Im Halbfinale wird die Mannschaft aus Malaga laut dem Coach die größte Herausforderung sein

Basketball-Playoffs 2023 für die Baskets aus Bonn: Es geht um Prestige, den Pokal und viel Geld

Bad in der Menge: Die Freude nach dem Sieg gegen SIG Strasbourg und dem Einzug ins Final4 kannte bei Coach Tuomas lisalo (I.) und seinen Spielern wie Tyson Ward (Nummer 3) und Collin Malcolm (10) keine Grenzen. FOTOS: WOLTER

CHAMPIONS LEAGUE: Die Telekom Baskets stehen erstmals im Halbfinale eines Europacup-Wettbewerbs. Im Final4 in Malaga trifft das Team von Headcoach Tuomas Iisalo schon im Halbfinale auf Gastgeber und Topfavorit Unicaja Malaga. Dem Gewinner des Turniers winken 900.000 Euro an Prämien. Begleitet werden die Bonner von fast 500 Fans, die hoffen, in Südspanien den ersten Titel der Clubgeschichte feiern zu können

Der Ansturm war enorm. Kurz, nachdem der Austragungsort bekannt war, stürzten sich die Baskets-Fans erst auf alle einschlägigen Buchungsportale, um die besten Flüge und Hotels klarzumachen. Dann berannten sie den Fanclub "Defense - Die Fans", um sich von dem die benötigten Eintrittskarten für den vielleicht größten Auftritt in der Geschichte des Clubs zu sichern: für das Final4 der Basketball Champions League (BCL) in Malaga am 12. und 14. Mai.

PUBLIC VIEWING

Wer nicht mit nach Spanien reisen konnte, aber trotzdem mit anderen die Baskets in Malaga verfolgen möchte, der kann das im Telekom Forum (Beuel, Landgrabenweg) tun. Für das Public Viewing gibt es Karten (3 Euro) im Vorverkauf im Ticket-Center der Baskets. Das Spiel in Malaga beginnt um 20.30 Uhr, Einlass am Telekom Campus ist 19.30 Uhr. Sollten die Telekom Baskets das Finale erreichen, gäbe es am Sonntag, 14. Mai 2023, ab 19 Uhr ein weiteres Public-Viewing an gleicher Stelle. Der Ticketvorverkauf würde dann voraussichtlich am Samstag starten.

Halbfinale, Freitag, 12. Mai:
Lenovo Teneriffa - Hapoel Jerusalem         17:30
Unicaja Malaga - Telekom Baskets Bonn    20:30

Spiel um Platz drei, Sonntag, 14. Mai:
Verlierer Spiel 1 - Verlierer Spiel 2               17:00

Finale, Sonntag, 14. Mai:
Sieger Spiel 1 - Sieger Spiel 2                      20:00

Insgesamt 420 Bonner Fans werden die Telekom Baskets zu dem Finalturnier des prestigeträchtigen Europapokals begleiten. Inklusive Club-Mitarbeitern und Sponsoren werden sogar 500 Menschen aus der Bundesstadt den Trip nach Südspanien antreten, um ihr Team anzufeuern. Alle in der Hoffnung, vielleicht endlich den ersten Titel in der Historie der Baskets feiern zu dürfen.

Tuomas Iisalo hätte dagegen sicherlich nichts einzuwenden. Der Headcoach, der die Baskets erstmals in ihrer Geschichte ins Halbfinale eines Europapokals geführt hat, sieht sogar durchaus gute Chancen für sein Team, am Ende den Pokal in Händen zu halten. Daran ändert auch die Auslosung nichts, die den Bonnern ausgerechnet Heimteam und Topfavorit Unicaja Malaga als Gegner am 12. Mai beschert hat. "Das ist wohl die Geschichte dieser Saison. Wir waren ja auch in der ersten Runde schon in der Group of Death (Todesgruppe)", sagt der Finne lachend.

