Mit einem dreiteiligen Konzept aus "Prävention, Kontrolle und Angebot" wollen die Stadt Bonn und die Bonner Polizei fröhlichen Karneval ohne Alkoholexzesse für Teenager insbesondere an Weiberfastnacht sicherstellen. Bereits im Vorfeld des Straßenkarnevals werden Polizei und Ordnungsamt aktiv auf Gastwirte und Ladeninhaber zugehen und an die Einhaltung der Vorschriften zum Jugendschutz erinnern. So dürfen Bier, Wein und Sekt nicht an unter 16-Jährige verkauft werden, branntweinhaltige Alkoholika sogar nur an Erwachsene.
An den Karnevalstagen werden Polizei und Stadtordnungsdienst intensiv kontrollieren, ob der Jugendschutz eingehalten wird und die Bemühungen zur Prävention wirken. An Weiberfastnacht wird allgemein die Präsenz in Beuel, in der Innenstadt und an anderen Treffpunkten erhöht. Der Stadtordnungsdienst ist mit bis zu 50 Mitarbeitenden im Einsatz, davon an Weiberfastnacht und Rosenmontag allein jeweils etwa 20 Kolleg*innen mit dem Schwerpunkt Jugendschutz. Kinder und Jugendliche, die mit Alkohol oder Tabakwaren erwischt werden, werden aufgefordert, die Flaschen auszuleeren und die Packungen abzugeben.
Die Kontrollen finden insbesondere an Weiberfastnacht und an Rosenmontag sowie bei den Karnevalszügen in Kessenich, Ippendorf, Lessenich und Bad Godesberg mit großem Personaleinsatz statt. "Wir bitten auch die Eltern, darauf zu achten, dass sich ihre Kinder nicht schon zu Hause mit alkoholischen Getränken versorgen. Treffen wir Jugendliche angetrunken an, werden die Eltern verständigt, um sie abzuholen“, sagt Sascha Hessenbruch, Abteilungsleiter Stadtordnungsdienst. Sollten Eltern nicht erreichbar sein, werden die Kinder in die Jugendschutzstellen gebracht oder - wenn nötig - medizinisch versorgt.
Wie auch für die Stadt Bonn ist auch für die Polizei Prävention ein ganzjähriges Thema. So sind Kollegen des Kriminalkommissariats Kriminalprävention und Opferschutz in den Bonner Schulen unterwegs und klären unter anderem über die Gefahren von Alkohol auf. "Karneval kommt dabei natürlich auch zur Sprache, hier versuchen wir die Kinder und Jugendlichen langfristig zu sensibilisieren, verantwortungsvoll mit dem Thema umzugehen“, sagt Kerstin Seiffert vom Kriminalkommissariat Kriminalprävention und Opferschutz.
"Alkohol, Zigaretten und Erwachsene bleiben draußen, der Spaß nicht", bringt Peter Bröxkes, Abteilungsleiter im Amt für Kinder, Jugend und Familie, die Idee der After School Party auf den Punkt. Nach zwei Jahren Pause steigt an Weiberfastnacht, 16. Februar, im Festzelt auf dem Münsterplatz wieder die Party ohne Rauch und Alkohol. Jugendliche von 14 bis einschließlich 17 Jahren sind eingeladen, Beginn ist um 13 Uhr. Für drei Euro Eintritt gibt es zwei Getränke oder ein Getränk und einen Snack nach Wahl. DJ Bamdad Esmaili sorgt für die Musik.
Stadtordnungsdienst
Securitykräfte und Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter der städtischen Jugendfreizeiteinrichtungen sorgen dafür, dass die Party sicher abläuft. Auf der letzten Feier vor der Corona-Pandemie feierten rund 1000 Jugendliche im Festzelt.
Auch der "bonner event sprinter" begleitet wieder Jugendliche und junge Erwachsene im Karneval in Bonn. Der Sprinter ist ein Gemeinschaftsprojekt der Evangelischen Jugendhilfe Godesheim und update Fachstelle für Suchtprävention Caritasverband/ Diakonisches Werk mit Unterstützung des Amts für Soziales und Wohnen der Bundesstadt Bonn. Unter dem Motto: "Konfetti statt Koma" soll er Türöffner sein, um mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.
