Die Klimaziele können nur erreicht werden, wenn alle dazu beitragen. Das gilt für die öffentliche Verwaltung ebenso wie für die Wirtschaft und die Bürgerinnen und Bürger. Große Energieeinsparpotenziale schlummern zum Beispiel im Gebäudebereich. Doch wer soll das alles bezahlen? Beim 4. GA-Forum Energie stellten die Expertinnen und Experten deshalb auch eine ganze Reihe von Förderprogrammen vor, mit denen Bund, Land und Kommunen Privatleute ermuntern wollen, die Energiewende in den eigenen vier Wänden anzugehen.
„Die Förderlandschaft ist nach wie vor ein Dickicht“, sagte Stephan Herpertz (Verbraucherzentrale Bonn). „Das Problem für uns Berater ist ja, dass es sich permanent ändert. Jetzt steht im GEG wieder drin, dass was geändert wird, was vorher in der Bundesförderung Energieeffiziente Gebäude festgelegt war. Da bin ich gespannt, was da letztendlich herauskommt.“ Zudem gebe es auch Landesprogramme, die Wärmepumpen, Erdwärmepumpen und Grundwasserpumpen fördern.
„Vom Grundsatz sind die Förderkonditionen für den Heizungstausch sehr gut, für die Maßnahmen an der Gebäudehülle optimierungsbedürftig“, betonte Herpertz. „Da würde ich mir eine Erhöhung der Fördergelder wünschen.“ Denn alle Maßnahmen zur Verbesserung des Wärmeschutzes wie zum Beispiel eine Außenwanddämmung sind sehr nachhaltige Maßnahmen, von der man 40 bis 60 Jahre was davon hat“, die Heizung dagegen halte häufig nur 20 Jahre. Dabei liegen die Kosten für einzelne Dämmmaßnahmen heute in der gleichen Größenordnung wie die für einen Heizungstausch. Im Bereich Photovoltaik sei die eigentliche Förderung die Einspeisevergütung. Hinzu komme das kommunale Förderprogramm „Solares Bonn“.
Celia Schütze (Bonner Energie Agentur) rät, auch bei der Heizungserneuerung einen Energieberater einzubinden. „Es ist immer sinnvoll, sich ein neutrales Beratungsbüro an die Seite zu holen. Wir sprechen ja über hohe Geldsummen. Das ist sinnvoll investiertes Geld.“
Josef Küpper Söhne
Auch Peter Küpper (Josef Küpper Söhne GmbH) meinte: „Der Gebäudeenergieberater sollte auf jeden Fall mit dabei sein. Das kann man wirklich nur dringend empfehlen.“ Stephan Herpertz ergänzte, dass es ein eigenes Förderprogramm für die Begleitung gibt, das 50 Prozent der Kosten für die Energieberatung bezuschusse.
Celia Schütze sagte: „Der Individuelle Sanierungsfahrplan wird sogar mit 80 Prozent gefördert. Zusätzlich wird der Fahrplan mit Boni bei der Förderung belohnt. Beim „Solaren Bonn“ werde durch die Stadt Bonn Photovoltaik auf dem Dach, an der Fassade und auf Freiflächen gefördert, aber auch Solarthermie bei Wohn- und Nichtwohngebäuden.“ Mehrfamilienhäuser und Mieterstrom würden noch mal extra gefördert. „Und die Förderung von Dachbegrünungen ist verlängert worden.“ Perspektivisch ergebe sich über den Klimaplan Bonns auch eine Förderung für die sozialverträgliche energetische Altbaumodernisierungen für private Vermieter*innen. Sie empfiehlt, sich vor einer Sanierung oder dem Heizungstausch zu Fördermöglichkeiten beraten zu lassen.
RKG-Berater Lennard Steinlandt sagte: „Im Bereich der Elektromobilität helfen die Fördermaßnahmen dem Verbraucher sehr. Das Problem bei der Sache ist, dass viele der Fördermaßnahmen unabhängig davon sind, ob ich die neue Technik wirklich benutze.“ Wer sich zum Beispiel ein Hybridfahrzeug zulege und dafür Steuervergünstigungen erhalte, müsse nicht nachweisen, dass er auch den elektrischen Antrieb verwendet. Das sei natürlich nicht Sinn der Sache. „Der Nutzer, der seinen Tagesbedarf elektrisch abdeckt, sollte mehr davon haben als jemand, der nur mit dem Verbrenner fährt.“
Philipp Hawlitzky sagte: „Bei den Stadtwerken gibt es für Kunden von Bonn Natur Strom einen Bonus von bis zu 600 Euro für eine Wallbox.“ Bei den Photovoltaikanlagen habe die Steuererleichterung bei der Umsatzsteuer (0 Prozent seit 1. Januar 2023) einen Riesenschub gegeben. „Wichtig ist, dass die Fördertöpfe richtig gefüllt sind“, so Hawlitzky. „Bei Solares Bonn ist das der Fall.“
Stephan Herpertz berichtete von weiteren Förderprogrammen: „Es gibt auch noch die einkommensteuerliche Förderung für Maßnahmen an der Gebäudehülle und zur Erneuerung der Anlagentechnik alternativ zur BEG-Förderung.“ In der Regel sei die BEG-Förderung aber lukrativer. Außerdem gibt es noch Förderprogramme vom Land NRW für die Gebäudesanierung, die wenig bekannt sind. Das ist eben auch eine Sache des Energieberaters, ein Förderkonzept zu entwerfen.“
Peter Küpper ergänzte: „Es werden mittlerweile auch stationäre Wasserstoffspeicher im Zusammenhang mit der Elektrolyse bezuschusst.“Josef Küpper Söhne habe damals eine Einzelförderung bekommen für das Gebäude in Meckenheim. Seitdem gibt es von NRW Progess auch ein allgemeines Förderangebot für diese Technik, das auf Grund unseres Pilotprojektes eingeführt wurde.“ Übrigens: Der Hersteller HPS habe in Deutschland mittlerweile rund 500 Anlagen verkauft.„ Die sind im Fluss jetzt.“
Carlos Pancho (Knauber Unternehmensgruppe) meinte: „Eine gute Förderung wäre es letzten Endes auch gewesen, wenn der Gesetzgeber nicht nur die Mehrwertsteuer beim Gas gesenkt hätte, sondern sich auch mal Strom angeschaut hätte.“