Jeder zweite Raucher stirbt an einer tabakbedingten Krankheit - ein Plädoyer fürs Aufhören.

Und jetzt: Schluss damit!

FOTO: GETTY IMAGES/NAKED KING

Es geht heute ums Rauchen. Ja, der Glimmstengel, die Pfeife, der dicke Zigarrenstummel und was auch sonst noch qualmt und dampft gehört leider nach wie vor in die Gesundheitsbeilage des General-Anzeigers. Denn obwohl eigentlich hinlänglich bekannt ist, dass nichts, aber auch wirklich gar nichts so gesundheitsschädlich ist wie Rauchen, ist das Laster nach wie vor eine völlig legale Volksdroge. Dabei ist es so einfach, das Rauchen aufzugeben. Alles, was dazu gehört, ist eine Portion Einsicht und ein konsequenter Wille.

Wir könnten diesen Text mit all den Leiden beginnen, die das Rauchen mit sich bringt. Nicht mit sich bringen ,,kann“ sondern: mit sich bringt. Denn was auch immer ein Raucher sich an autosuggestiven Ausreden einfallen lässt, allen Hinweisen auf unbelehrbare Rauch-Greise wie Helmut Schmidt oder Königin Margarete zum Trotz gilt: Das Leben und die Medizin lassen keinen Zweifel an der unfassbaren Schädlichkeit des Rauchens für die eigene Gesundheit. Und für die Gesundheit der Mit-Raucher wie Kollegen, Ehepartner, Kinder, Enkel. Aber die haben die wenigsten Raucher im Blick. Apropos: Ein Blick auf die Zigarettenschachtel sollte jedem Nikotinsüchtigen zeigen, wohin die Reise geht. Pro Schachtel eine Horror-Info - aber hey: „Mir passiert das doch nicht."

,,Ein Blick auf die Zigarettenschachtel sollte jedem Nikotinsüchtigen zeigen, wohin die Reise geht"
Der Griff ins pure Geld, das gleich verschleudert wird. FOTO: GERHARD LEBER
Der Griff ins pure Geld, das gleich verschleudert wird. FOTO: GERHARD LEBER

Natürlich nicht. Es sind ja nur die Onkels und Tanten, die Nachbarn, der Marlboro-Mann und vielleicht auch die Eltern oder Geschwister, die mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen den Brustkorb aufgesägt bekommen; die sich Organe entfernen lassen mussten, Diabetes bekamen oder den halben Kiefer zerbröselt haben, weil sie rauchten. Aber nicht ich - ich bin (Achtung Raucher-Witz) von innen durch eine Teerschicht konserviert. Haha... bis zur Krebsdiagnose oder zum Herzinfarkt. Dann ist das Heulen und Zähneklappern groß. Versprochen! Aber wer's nicht erlebt hat, der glaubt es natürlich nicht.

Und jetzt sprechen wir mal Tacheles: Natürlich glauben alle Raucher das, und natürlich wissen sie um die Gefahren. Natürlich zieht sich bei ihnen alles zusammen, wenn sie Schockbilder auf den Zigarettenschachteln sehen. Aber die Sucht ist stärker als die Angst.

Bitte, liebe Raucherinnen und Raucher, schreiben Sie sich diesen Satz ganz groß irgendwo hin. Und so lange Sie diesen Satz nicht aktiv angehen und sich beweisen, dass Ihr Wille stärker ist als Ihre Sucht, bleiben Sie sich selbst und ihrem Selbstwertgefühl etwas schuldig. Wer nicht mit dem Rauchen aufhört, stellt sich selbst eine Kapitulationserklärung aus. Deshalb hoch den Hintern und den Willen einschalten. Millionen Menschen haben das schon geschafft. Es ist definitiv machbar, wenn der Entschluss erst mal gefasst ist.

1001 gute und kluge Ratgeberbücher, Flyer, Internetseiten und Fachzeitschriften geben sehr praktische Tipps fürs Aufhören. Und um das ganz klar zu stellen: Es ist nie zu spät für einen radikalen Schnitt. Kippe aus, Schachtel weg, Schluss. Genauso geht es. Wer sich seiner und Psyche nicht traut, kann inzwischen sehr gut verträgliche Medikamente einnehmen, die die Nikotinsucht ersetzen. Die lassen sich nach einigen Wochen wieder absetzen, und die Seele ist sofort frei - bei der Lunge dauert es ein bisschen, bis sie sich wieder erholt hat.

„Nach einem Jahr ist der Raucher längst Sucht-frei und kann das Sparkonto für etwas Schönes nutzen"

Freiheit ist überhaupt ein riesiger Grund fürs Aufhören: Wer heute noch für jede Zigarette vor die Türe gehen muss, kann jetzt bleiben. Der Griff nach der Zigarette wird obsolet, weil Körper und Wille wieder im Einklang sind. Wer Angst vor Gewichtszunahme hat, kann die gewonnene Zeit nutzen, um etwas Sport zu treiben - man nennt das dann Win-Win-Situation.

Und nicht zuletzt bleibt noch das Geld-Argument. Kaum ein Laster ist täglich im Geldbeutel so spürbar teuer wie das Rauchen - da haben wir die ganz persönlichen Folgekosten der Sucht wie früheren Zahnersatz noch gar nicht einkalkuliert. Die Summe, die fürs Rauchen im wahrsten Sinne des Wortes zum Fenster raus geschmissen wird, lässt sich wunderbar sparen. Nach einem Jahr ist der Raucher längst Sucht-frei und kann das Sparkonto für etwas Schönes nutzen. Das soziale Umfeld und der Raucher selbst werden ihm für diesen Schritt von ganzem Herzen danken. Und der Körper sowieso für die wieder gewonnene Freiheit und für das Wissen: Geht doch! War gar nicht so schwer, wie ich dachte.

Von Jörg Wild