Elektroautos sollen die Verbrenner ablösen. Ein Pkw-Experte berichtet beim 4. GA-Forum Energie aus der Praxis

Pkw-Experte Lennard Steinlandt spricht: Reichweiten meist groß genug

RKG-Produktexperte Lennard Steinlandt (Mitte) berichtete aus seiner Beratungspraxis. FOTO: AXEL VOGEL

Der vermehrte Einsatz von Elektromobilität und damit der schrittweise Abschied von den Verbrennungsmotoren - das ist ein weiterer Baustein, mit dem Bund, Land und Kommunen die Klimaziele erreichen wollen. Welche neusten Entwicklungen es in diesem Bereich gibt, darüber diskutierten die Expertinnen und Experten beim 4. GA-Forum Energie in Design Offices am Bonner Hauptbahnhof.

Lennard Steinlandt hat als Produktexperte für Pkw-Neufahrzeuge bei der Rheinischen Kraftwagengesellschaft (RKG) fast täglich mit dem Thema zu tun. Nachdem ein Großteil der Förderungen für Elektroautos reduziert wurden, ist es eine große Herausforderung, unseren Kunden und Kundinnen Elektromobilität weiter ans Herz zu legen.“ Durch die Förderungen hatten viel mehr Menschen einen Anreiz, sich vorab mit dem Thema auseinanderzusetzen. Was aus seiner Sicht positiv ist: „Die Kunden, die sich aktiv für Elektromobilität entschieden haben, wollen meist auch nicht mehr zurück zum Verbrenner.“ Viele haben laut Steinlandt buchstäblich erfahren, dass ihre Angst wegen zu geringer Reichweiten unbegründet gewesen sei. „Und sie merken, wieviel Spaß es macht, rein elektrisch zu fahren.“

Wer schon mit einem Hybridfahrzeug einen Großteil seines Tagesbedarfs elektrisch abdecken konnte, der wechsle gerne auch zur reinen Elektromobilität. Hinzu komme: Die Netzabdeckung sei mittlerweile sehr gut. Viele laden sowieso zu Hause oder bei der Arbeit an dafür vorgesehenen Ladesäulen und Wallboxen. Das reiche abgesehen von langen Urlaubsfahrten - im Alltag völlig aus. Nur ganz wenige haben einen Tagesbedarf von mehr als 500 Kilometern“, sagte Steinlandt.

"Die Kunden, die sich aktiv für Elektromobilität entschieden haben, wollen meist auch nicht mehr zurück zum Verbrenner“
Lennard Steinlandt
RKG-Experte

Peter Küpper (Josef Küpper Söhne) sagte, die Reichweiten seien für Handwerksunternehmen wie das seine nicht der Knackpunkt, sondern das Thema Last: „Wenn man bei einem elektrischen Fahrzeug hinten eine Wärmepumpe auf dem Anhänger liegen hat, bekommt man ein Problem.“ RKG-Experte Steinlandt räumte ein, dass die Autos durch große Lasten, die sie bewegen müssen, gleichzeitig an Energie und damit an Reichweite verlieren. Einige klassische Handwerksbetriebe, die kleinere Fahrzeuge benötigen und innerstädtisch unterwegs seien, nutzten laut Steinlandt aber bereits Modelle wie den eVITO oder den eSprinter. Hier wird es aber erst mit der nächsten Generation Anhängerkupplungen geben. „Ich glaube aber, es wird noch einige Zeit dauern, bis wir Sprinter mit hohen Lasten haben.“ Celia Schütze (Bonner Energie Agentur) fragte, ob die RKG auch Gesamtpakete anbiete mit Wallbox und/oder Photovoltaiklösungen, Stichwort Sektorenkopplung. Dazu sagte Steinlandt, die RKG habe eine Zeitlang Wallbox-Gesamtpakete angeboten, aber irgendwann nicht mehr, weil die Nachfrage zu gering war. Kunden greifen hier lieber auf ihren bekannten Elektriker zurück.

„Ich gehe aber davon aus, dass es in Zukunft in dieser Hinsicht mehr Kooperationen für Rundum-sorglos-Pakete geben wird.“ Es wird aber weiterhin eine eigene Mercedes-Benz-Wallbox angeboten.

Stephan Herpertz (Verbraucherzentrale Bonn) sagte: Ich finde es wichtig bei Anschaffung einer PV-Anlage, die auch ein Elektroauto mit Strom versorgen soll, eine Wallbox anzuschaffen, hinsichtlich ihrer Ladeleistung zum Elektroauto passt und zweiten über eine funktionierende Kommunikationsschnittstelle zur PV-Anlage verfügt. Auch hier gilt also: Man braucht ein Gesamtkonzept.“

Carlos Pancho (Knauber Unternehmensgruppe) wünschte sich bessere Lösungen im Bereich der Batteriespeichertechnologien: „Wenn der Standard-Anwendungsfall das Laden in der Nacht ist, hilft mir streng genommen die Solaranlage in dem Moment nicht viel, zumindest nicht ohne funktionierenden Speicher.“ Und die müssten eben groß genug sein, um die nötige Energie über und für längere Zeiträume bereitzustellen.