Materialmangel und Lieferengpässe waren zwei Themen, die die Immobilienwirtschaft insbesondere im vergangenen Jahr massiv beschäftigt haben. Und von Entwarnung kann aus Sicht von Bauträger Bernd Hensel (Renum Projektgruppe Bonn) keine Rede sein: ,,In Folge des Ukraine-Krieges herrscht ein unbeschreiblicher Materialmangel." So müsse man beispielsweise anderthalb Jahre auf eine Wärmepumpe warten. Was man laut Bernd Hensel neuerdings zudem bedenken müsse, sind teils massive Preissteigerungen, sprich eine stark gestiegene Inflation.
Renum Projektgruppe Bonn
Beispielsweise seien Fassadenklinker teurer geworden. Hensel hatte diese Entwicklung ein Stück weit geahnt: ,,Als der Krieg begann, habe ich alle Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, angerufen und sie gebeten, das komplette Material zu bestellen und in einer meiner Lagerhallen einzulagern." Etwa Lüftungen und Schweißbahnen. Aus heutiger Sicht eine gute Entscheidung, meint Hensel: ,,Sonst wären uns die Kosten weggelaufen."
Die Entwicklung kann der Bauträger erklären: „Viele Hersteller brauchen Energie und Gas, um ihre Produkte zu produzieren, und das verteuert natürlich die Kosten und den Preis." Mittlerweile scheine sich das Preisniveau aber wieder einzupendeln. ,,Wann aber die Preise runtergehen, bestimmen Angebot und Nachfrage", führt Bernd Hensel aus: ,,Viele Unternehmer werden die produzierten Mengen absichtlich gering halten, um das Angebot künstlich zu verknappen." Für ihn stellt sich da nämlich die einfache Frage: ,,Warum sollte jemand wieder 100 Prozent produzieren, wenn er mit 30 Prozent den gleichen Gewinn erzielen kann?“
Wie bei Bauträger Hensel war auch für Projektentwicklerin Frederike Krinn (Landmarken AG) eine vorausschauende Planung und Lagerhaltung in Fall der Baustoff- und Materialkrise das A und O: ,,Das konnten wir auf unserer Baustelle in Bonn feststellen", unterstreicht sie: „Wir hatten die Arbeiten dort zum Glück in relativ viele Einzelgewerke unterteilt und recht früh beauftragt, bevor sowohl die Energie- wie auch die Baukosten zugelegt haben." Allerdings hätten sich die Preis- und Kostensteigerungen bei jenen Aufträgen durchgeschlagen, die ihr Unternehmen zuletzt vergeben hat: ,,Diese Entwicklung haben wir massiv zu spüren bekommen."
Betroffen gewesen seien etwa Elektronik und Halbleiter oder solche Produkte, die super energieintensiv sind". Das Ganze habe einen signifikanten Einblick in die Produktion ermöglicht, wo ganz viel passiert sei. Laut Frederike Krinn kam aber noch eine weitere Entwicklung hinzu: ,,Von der Ahr-Flut im vergangenen Jahr waren auch lokale Unternehmen betroffen." Das sei sicherlich eine besondere Situation gewesen, so die Projektentwicklerin weiter, die sich auch auf die Personal- und Materialknappheit ausgewirkt hat".
VON AXEL VOGEL