Ein wichtiger Faktor bei der Wahl eines geeigneten Firmenstandortes ist die Lage. Dazu gehört auch die gute Erreichbarkeit des Betriebes in Zeiten der Mobilitätswende ein spannendes Thema, wie sich bei der Diskussion im 1. GA-Forum Gewerbeimmobilien zeigte.
Bernd Hensel (Renum Projektgruppe Bonn) verwies darauf, dass neue Flächen für Wohnimmobilien in Bonn begrenzt sind und die Preise nach wie vor hoch. "Wenn ich vernünftig wohnen will, muss ich raus aus der Stadt", erläuterte er. Die Frage sei dann aber: "Wie komme ich zum Arbeiten wieder hinein?" Dazu brauche es ein ausreichend großes und funktionierendes Verkehrssystem sowie ausreichend Stellplätze im Umfeld der Unternehmen.
Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe (Stadt Bonn) sagte: "Die Ein- und Auspendler-Werte unserer Region werden sich nicht ändern. Das Rheinland wird heiß begehrt bleiben - von Frankfurt bis Düsseldorf. Da kann viel mit ÖPNV abgewickelt werden, aber nicht alles." Appelbe sagte ganz klar: "Wir als Stadt Bonn können den Wohnraum für die Beschäftigten, die in den Unternehmen arbeiten, gar nicht bereitstellen." Das bedeute, dass viele Beschäftigte weiterhin in der Region wohnen - und nicht alle Pendlerstrecken durch den ÖPNV übernommen werden können.
Weiter berichtete Victoria Appelbe, sie höre von vielen Firmen gerade aus der IT-Branche, dass viele Mitarbeitende mit dem Rad zur Arbeit kommen möchten. "So kommt es, dass Unternehmen oder auch Forschungseinrichtungen, die in der Region einen Sitz hatten, noch eine Außenstelle in Bonn eröffneten, weil sie sich zu den Menschen bewegen möchten. Die Fachkräfte wollen in zentrale Lagen."
Dazu sagte Hendrik Heßlenberg (Larbig & Mortag Immobilien): "Ob Standort A oder B in Frage kommt, treffen die Entscheider immer mit Blick auf die mögliche Anreise der Mitarbeiter. Wo kommen die Mitarbeiter her, wie kommen die Mitarbeiter in das neue Büro und was haben sie für Fahrtwege? Das merken wir bei den Fahrzeitenanalysen, die wir für unsere Kunden anbieten und erarbeiten." Eine gute Erreichbarkeit sei deshalb unabdingbar für den Standort. "In dieser Hinsicht hat der DB-Haltepunkt UN-Campus einen absoluten Mehrwert geschaffen, um ein positives Beispiel zu nennen."
Frederike Krinn (Landmarken AG) bestätigte das: "Es ist tatsächlich so: Man wählt den Standort für die Mitarbeiter aus. Das erleben wir auch innerhalb unseres Unternehmens. Wir sind ja in Aachen ansässig, haben uns aber auch dazu entschieden, in Düsseldorf ein Büro aufzumachen, um die Pendelei zu reduzieren." In der Diskussion um geeignete Bürostandorte sei es wichtig zu wissen, ob die sogenannte "letzte Meile" auch für Menschen gut funktioniert.
Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe erläuterte, dass für viele größere Unternehmen vor allem die Firmenadresse wichtig sei: "Da lautet die Frage nicht, Bonn oder Sankt Augustin?', sondern "Bundesviertel oder Köln oder Frankfurt?" Für viele kleine und mittelständische Unternehmen stelle der Rhein eine natürliche Grenze dar - und damit die Frage, wie oft sie und ihre Mitarbeiter den Fluss überqueren müssen. "Oder schauen Sie in den Bonner Süden: Dort gibt es mehrere Unternehmen, die viele Beschäftigte aus Rheinland-Pfalz haben." Das erlebe sie in vielen Gesprächen, dass die Unternehmer sagen: "Unsere Kunden sind eher im Süden, dann kommt ein Standort im Bonner Norden nicht in Frage." Für sie steht fest, dass das Bundesviertel und der Bonner Bogen im Wettbewerb mit anderen A-Standorten in Deutschland stehen. Auch mit Blick auf einige Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis ist die Wirtschaftsförderin positiv gestimmt: "Siegburg hat sich mit dem ICE-Standort gut gemacht. Rheinbach und Sankt Augustin sind als Hochschulstandorte auch sehr gut zu erreichen, weil sie an gut ausgebauten ÖPNV-Strecken liegen."
von Sascha Stienen