Die Büroimmobilie von gestern wird nicht so leicht zum Büro der Zukunft, meinen die Experten beim 1. GA-Forum Gewerbeimmobilien

New Work läuft besser im Neubau

VON SASCHA STIENEN

Büroimmobilie an der B 9 in Bonn. FOTO: SASCHA STIENEN
Büroimmobilie an der B 9 in Bonn. FOTO: SASCHA STIENEN


Mobiles Arbeiten, flexible Arbeitszeiten und neuartige Co-Working Spaces: Der Begriff „New Work" verspricht modernes und mitarbeiterfreundliches Arbeiten. Nicht zuletzt während der Corona-Pandemie haben viele Menschen die Vorteile des Home-Office kennen und schätzen gelernt. Bei der Rückkehr ins Office stellen sie nun ganz neue Ansprüche an ihren Arbeitsplatz und an die zur Verfügung stehenden Räume. Das zeigte sich in der Diskussion beim 1. GA-Forum Gewerbeimmobilien.

,,New Work spielt bei der Veränderung oder Erweiterung von Büroräumen derzeit eine ganz zentrale Rolle", betonte Hendrik Heßlenberg (Larbig & Mortag Immobilien). Bei Bestandsbauten aus den 1980er Jahren mit Deckenhöhen um die 2,5 Meter sei es aber schwierig, diese so zu entwickeln, um sie für New Work auf den Markt zu bringen. „Das Thema New Work lässt sich leider nicht auf jeder Fläche abbilden, die auf dem Markt angeboten wird." Abriss und Neubau könne da auch nicht die heilende Lösung sein.

Torsten Hamm (Greif & Contzen) berichtete: „Die meisten Unternehmen haben festgestellt, dass es nicht funktioniert, die Mitarbeiter dauerhaft ins Home-Office zu schicken." Dabei bleibe zuviel auf der Strecke: die interne Kommunikation, der Flurfunk, die Bindung der Mitarbeiter untereinander, das Wir-Gefühl, aber auch die Loyalität zum Unternehmen." Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass die Produktivität erst anstieg, aber dann wieder herunterging, weil die Mitarbeiter vermehrt die mit diesem Modell verbundenen Freiheiten nutzten. „Der Ort des wirtschaftlichen Handelns ist und bleibt das Büro", so Hamm. ,,Als Unternehmen brauche ich die Leute auch vor Ort. Das ist die gute Nachricht für den Bürovermietungsmarkt: Der Bedarf bleibt weiter da und bleibt auch hoch."

Die Umstrukturierung auf Modelle mit Home-Office-Angeboten dauere in Bonn an - gerade bei kleineren und mittleren Unternehmen, erläuterte Torsten Hamm weiter: ,,Ich muss neue Bürostrukturen schaffen, wenn ich Mitarbeiter ins Home-Office schicke, denn wenn sie an gewissen Tagen doch da sein sollen, muss ich zu dem Zeitpunkt auch entsprechend viele Arbeitsplätze vorhalten." An den Bürotagen erfolge extrem viel Kommunikation, wofür mehr Besprechungsräume nötig seien. Wer Desk-Sharing einrichte, um einzelne Schreibtische mit verschiedenen Mitarbeitern zu besetzen, könne insbesondere in Open-Space-Flächen weiter verdichten, brauche für die Mitarbeiter aber auch Rückzugsorte und größere Sozialbereiche. „So ergibt sich bei vielen Unternehmen ein Nullsummenspiel, sodass der Flächenbedarf in etwa gleich bleibt." Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe (Stadt Bonn) bekräftigte, dass in vielen Unternehmen der Bedarf an kollaborativen Flächen steige: ,,Wenn alle seltener kommen, braucht man das entsprechende Format. Man braucht Räume, in denen man einen produktiven Workshop halten oder Sozialräume, in denen das Team zusammenkommen kann, auch um miteinander zu feiern."

Im Moment sei eine Verschiebung der Bedarfe zu beobachten, So Appelbe: „Ich glaube, dass gerade bei kleineren und mittleren Unternehmen dieser Prozess noch lange nicht abgeschlossen ist und damit auch die Frage, welche Art von New Work sie schaffen wollen." Manche Unternehmen hätten sich schon sortiert, andere aber erst Konzepte. „Die aktuellen Krisen haben das überlagert."

Hendrik Heßlenberg bestätigte, dass New Work und flexible Arbeitszeitregelungen sich auf die Wahl der Büroimmobilien auswirken: ,,Neue Begegnungszonen sind in diesem Zusammenhang ganz wichtig. Kommunikation und Begegnung gewinnen zunehmend an Wichtigkeit und wirken sich in so einem Konzept noch einmal ganz anders aus. Dann braucht man als Unternehmer eine ganze neue Fläche, ein ganz neues Konzept und vor allem Berater, die einen Nutzer bei diesem Change Prozess unterstützen können."

Und Thorsten Neugebauer (Greif & Contzen) ergänzte, dass die sich wandelnde Arbeitswelt permanent neue Raumlösungen erfordere: ,, Der Druck, die Fläche attraktiv für die Bedürfnisse der Arbeitnehmer zu gestalten, wird ja auch nicht kleiner werden - zum Beispiel in Hinsicht auf den Fachkräftemangel im War for Talents."