In der Vorrunde mussten die Bonner mit AEK Athen (BCL-Sieger 2018 und -Finalist 2020), Pinar Karsiyaka (BCL-Finalist 2021) und Reggio Emilia gegen drei echte Brocken antreten. Die Baskets verloren das erste Spiel gegen Reggio und gewannen anschließend elf Spiele in Folge, fünf in der Vor-, alle sechs in der Zwischenrunde, wo mit Vorjahresfinalist Baxi Manresa, Rytas Vilnius und Bahcesehir College ebenfalls Topteams warteten. Nach dem Drei-Spiele-Krimi im Viertelfinal-Playoff gegen SIG Strasbourg (zwei Siege, eine Niederlage) soll nun in Malaga die Krönung einer außergewöhnlichen Europa-Saison folgen.

"Malaga ist mit Sicherheit der Favorit auf den Turniersieg. Sie waren das beeindruckendste Team der Liga", sagt Iisalo. Aber auch die beiden anderen Halbfinalisten, Lenovo Teneriffa und Hapoel Jerusalem, die im Parallelspiel den anderen Finalisten ermitteln, haben es in sich. "Die vier besten Teams des Wettbewerbs sind beim Final4 dabei", sagt Iisalo.

Gemeinsam stark: Baskets-Coach Tuomas lisalo (r.) herzt seinen Spielmacher und Siegesgaranten TJ Shorts.
Gemeinsam stark: Baskets-Coach Tuomas lisalo (r.) herzt seinen Spielmacher und Siegesgaranten TJ Shorts.

Malaga ist allein schon aufgrund des Heimvorteils in der riesigen, 11.300 Zuschauer fassenden Arena Palacio de Deportes Jose Martin Carpena das Team mit den größten Chancen auf den Triumph. Aktuell ist Unicaja Vierter in der spanischen Liga ACB und hat den Copa del Rey, den spanischen Pokal, gewonnen. "Sie haben im Pokal den FC Barcelona und Real Madrid geschlagen, zwei der besten Teams Europas. Malaga ist eindeutig die größte Herausforderung für uns", sagt Iisalo.

Sein eigenes Team kleinreden will der Finne aber auch nicht. "Die Verantwortlichen in Malaga sind sicherlich auch nicht glücklich, dass sie gegen uns im Halbfinale ran müssen",sagt der 40-Jährige. Mit 13:2-Siegen sind die Baskets schließlich die Mannschaft mit der besten Bilanz im gesamten Wettbewerb.

Gespielt wird in Malaga im klassischen Turniermodus. Am Freitag(12. Mai) stehen die beiden Halbfinals an, am Sonntag treffen dann die beiden Verlierer im Spiel um Platz drei und die Gewinner im Finale aufeinander. Dabei geht es nicht nur um den Titel und ums Prestige. Auch eine große Menge Geld steht auf dem Spiel. Bisher haben die Bonner vom Weltverband Fiba 105.000 Euro an Antritts- und Erfolgsprämien kassiert, dazukamen die Ticketeinnahmen aus acht größtenteils ausverkauften Heimspielen. Der Einzug ins Finale beim Final4 wird mit 300.000 Euro vergütet, der Sieger bekommt noch 600.000 Euro oben drauf. Der Drittplatzierte erhält 100.000 Euro.

Für die Baskets gilt es, die vermeintlich größte Hürde gleich im ersten Spiel aus dem Weg zu räumen. Iisalo nimmt es gelassen: "Wer das Turnier gewinnen will, muss das beste Team schlagen können." Die 500 Bonner in Malaga hoffen darauf und würden die Halle sicherlich in ein Tollhaus verwandeln.

VON TOBIAS SCHILD

"Die Verantwortlichen in Malaga sind sicherlich auch nicht glücklich, dass sie gegen uns im Halbfinale ran müssen"
Tuomas lisalo
Coach Telekom Baskets Bonn