Am Stand können die Jugendlichen Alkohol gegen Handy-Handschuhe, Smoothies, Sandwiches, Kondome, karnevalistische Haarreifen, Taschentücher und vieles mehr tauschen. Besonders beliebt sind die Safe-Packs, die verschiedene der genannten Dinge sowie weitere Kleinigkeiten wie Luftschlangen, Bonbons sowie Informationen zum Thema Alkohol enthalten. Außerdem können die Jugendlichen sich am Stand mit heißen Getränken aufwärmen.
"Zusätzlich geht unser Team mit Bauchläden durch die Menge, um so viele Feiernde wie möglich zu erreichen. Wir testen den Promillewert der Jugendlichen und empfehlen ihnen unter Umständen, sich von Freundinnen und Freunden nach Hause begleiten oder von den Eltern abholen zu lassen", berichtet Stefanie Schlegel, Leiterin der Fachstelle Suchtprävention "update".
Der "bonner event sprinter" ist an fünf Standorten präsent und startet mit dem Kessenicher Vierdelszoch am Samstag, 11. Februar, an der Nikolauskriche. Zudem begleitet er den Stadtteil-Karnevalszug in Ippendorf am Sonntag, 12. Februar, am Standort Berhard-Berzheim-Platz. An Weiberfastnacht, 16. Februar, findet man ihn wieder in Beuel in Höhe des China-Schiffs am Rheinufer sowie beim Vierdelszoch in Buschdorf am Samstag, 18. Februar, auf der Friedlandstraße. Und am Montag, 20. Februar, ist er beim Rosenmontagszug in Bonn vor Ort an der Marienschule, um die suchtpräventive Arbeit auch dort zu stärken.
Bei aller Feierstimmung und jeckem Trubel gehört es zu den dunklen Seiten des Karnevals, dass immer wieder Mädchen und Frauen bei Veranstaltungen, Feiern oder im Gedränge auf Plätzen die Erfahrung von Grenzüberschreitung und sexuellen Belästigungen bis hin zu Übergriffen machen. Mit der 2018 gestarteten Kampagne unter dem Motto "Nein heißt Nein!" senden die Stadt Bonn, die Bonner Polizei und die Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt ganz klar die Botschaft: Null-Toleranz gegenüber Belästigung und Übergriffen im Karneval!
Klappkarten, die von den Sicherheits- und Ordnungskräften sowie Rettungsdienst verteilt werden, fassen die Kampagne "Nein heißt Nein!" kurz und knapp zusammen. Das Motto ist in sechs Sprachen aufgedruckt: Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch, Arabisch und Türkisch. Neben Notfall-Hinweisen wie "Schaffen Sie Öffentlichkeit, werden Sie laut!" und dem Rat, sich an die Polizei, den Ordnungsaußendienst oder die Feuerwehr zu wenden, sind auch die Kontaktdaten von Notfall-Anlaufstellen in Bonn und der Region aufgelistet, wie die Bonner Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt sowie die Frauenzentren Troisdorf und Bad Honnef. Die Kampagne geht zurück auf eine Initiative des Netzwerks von Beratungsstellen und Frauennotrufen im Raum Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis.
Sollte der Fall eintreten, dass etwas ohne Einverständnis der betreffenden Person passiert, dann rät Conny Schulte, Leiterin der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt: "Nach Vergewaltigungen und anderen sexualisierten oder körperlichen Übergriffen oder bei plötzlichen Symptomen wie Unwohlsein, Benommenheit, Erinnerungsstörungen oder Wahrnehmungsschwierigkeiten ist es wichtig, sofort medizinische Hilfe zu suchen." In den meisten Kliniken in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis gibt es zudem das Angebot der Anonymen Spurensicherung, das eine gerichtsverwertbare Befunddokumentation auch ohne sofortige Anzeigenerstattung ermöglicht. Mögliche Tatspuren werden dabei gesichert und anonym gelagert. Weitere Informationen auch unter www.beratung-bonn.de