Vergleich zwischen den Märkten für Wohn- und Gewerbeimmobilien

Knappes Angebot an Wohn- und Gewerbeimmobilien in Bonn: Heute Wohnungen, morgen Gewerbe?

Hendrik Heßlenberg (I.) und Florian Langer (Larbig & Mortag) diskutierten über Kompetenzen von Gewerbeimmobilienmaklern. FOTO: AXEL VOGEL

Das 1. GA-Forum Gewerbeimmobilien diskutierte über Expertise und Beratungsqualität in einem starken Bonner Markt

Das Angebot an freien Flächen in der Bundesstadt Bonn ist knapp - das gilt sowohl für Wohn- als auch für Gewerbeimmobilien. Machen sich die Immobilienentwickler und Makler auf den beiden Märkten nicht sogar Konkurrenz. Oder gibt es sogar Immobilienexperten, die versuchen, das Beste aus beiden Märkten zu vereinbaren. Das waren Fragen, über die beim 1. GA-Forum Gewerbeimmobilien diskutiert wurde.

Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe (Stadt Bonn) hatte bei der Internationalen Immobilienmesse Expo Real in München gehört, dass offenbar einige Projektentwickler, die bisher ausschließlich im Wohnungsbau tätig waren, mit dem Gedanken spielten, sich auch auf dem Feld der Gewerbeimmobilien zu betätigen. 

Dazu sagte Bernd Hensel (Renum Projektgruppe Bonn), aus steuerlichen Gründen könnte dieser Gedanke durchaus attraktiv sein: „Durch die Umsatzsteuer haben Sie im Wohnungsbau 19 Prozent mehr Kosten, da die Mehrwertsteuer nicht erstattet wird. Jemand, der rechnen kann, kann also auf die Idee kommen, künftig in Büroimmobilien zu investieren, um den Vorteil der Mehrwertsteuererstattung zu nutzen."

"Wohnen oder Gewerbe - das ist keine Laune der Natur"
Florian Langer
Larbig & Mortag

Florian Langer (Larbig & Mortag) erläuterte, dass sich die Märkte für Wohn- und Gewerbeimmobilien grundsätzlich unterscheiden und für jeden Markt und seine Anforderungen auch eine entsprechende Expertise erforderlich sei: „Wohnen oder Gewerbe - das ist keine Laune der Natur. Beide Märkte unterliegen auch einem stetigen Wandel. Ein Projektentwickler aus dem Wohnimmobilienmarkt kann seine Expertise nicht einfach eins zu eins auf Büroimmobilien bzw. Gewerbeimmobilien kopieren. Um ein marktfähiges Produkt zu entwickeln, bedarf es jahrelanger Erfahrung. "

Torsten Hamm (Greif&Contzen) meinte: ,,Viele überlegen vermutlich, was sie tun können, wenn ihr Geschäft nicht mehr so läuft wie zuvor. Dann kommt man auf solche Ideen." Jedoch sei für die Projektentwicklung von Büroimmobilien eine hohe Expertise erforderlich: ,,Man verbringt viel Zeit mit solchen Projekten: von der Planungsphase über die Baurechtschaffung bis zur Umsetzung. Das können manchmal Zeiträume von mehreren Jahren sein." Deshalb hält Hamm es für eine schlechte Idee zu sagen: ,,Jetzt mache ich einfach mal Büroimmobilien."

Hendrik Heßlenberg (Larbig & Mortag Immobilien) hat als Echo der Expo mitgenommen, ,,dass sich gerade jene Unternehmen in dieser Multi-Krise durchsetzen, die in ihrem Handeln und Tun einfach gut sind, das nötige Hintergrundwissen haben und fundierte Beratungsleistungen abbilden können." Wichtig sei es nun verstärkt wieder mit Nachhaltigkeit zu agieren. Diese Marktteilnehmer aus den vergangenen Jahren, die ohne viel Basiswissen oder Verständnis für das Produkt nur auf steigende Renditen geschaut haben, kommen jetzt nicht mehr weit." Was Experten für Gewerbeimmobilien in dieser Phase des sich wandelnden Marktes auszeichne, sei die Qualität: ,,Nur jene Marktteilnehmer, die durch ihre Dienstleistungen überzeugen und mit griffigen Beratungsansätzen vorgehen, werden sich durchsetzen." 

Alle übrigen würden wieder vom Markt verschwinden. „Also der oder die Ansprechpartnerin, die lediglich zum Termin erscheint, um die Tür zur Immobilie aufzuschließen, aber sonst keinerlei Informationen über das angebotene Objekt bieten kann, wird es in Zukunft nicht mehr geben. Dazu sind der Bonner Markt und seine auch einfach zu Teilnehmer gut." 

Frederike Krinn (Landmarken AG) bestätigte den Eindruck, dass viele Marktteilnehmer in der jüngeren Vergangenheit wahnsinnig auf steigende Preise gesetzt haben und dem Image der Branche damit nicht unbedingt nur gutgetan haben". Die Tatsache, dass sich das jetzt ein wenig beruhige, und dass diejenigen überleben, die gut gewirtschaftet haben, sei positiv zu bewerten.

Guido Dörrenberg (Sparkasse KölnBonn) verwies schließlich darauf, dass es Projektentwickler gebe, die sowohl in Wohn- als auch in Gewerbeimmobilien investieren. Bei diesen Gesellschaften sei die nötige Expertise dann auch vorhanden und viele davon blicken auf langjährige Erfahrungen in beiden Segmenten zurück.
VON SASCHA STIENEN

Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe vertrat die Stadt Bonn beim 1. GA-Forum Gewerbeimmobilien. FOTO: AXEL VOGEL
Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe vertrat die Stadt Bonn beim 1. GA-Forum Gewerbeimmobilien. FOTO: AXEL VOGEL