Interview mit Bernd Schöllgen. Der Fachmann aus Alfter rät, Kritik an dieser Heizungstechnik differenzierter zu betrachten

Der Landesinnungsmeister der SHK-Innungen NRW: "Pellets bleiben die beste Alternative“

Bernd Schöllgen ist Landesinnungsmeister der SHK-Innungen NRW und zudem Inhaber einer Alfterer Haustechnikfirma. FOTO: AXEL VOGEL

Mit Bernd Schöllgen, Landesinnungsmeister der SHK-Innungen NRW, und zudem Inhaber einer Alfterer Haustechnikfirma, sprach Axel Vogel.

Herr Schöllgen, bei der Frage nach zukunftsfähigen Heizungen insbesondere bei Bestandsbauten galten Sie bislang als ein vehementer Fürsprecher von Pelletheizungen...

BERND SCHÖLLGEN: Sorry, dass sich Sie unterbreche. Das bin ich aber immer noch.

Und das, obwohl Kollegen von Ihnen mit Blick auf wegbrechende Förderungen und die davon Feinstaubproblematik sprechen, dass Pelletheizungen praktisch zu Ladenhütern verkommen, weil das Interesse von Verbraucherseite derzeit einfach nicht mehr vorhanden ist.

SCHÖLLGEN: Natürlich kenne ich die derzeitige Diskussion, aber ich rate auch dringend bei dem Thema zu differenzieren. Fangen wir doch einmal mit dem immer gegen diese Heizung angeführten Argument der Umweltbelastung an. Hier muss man doch betonen, dass eine gezielte, energieeffiziente Verbrennung von Pellets etwas ganz anderes ist, als wenn ich zwei Holzscheite in den Kamin verheize. Das kann man überhaupt nicht vergleichen und leider verfügen auch viele Experten, die die Bundesregierung bei dem neuen, umstrittenen Gebäudeenergiegesetz (GEG) beraten, offensichtlich nicht über das nötige Fachwissen.

Und was ist mit der Feinstaubbelastung?

SCHÖLLGEN: Die war unbestritten lange Zeit ein Problem. Aber auch hier ist längst Abhilfe erfolgt. Ich verweise in dem Zusammenhang auf eine neue Technik, die sich Blue Flame nennt. Dabei geht es vereinfacht ausgedrückt eine spezielle Glaskeramik die bei Öfen den Effekt von Katalysatoren steigert. Dadurch sinken seine Staubemissionen. Im Labor sind bei Öfen, die diese neue Technik nutzen, Feinstaubparameter kaum noch nachweisbar.

Und was ist mit Geräten, die diese Technik noch nicht haben?

SCHÖLLGEN: Die kann man nachrüsten. Mittlerweile sind diese Feinstaubascheider auch im Fachhandel zu bekommen.

Trotzdem nutzt eine Pelletanlage einen Verbrennungsprozess zum Heizen, also die Technik, die der Gesetzgeber aus Umwelt- und Klimaschutzgründen nicht mehr will.

SCHÖLLGEN: Aus purer Unwissenheit der Technik. Die Politiker, die die Gesetzte machen haben, keine Ahnung von Heizungstechnik, auch wenn sie manchmal so auftreten, als haben Sie das studiert. Aber genau dieses sichere Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit macht sie ja zu Politiker! Sie werden, und hier ist der große Fehler, beraten von Leuten, die ebenfalls keine Ahnung von Heizungen haben. Und das kommt dann eben dabei raus. Die gesamte Heizungsbranche mit Industrie und Handwerk bleibt bei den Beratungen außen vor.

Für viele Verbraucher war die höhe Förderung, die es für den Einbau einer Pelletheizung gab, ein Anreiz. Diese höhe Förderung hat der Gesetzgeber allerdings gestrichen.

SCHÖLLGEN: Das stimmt, aber es gibt über die Bundesförderung Effiziente Gebäude (BEG) trotzdem noch in bestimmen Fällen eine Förderung. Und zwar dann, wenn die Biomasseheizung mit thermischen Solaranlage gekoppelt wird. Dann liegt der Fördersatz bei 20 Prozent, wenn durch den Einbaut der Pelletanlage eine Gas- oder Ölheizung ersetzt wird.

Können Sie also weiterhin Pelletöfen Ihren Kunden empfehlen?

SCHÖLLGEN: Aus meiner Sichtgerade sind Pellet-Heizungen in der jetzigen Zeit, die noch von vielen politischen Unsicherheiten in Sachen GEG geprägt ist, oft die beste Alternative.

Warum?

SCHÖLLGEN: Weil neben dem Umweltaspekt unverändert immer auch die Betriebskosten und die Investitionen für Verbraucher eine Riesenrolle spielen. Insbesondere was diesen Punkt angeht ist der Mehrwert einer Pelletanlage groß. Schließlich haben sich die Preise für Pellets derzeit - wie bei Gas und Öl wiedernormalisiert. Zudem erscheint eine neue Pellet-Anlage mit rund 30 000 Euro auch vielen Hausbesitzern noch bezahlbarer im Vergleich zu einer Wärmepumpe oder eine Hybridanlage. Da fallen dann auch schnell schon mal Kosten von über 40 000 Euro an. Nicht mit eingerechnet sind da die Kosten beispielsweise für etwaige Dämmmaßnahmen, die für den Einbau einer Wärmepumpe durchaus notwendig werden können. Da sagt sich mancher Immobilieneigentümer: „Bis sich diese Investition amortisiert hat, lebe ich nicht mehr.“