Ein Spaziergang durch Oberdollendorf und hoch zum Rosenhügel streichelt die Seele

Weinberg-Route mit Traumblicken in Königswinter

In Oberdollendorf findet man zahlreiche liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser. FOTO: ROSWITHA OSCHMANN

Sie haben so schön klingende Namen wie Rosenhügel, Laurentiusberg und Sülzenberg. Diese Lagen im nördlichsten Weinanbaugebiet am Rhein sind aber nicht nur für Weinliebhaber interessant, sondern auch ideal für einen Spaziergang.

Der Weinwanderweg Oberdollendorf führt durch den Wingert am Westhang der Dollendorfer Hardt an den verschiedenen Rebensorten von Müller-Thurgau bis Riesling vorbei und offeriert gleichzeitig besonders schöne Aussichten ins Rheintal. Ein wahrer Genuss für die Sinne, eine Streicheleinheit für die Seele, besonders dann, wenn die Trauben ihrer Lese "entgegenfiebern“ und sich einige Blätter bereits langsam bunt färben - im Sonnenschein ein entzückender Anblick.

Lediglich 2,2 Kilometer lang ist die Route durch die Weinberge, die vom Weingut Blöser bis zum Gut Sülz oder umgekehrt absolviert werden kann. Wer ganz oben am Rand des Laubwaldes ankommt, sollte unbedingt die Hülle aufsuchen, die mit ihrer exponierten Lage Traumblicke eröffnet.

Erkennungsmerkmal der Hülle ist neben der Schutzhütte ein Steinkreis, dem hohes Alter und geheimnisvolle Bedeutung zugeschrieben wurden. Aber letztendlich waren es doch nur Bonner Studenten, die im vorletzten Jahrhundert zu Streifzügen durch das Siebengebirge aufbrachen. Um 1872 weihten die jungen Burschen bei Gesang, geistigen Getränken und loderndem Feuer den Steinkreis nach klassischem Vorbild mit etwa elf Metern Durchmesser ein. Die Idee hatten die Geologen unter ihnen, die zu diesem Zwecke Basaltsteine durch Fuhrleute aus dem Ort herbeischaffen ließen. Nun hatten sie hier einen recht romantischen Platz, der heute noch dieses besondere geheimnisvolle Flair ausstrahlt. Wer ein Buch mitbringt, findet hier Muße zum Schmökern.

Unterwegs vermitteln Stationen Wissenswertes zu Landschaft und Weinbau, der im Siebengebirge urkundlich belegt bis ins Jahr 966 zurückreicht. Eine reiche Geschichte. Am besten ist es, nach dem Rundgang in Oberdollendorf einzukehren und in einem der urigen Lokale den Wein zu genießen, der vor der Haustür heranwächst. In den 1970er Jahren wurde in Zusammenarbeit mit dem Land NRW - wie auch in Königswinter und Rhöndorf eine Weinbergflurbereinigung durchgeführt, waren doch die Parzellen durch zahlreiche Teilungen zu zersplittert; sie wurden nun neu geordnet und ermöglichten auf diese Weise wieder eine gewinnbringende Bewirtschaftung.

An der Bachstraße hat das Weingut Blöser seinen Sitz, das die mehr als sieben Hektar Rebfläche bewirtschaftet. Schon seit 1696 baut die Familie Wein in Oberdollendorf an. Im Verkaufsraum sind die vielfach preisgekrönten Weine zu haben, auch Weinproben und Kellerführungen sind möglich. Und ein Hof- und Weinfest gibt es jedes Jahr. Wiederkommen ist demzufolge unbedingt angesagt.

Noch viel mehr ist in Oberdollendorf zu entdecken. Ein historischer Ortsrundgang lenkt zu besonderen Häusern im Dorf. Neben dem bestehenden Winzerbetrieb sind auch die ehemaligen grundherrlichen Höfe und Weingüter noch gut zu erkennen. Die Lindenstraße und die Bach-, Turm- und Mühlenstraße bilden den ältesten Teil des Ortes - einfach malerisch zeigen sich die liebevoll restaurierten Fachwerkhäuser oder auch die großen Hofanlagen. Nicht selten haben sie Weinbaugeschichte. An der Bachstraße findet sich auch der Brückenhof, in dem der Heimatverein Historie lebendig werden lässt.

Wen es nun umgehend zu einem leckeren Essen und einem Glas Wein in eines der urigen Wirtshäuser zieht, denen die Geschichte schon „ins Gebälk geschrieben ist“, bleibt vielleicht gleich „hängen“ in einem dieser Lokale während des Dorfspaziergangs. Wer jedoch vor dem Genuss gerne noch etwas mehr Bewegung hätte, nimmt vielleicht noch die Route durch das Mühlental, das gegenüber von Gut Sülz beginnt. Die meisten Mühlen gehörten zum nahegelegenen Kloster Heisterbach, sie wurden teils bei der großen Flut 1903 verwüstet, sind nur noch als Ruinen erkennbar oder die Gebäude wurden später umgebaut zu Wohnhäusern.

Es empfiehlt sich, nach dem Spaziergang durch die Weinberge endlich auch den köstlichen Rebensaft zu genießen und den Mühlenweg für den nächsten Besuch in Oberdollendorf aufzusparen. Zu diesem Abschnitt der Historie des Ortes passt nämlich hervorragend die Erkundung der ehemaligen Abtei Heisterbach, wenige Kilometer weiter. Ausklingen lassen kann man den Tag dann wieder bei den Oberdollendorfern oder auch in Niederdollendorf, unten am Rhein.            oro

Die Tourismus Siebengebirge GmbH hat eine Broschüre in Westentaschenformat „Weinwanderweg Oberdollendorf“ herausgegeben.