LENOVO TENERIFFA

Rekordsieger und Titelverteidiger

Die Spanier sind der Rekordsieger der 2016 gestarteten Champions League. Zweimal konnte der Club, der eigentlich CB Canarias heißt, das Turnier schon gewinnen, zuletzt im vergangenen Jahr. Zudem standen sie 2019 im Finale. In Spanien sind sie aktuell einen Sieg vor Malaga Vierter, erreichten zudem das Finale des Copa del Rey, des spanischen Pokals. Bester Offensivspieler ist der Georgier Giorgi Shermadini, der im Schnitt 14,0 Punkte pro BCL-Spiel gemacht hat und zudem auf 5,0 Rebounds kam. Aber auch Spielmacher Marcelinho Huertas (12,7) sowie die Guards Bruno Fitipaldo (11,5) und Sasu Salin (11,5) treffen regelmäßig zweistellig. Vor allem von außen ist Teneriffa enorm gefährlich, kommt auf 10,7 Dreier im Schnitt bei einer Trefferquote von fast 40 Prozent.           scld

HAPOEL JERUSALEM

Zweimal Meister in Israel und EuroCup-Sieger

Hapoel Jerusalem hat die Liga in Israel als Dritter abgeschlossen. Der Club war bereits zweimal israelischer Meister (2015 und 2017) und viermal Pokalsieger. Zudem konnte Hapoel 2004 den Europapokalwettbewerb ULEB Cup, der heute EuroCup heißt, gewinnen. Die Israelis spielen einen eher langsamen Basketball und kamen nur auf einen Punkteschnitt von 77,1 pro Spiel, womit sie in dieser Kategorie nur auf Platz 15 in der BCL rangieren. Bester Schütze ist Levi Randolph, der es auf einen Schnitt von 15,0 Punkten bringt. Von allen Spielern beim Final4 war nur der Bonner TJ Shorts (18,7) besser. Herauszuheben ist auch Zach Hankins. Der 2,11 Meter große Center holte sich 8,3 Rebounds im Schnitt und verzeichnete fünf Double-Doubles aus zweistelligen Punkten und Rebounds. scld

UNICAJA MALAGA

Flexibler Kader und bester Punkteschnitt

Für Tuomas lisalo ist die Frage nach dem großen Favoriten beim Final4 der Basketball Champions League (BCL) schnell beantwortet. "Malaga, ganz klar!", sagt der Headcoach der Telekom Baskets über den Halbfinalgegner seiner Bonner. Malaga sei die größtmögliche Herausforderung im gesamten Turnier, meint der Finne. "Sie haben einen sehr tiefen Kader mit zwölf fast gleichwertigen Spielern. Eine solche Kaderkomplexität hat kein anderes Team im Wettbewerb."

Wie stark die Mannschaft aus Südspanien ist, lässt sich leicht an der Tabelle der spanischen ACB-Liga, die als beste in Europa gilt, ablesen. Malaga rangiert dort aktuell auf Platz fünf. Zudem hat der Club den spanischen Pokal Copa del Rey gewonnen. Auf dem Weg dorthin besiegten sie erst mit dem FC Barcelona und Real Madrid zwei der besten Teams in Europa, die in der Euro League die Plätze zwei und drei der Hauptrunde belegten. Im Finale schlug Unicaja dann auch noch Teneriffa, den anderen spanischen Vertreter beim BCL-Final4. Auch konnte sich Malaga im Viertelfinale gegen Murcia als einziges Team glatt in zwei Spielen durchsetzen.

lisalo hat sich mit allen drei Konkurrenten beim Final-Turnier schon während der Saison beschäftigt. Malaga hat ihn dabei am meisten beeindruckt. "Das ist ein sehr gut gecoachtes Team, mit einem enorm flexiblen Kader. Sie sind beim Copa del Rey in jedes Spiel mit einem anderen Matchplan gegangen", erklärt der Baskets-Coach.

Der flexible Kader zeigt sich auch in den Statistiken. Dario Brizuela ist mit 13,1 Punkten schon der beste Scorer im Team, nur insgesamt drei Spieler punkten regelmäßig zweistellig, stattdessen werden die Zähler gleichmäßig auf alle Spieler verteilt. Ebenso wie die Einsatzminuten, einzig Spielmacher Kendrick Perry bringt es auf durchschnittlich mehr als 20 Minuten (22). Trotzdem kam Unicaja auf im Schnitt 84,7 Punkte pro Spiel in der BCL, die meisten aller Teams im Wettbewerb.            scld