Debatte über Fernwärme, Nahwärmenetze und Wärmegemeinschaften

Die Geschäftsführerin der Bonner Energie Agentur redet über Denken in Quartieren

Die Haushalte, die mit Fernwärme im Winter heizen, werden direkt per Leitung beliefert. FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW/DPA/DPA-TMN

Für Celia Schütze (Bonner Energie Agentur) ist es eine spannende Zeit: „Die Dinge werden zusammengedacht im Sinn einer ganzheitlichen Lösung.“ Es gehe um nicht weniger als ein „klimaneutrales Gesamtkonzept“.

Für die Wärmeversorgung verzahnen sich dabei Sanierung und Energielösungen. Für sie wird mit Blick auf das Ziel Klimaneutralität zukünftig eine Perspektive erforderlich, die über das einzelne Gebäude hinausgeht. Die Gebäude der Zukunft interagieren verstärkt mit ihrer Nachbarschaft. Sie sind energetisch saniert und erzeugen und nutzen erneuerbare Energie vor Ort.

Wenn Fernwärme in der Straße liegt, kann diese genutzt werden. Wo die Fernwärme laut Wärmeplanung auch in Zukunft nicht hinkommt, sind Nahwärmenetze, Einzellösungen oder auch Wärmegemeinschaften erforderlich. Um hierzu Beratung und Kontakt anzubieten, soll die Bonner Energie Agentur laut Klimaplan ihre Angebote auf Quartiersbüros ausdehnen. Im Quartier sind Wohngebäude häufig hinsichtlich ihres Baualters, der Gebäudesubstanz und der technischen Ausstattung ähnlich, wodurch übertragbare Lösungen für die Gebäudesanierung und Heizungslösungen entwickelt werden können. Dabei sollen die verschiedenen Ziele und Aktivitäten auf Quartiersebene verzahnt werden.

Carlos Pancho (Knauber Unternehmensgruppe) führte aus, dass die Contracting-Tochter des Unternehmens bereits Quartierslösungen anbietet, „die dann im Areal bereits eine Wärmeversorgung umsetzen“. Und die Knauber-Führungskraft weiter: „Wir planen auch unser eigenes Gebäude energetisch weiter zu optimieren und auch durch Installation von PV-Anlagen einen Beitrag vor Ort zur Energiewende zu leisten.“ Erklärtes Ziel: „Unser Unternehmen will den Fokus noch mehr auf regenerative Themen setzen.“

„Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Bonner Süden wird immer konkreter“
Philipp Hawlitzky
SWB Energie und Wasser

Insbesondere, was das Thema Fernwärme angeht, habe sein Unternehmen viel vor, betonte Philipp Hawlitzky (SWB Energie und Wasser): „Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Bonner Süden wird immer konkreter.“ Schließlich habe SWB Energie und Wasser da auch viele Bundesliegenschaften und andere große Ankerkunden im Blick, die an das Netz angeschlossen werden können. „Natürlichen sollen aber auch Privatkunden davon profitieren“, ergänzt er.

Allerdings stehe man auch bei den Stadtwerken vor großen Herausforderungen: „Die Fernwärmenetze müssen nach GEG-Entwurf ab 2030 zu 50 Prozent aus regenerativen Energien oder unvermeidbarer Abwärme gespeist werden“, sagt Philipp Hawlitzky. Darum beschäftige sich sein Unternehmen auch schon lange mit einer Projektgruppe Fernwärme 2035. „Der Projektordner ist sehr voll“, führt er aus. Aktuell werde das SWB-Heizkraftwerk noch zu 50 Prozent aus Mülldampf gespeist und zu 50 Prozent aus Erdgas. Doch perspektivisch arbeite man bereits an noch umweltfreundlicheren Lösungen. Kernstück sei dabei eine neue, 39,8 Megawatt starke Siemens-Turbine, die 2024 in Betrieb gehen soll: „Die Gasturbine kann perspektivisch auch mit einem Gemisch aus Erdgas und grünem Wasserstoff betrieben werden“, so Hawlitzky. „Die Kombination wird in späteren Jahren sukzessive zugunsten des grünen Wasserstoffs erhöht werden.“ Dies werde die Energiewende unterstützen, indem CO2-Emissionen durch den Einsatz von grünem Wasserstoff gespart und noch klimafreundlicher Strom und Fernwärme produziert werden. „Dazu muss aber Wasserstoff ankommen über eine Leitung, die an Bonn vorbeiführt“, bekräftigt Hawlitzky: „Das Zweite, was wir aktuell planen, ist eine Flusswärmepumpe am Rheinufer im Bonner Süden.“

Das seien weitere Bausteine, um den Anteil regenerativer Energien zu erhöhen und damit sukzessive das Gas aus der Fernwärmeproduktion herauszunehmen. Ein Nahwärmenetz ist aus Sicht des SWB-Experten insbesondere auch für die Beueler Seite eine Option, wo ja noch kein Fernwärmenetz liege. Da müsse es eben auch solche Lösungen wie Quartierskonzepte geben. Sein Fazit: „Wir müssen weniger in Gebäuden, sondern mehr in Quartieren denken.“