen Schauspielern werden Kopfabdrücke genommen, aus denen dann Ton-Duplikate entstehen. Jede Perücke, jeder künstliche Bart, jede Glatze passt hinterher genau auf den zugehörigen Kopf. Und die Arbeit daran kann kleinteilig werden. Haar für Haar knüpfen die Maskenbildnerinnen durch den Tüll, der die Kopfhaut simuliert. Es kann Wochen dauern, bis eine gute Perücke fertig ist – aber sie prägt damit auch das Bild des Darstellers und damit im wahrsten Sinne die Eindrücke, die das Stück hinterlässt.
Deshalb ist es auch von großem Vorteil, wenn Interessenten für den Beruf ein solides Interesse an Frisuren und am Friseurhandwerk mitbringen. Aber nicht nur das, denn das Äußere des Menschen reduziert sich ja nicht auf seine Haare.
„Wir verändern das Aussehen von Menschen teilweise grundlegend“, erläutert Andreas Frank. Hier muss eine Knollennase modelliert, dort die Gesichtsfarbe völlig verändert werden. Materialkunde ist daher enorm wichtig und auch ein Gefühl für Moden und Trends in unterschiedlichen Zeitepochen. Solches Wissen vermitteln die Blockunterrichts-Einheiten an Berufsschulen, die in Berlin, Hamburg und BadenBaden sitzen.
Was keine Schule vermitteln kann, ist die Nähe zum Menschen. „Dafür muss man schon eine Veranlagung haben, denn wir kommen den Darstellern beim Schminken teilweise sehr nahe“, meint Andreas Frank. Berührungsängste sollte ein Maskenbildner nicht haben, Einfühlungsvermögen und gute Umgangsformen dafür umso mehr.
Die hohen Anforderungen belohnt der Job: Man ist an einem besonderen Ort, Teil eines kreativen Teams und von der Planung bis zur Aufführung ein fester Bestandteil der jeweiligen Produktion. Das darf man ruhig wörtlich nehmen, denn bei jeder Vorstellung muss der Maskenbildner anwesend sein. „Egal, ob die Familie gerade Weihnachten feiert, Geburtstagsfeiern anstehen oder Freunde ausgehen: Wir sind dann bei der Arbeit, wenn viele andere Menschen frei haben“, sagt Andreas Frank.
Der Leiter der Maske Schauspiel zieht ein überaus leidenschaftliches Resümee seines Jobs. „Das ist ein toller Beruf, bei dem man in einem einmaligen Umfeld künstlerisch und handwerklich arbeiten kann.“