Was haben Willi Ostermann und die Bläck Fööss gemeinsam? Diese Kölner Originale haben Königswinter ein Lied gewidmet. Während der legendäre Komponist Ostermann, der regelmäßig im Burghof seine Sommerfrische verbrachte, der Drachenfels-Stadt eine Liebeserklärung mit dem Ohrwurm ,,Da wo die sieben Berge" machte, brachten die Bläck Fööss 1985 den Titel ,,Drachenfels" heraus.,, O Mamma, Mamma kauf e Ticket für de Zahnradbahn. Söns kumme mer do bovven om Zahnfleisch aan..."
Zu dem Zeitpunkt war die Liebe der Bläck Fööss zu Königswinter schon längst entflammt. Vermutlich hatten die Musiker als Buben ohnehin schon ihren Drachenfels-Ausflug auf dem Rücken eines Esels, zu Fuß oder mit der Zahnradbahn absolviert. Aber gleich zu Beginn ihrer steilen Karriere knüpften sie Kontakte nach Königswinter, die bis heute halten. Seit 50 Jahren gehören sie zum Vereinsgeschehen der KG Postalia mit Auftritten bei den Prunksitzungen und alljährlichen Konzerten. Und auch nach dem Abschied von den beiden letzten Urgesteinen, Bömmel Lückerath und Erry Stocklosa, ist noch lange nicht Schluss.
,,Drachenfels" 1985
Die Karnevalsgesellschaft Fidele Freunde Postalia mit dem Esel als Maskottchen war bereits 1972 auf die Bläck Fööss aufmerksam geworden. Das war die Zeit, als die Jungs in Jeans und mit den langen Haaren, die unter dem Bandnamen Stowaways als Beat-Gruppe unterwegs waren und auch auf Karnevalsbällen Stücke von den Beatles oder den Hollies spielten, sich einen Parallelnamen zulegten, der besser zu den ersten eigenen Liedern in kölscher Mundart passte und trotzdem auch englisch klang, wie es damals ,,in" war: Bläck Fööss, nackte Füße. Dem Namen entsprechend traten Tommy Engel, Peter Schütten und Erry Stoklosa anfangs auch barfuß auf.
KG-Urgestein Wilfried Menden erinnert sich genau, wie die zarten Bande geknüpft wurden. ,,Mein Zwillingsbruder Horst hatte unserem damaligen Präsidenten Peter Stöcker den Tipp gegeben, beim Vorstellabend in Köln auf diese neue Gruppe zu achten." Ergebnis: Sofort gebucht! Bei der Sessionseröffnung am Elften im Elften 1972 im Westfalenhof gab's dann kölsche Tön-Drink doch eine met. Wilfried Menden: ,,Peter Stöcker war überzeugt davon, dass diese Jungen mit den nackten Füßen mal ganz groß werden." Er ließ sich nicht irritieren von den langen Haaren und den nackten Füßen der Musiker, die nun auch die kölsche Mundart zelebrierten. ,,Da bahnte sich eine Freundschaft an. Die Chemie hat gestimmt."
,,Karnevalssonntag 1974 beim Karnevalsball tauchten sie zu vorgerückter Stunde im Westfalenhof auf, um mit uns Karneval zu feiern. Sie haben dann hier übernachtet und am nächsten Morgen mit uns gefrühstückt", erinnert sich Zeitzeuge Menden, der seit 1967 im Postalia-Vorstand in verschiedenen Positionen wirkt, lange auch als Schatzmeister und Geschäftsführer. Er hat sämtliche Auftritte der Bläck Fööss bei der Postalia erlebt, war enger Freund von Peter Stöcker.
Als der Präsident, der hervorragende Kontakte in der jecken Szene hatte, in jenem Jahr zum Erdbeerfest bei sich zu Hause in Bad Honnef-Selhof um die 40 Leute einlud, waren die Bläck Fööss dabei. ,,In Stöckers Wohnzimmer haben sie ihre Lieder geübt, dann auf der Terrasse gespielt und beim Peter übernachtet."
Lotti Krekel war auch da. Und als Menden die Sängerin spät abends zur Rückfahrt nach Köln durch das verwinkelte Selhof zum Honnefer Kreuz lotste, da hörte er noch aus der Ferne die Bläck Fööss spielen. ,,Wenige Wochen später kamen sie auch zum Sommerfest der Postalia auf einem großen Hof in Erpel. Wir hatten gefragt, ob sie Zeit haben." Hatten sie.
,,1978/79 gaben sie für uns ihr erstes Konzert, damals hatten wir die Veranstaltungen im Bad Honnefer Kurhaus", berichtet Menden. Zusammen haben wir die Kisten mit dem Equipment, die Verstärker auf die Bühne getragen. Seither sind die Konzerte Tradition. Wir lernten uns persönlich kennen. Bei der Hochzeit von Peter Schütten in Friesdorf habe ich mit Peter Stöcker und Bömmel, Erry, Willy Schnitzler und Tommy Engel die Braut entführt."
1989 wurde die Aula des CJD in Königswinter Ort der Prunksitzungen und der Konzerte. Die ersten Jahre gab es ein Konzert, später zwei und sogar drei Veranstaltungen an drei Abenden hintereinander. Und immer war der Saal proppenvoll, herrschte beste Stimmung. Die Karten waren heiß begehrt. Corona bremste die Postalia etwas aus, 2023 geht es mit zwei Konzerten weiter.
„Die Bläck Fööss hatten immer Sonderrechte bei uns", erzählt Wilfried Menden. Bei den Galasitzungen kamen sie immer als Eisbrecher, nahmen sich Zeit und fuhren dann von Königswinter zurück zu den Auftritten in Köln. Und: Sie wurden hervorragend beköstigt. Wirt Theo Münchrath servierte Bömmel Lückerath jedes Mal ein Eisbein, nachdem das Hämmche-Lied herausgekommen war. Und später griff Koch Ralf Kessel die Anekdote auf und verwöhnte die Bläck Fööss in der Konzertpause ebenfalls damit.
Die Postalia - erst ein Kameradschaftsverein
Die Karnevalsgesellschaft Fidele Freunde Postalia wurde 1929 als Kameradschaftsverein gegründet. Eintreten durften nur Postbeamte des Königswinterer Postamtes wie Wilfried Menden (75), der bei der Post seine Lehre absolviert hatte und im Jahr 1966 Mitglied der Fidelen Freunden wurde.
60 Mann stark war der Verein, als Peter Stöcker 1969 anregte, eine neue Satzung aufzulegen mit der Bestimmung, dass die Postalia sich ausschließlich dem Karneval widmet mit Sitzungen und Bällen. In der Session 1979/80 stellte sie das erste Dreigestirn des Festausschusses Siebengebirge mit König Manfred Limbach, Jungfrau Hans Osterritter und Bauer Ludwig Monet. oro