"Bonn geht aus!" 2023: Gerade ist der neue Restaurantführer des General-Anzeigers erschienen - mit vielen Adressen in Sachen Essen und Trinken an Rhein, Sieg und Ahr. Auch das Siebengebirge zeigt darin seine schmackhaftesten Seiten. Ein Sahnehäubchen ist es freilich, die ,,kulinarischen Achttausender" in eine Wanderung einzubauen.
An den Wegstrecken durch das Siebengebirge, in den Rheinorten als Ausgangsoder Endpunkt der Tour gibt es gemütliche Gasthäuser, in denen es sich nach der Wanderung oder zwischendurch genüsslich einkehren lässt. Auf einer Karte im neuen Gastroführer sind die Tops der Region eingezeichnet. Und zahlreiche Tipps für Wanderrouten liefert zudem die Tourismus Siebengebirge GmbH, die an der Talstation der Drachenfelsbahn auch Kartenmaterial und Wanderbeschreibungen bereithält. Ebenso ist bei der Stadtinformation im Bad Honnefer Rathaus eine Menge Material zu bekommen. Bad Honnef hat sogar einen Geschichtsweg, der zu den Highlights aller Stadtteile führt und die Geschichte von Häusern, Plätzen und Menschen zeigt. Aufwendig gemachte Flyer geben dabei hervorragende Informationen und sind Leitsystem. Auch das Siebengebirge ist sehr gut ausgeschildert.
Der Klassiker ist selbstverständlich der Drachenfels, der von Rhöndorf aus wunderbar zu Fuß angestrebt werden kann, zum Beispiel am Ulanendenkmal oberhalb der Weinberge vorbei. Oder man entscheidet sich für die Altstadt als Königswinterer Ausgangspunkt, die ruhigere Variante ist der Spaziergang durch das Nachtigallental am Willi-Ostermann-Denkmal vorbei. Ja, von dem Kölner und Siebengebirgs-Freund Willi Ostermann stammt die „Nationalhymne" Königswinters: ,,Da wo die sieben Berge am Rheines strande steh'n, kannst du die blonden Mädchen mit blauen Augen seh'n. Und an die schönen Stunden denkst du dann tausendmal, wo fröhlich sie marschierten durchs Nachtigallental."
Der Eselsweg ist eine weitere, etwas anstrengendere Alternative für Gipfelstürmer. Bequemer geht es freilich mit der Drachenfelsbahn, die bis Ende des Jahres noch pausiert und derweil für die neue Saison, die am 1. Januar startet, rundum gepflegt wird. 2023 feiert sie übrigens ihr 140-jähriges Bestehen. Dass damals nicht alle Freude am Bau hatten, zeigt der Ausspruch des Musikers und Naturschützers Ernst Rudorff nach Bekanntwerden der Baupläne: „Man will den Drachenfels, den man bereits zu Fuß, zu Pferde, zu Esel und zu Wagen in kurzer Zeit bequem erreichen kann, auch noch mit einer Eisenbahn beschenken, damit unter dem allgemeinen Getümmel endlich auch der letzte Rest der Poesie, die Berg und Ruine ehedem umfloss, erstickt werde und verstumme." Ach was, die Drachenfelsbahn trug eher noch zur Romantik bei und lockte darüber hinaus zusätzlich bekannte Persönlichkeiten an. Ein Wunder eigentlich, dass Karl May, nachdem er mit einem Sonderwagen auf den Berg transportiert worden war, Königswinter nicht auch noch eine Geschichte gewidmet hat.
Auf halbem Weg am Drachenfels lädt Schloss Drachenburg zum Besuch ein. Aber dafür lohnt ein ganzer Tag. Wer weiter zieht, kann sich an Heinrich Heine erinnern, der nach einer durchwachten Nacht auf dem Drachenfels ein Gedicht darüber verfasste. Und daran, dass der Drachenfelser Trachyt für den Dombau in Köln genutzt wurde. Das rief 1823 die Naturschützer auf den Plan: Als der Dombau in Köln nach Jahrhunderten mit Drachenfelser Trachyt wieder aufgenommen werden sollte, regte sich der Protest. 1836 stellte der Preußische Staat den Berg unter Schutz. Der Drachenfels gilt gewissermaßen als Wiege des deutschen Naturschutzes.
Der Wanderer kann vom aus in Richtung am Milchhäuschen vorbei, ziehen, lässt am Wegesrand dabei die Wolkenburg liegen, von der Burg ist freilich nichts mehr übrig. Hier oben suchten 1146 rheinische Juden Schutz, der Kölner Erzbischof hatte ihnen die Wolkenburg überlassen. Es war die Drachenfels Löwenburg, Zeit der Kreuzzüge. Die ganze Geschichte gibt es in einem neuen Büchlein vom Ehrenvorsitzenden des Heimatvereins Siebengebirge, Heinrich Blumenthal, mit dem Titel "Wohin am Wochenende?".
Eine andere Route, um zur Löwenburg zu kommen, ist die durchs Annatal oder durch das Löwenburger Tal. In dem Fall lohnt sich ein Abstecher auf den Rhöndorfer Waldfriedhof mit dem Grab Konrad Adenauers, des ersten Bundeskanzlers. Schon Dichter Wolfgang Müller von Königswinter schwärmte vom Ausgangspunkt Rhöndorf: In seinem Buch „Sommertage am Siebengebirge" von 1867 beschrieb er detailliert den Verlauf seines Spaziergangs vom Ortsausgang Rhöndorf durchs Löwenburger Tal: »Aus dem rauschenden bunten Leben des Rheintales gelangt man mit einem Male in die tiefe, stille Waldeinsamkeit!"
Und er gab eine Liebeserklärung ab: ,,Die Löwenburg schien mir nämlich stets der schönste von den sieben Bergen. Ich habe sie immer am meisten geliebt und vorzugsweise als Ziel meiner Wanderungen gewählt!" Und er gab eine Liebeserklärung ab: ,,Die Löwenburg schien mir nämlich stets der schönste von den sieben Bergen. Ich habe sie immer am meisten geliebt und vorzugsweise als Ziel meiner Wanderungen gewählt." Auch damals gab es schon einen Vorläufer des heutigen Gasthauses ,,Löwenburger Hof", der für eine deftige Einkehr bekannt ist und ebenfalls im „Bonn geht aus!" aufgeführt wird. oro