Glaukom - oder grüner Star - ist irreparabel, lässt sich aber bei früher Erkennung kontrollieren. Dr. Teresa Mäueler ist Expertin für Glaukom-Erkrankungen.

Augenklinik Dr. Roth in Bonn: Wenn der Blickwinkel eng wird

Die Glaukom-Vorsorgeuntersuchung in der Augenklinik Dr. Roth in Bonn. FOTO: AUGENKLINIK ROTH

Der Blickwinkel wird enger, Bereiche des sogenannten Gesichtsfeldes verschwimmen und fallen dann komplett aus. Das tut nicht weh, es wird oft spät erkannt, aber die Folgen können dramatisch sein. Deshalb sollten alle Menschen ab einem gewissen Alter beim Augenarzt eine Vorsorgeuntersuchung durchführen lassen.

In der Augenklinik Roth direkt neben dem Beueler Krankenhaus herrscht immer reger Betrieb. Der ist allerdings dank eines vorzüglichen Management-Systems so kanalisiert, dass nur selten längere Wartezeiten entstehen. Einige der Patienten hier lassen sich routinemäßig auf den „grünen Star" untersuchen, das Glaukom.,,Eine solche Vorsorgeuntersuchung ist enorm wichtig", erläutert Dr. Teresa Mäueler, die sich intensiv mit dem Thema beschäftigt hat.

Ein geschädigter Sehnerv engt das Gesichtsfeld ein und kann zur Erblindung führen. FOTO: GLAUKOM.DE
Ein geschädigter Sehnerv engt das Gesichtsfeld ein und kann zur Erblindung führen. FOTO: GLAUKOM.DE

Das wirklich Fiese am Glaukom ist, man merkt es selbst kaum. Zunächst schränkt sich das Gesichtsfeld ein, vereinzelte Bereiche des Sehfeldes werden ein wenig verwischt - aber das menschliche Gehirn ist so strukturiert, dass es diese Defekte zunächst ausgleichen kann. ,,Und weil das Glaukom in den meisten Fällen nicht schmerzhaft ist, denken viele Menschen, dass schon alles okay sei - vielleicht nur eine Alterserscheinung."

Doch mit dem Glaukom ist nicht zu scherzen. Es handelt sich, wie Dr. Mäueler erläutert, ,,um eine neurodegenerative Erkrankung, die potentiell zur Erblindung führen kann." Genau genommen geht es um eine „Aushöhlung des Sehnervkopfes mit pathologischer Ausdünnung und Untergang der Nervenfasern."

,,Weil das Glaukom in den meisten Fällen nicht schmerzhaft ist, denken viele Menschen, dass schon alles okay sei - vielleicht nur eine Alterserscheinung"
Dr. Teresa Mäueler
Glaukom-Expertin

In den meisten Fällen kommt es zum Glaukom, weil der Augendruck zu hoch ist - auch das merkt der Patient selbst meist nicht. Nur ein Augenarzt kann die entsprechende Diagnose stellen. Es gibt aber auch das sogenannte Normaldruckglaukom, bei dem der Augendruck nicht pathologisch ist.

Etwa drei Prozent aller Europäer leden unter einem Glaukom, ,,die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen“, meint die Augenärztin in Beuel. Auf der Informationsseite glaukom.de heißt es dazu: „Auch in Industrienationen mit guter medizinischer Versorgung bleiben ca. 50 Prozent aller Glaukome unerkannt."

Dr. Teresa Mäueler ist Expertin für Glaukom-Erkrankungen. FOTO: GLAUKOM.DE
Dr. Teresa Mäueler ist Expertin für Glaukom-Erkrankungen. FOTO: GLAUKOM.DE

Wie kommt es zu einem Glaukom? „Es gibt nicht die eine Ursache", sagt Dr. Mäueler. Menschen ab 40 sollten sich vorsichtshalber untersuchen lassen, eine familiäre Vorbelastung spielt eine wichtige Rolle, dunkelhäutige Menschen sind eher betroffen, Männer eher als Frauen, und Patienten, die über einen längeren Zeitraum Cortison einnehmen mussten - also beispielsweise Asthmatiker-gehören zur Risikogruppe. Ab 50 Jahren steigt das Risiko zweifach und dann weiter zunehmend. Kurz: Es kann jeden treffen.

Auch die Frage, warum der Augendruck steigt, ist nicht immer ursächlich zu klären. In der Regel ist der Abfluss über den Kammerwinkel durch einen erhöhten Widerstand im sogenannten Trabekelmaschenwerk behindert, der Druck im Auge steigt, und die Nervenfasern sterben ab. Der Sehnerv wird im wahrsten Sinne des Wortes ausgehöhlt. Ein Glaukomschaden ist irreparabel - er lässt sich nicht rückgängig machen. Ziel einer Therapie ist es deshalb, das noch verbliebene Sehvermögen zu erhalten und die drohende vollständige Blindheit zu verhindern.

Das Tückische am Glaukom beschreibt auch die oben bereits erwähnte Webseite glaukom.de : ,,80 Prozent aller Patienten mit erhöhtem Augeninnendruck (Okuläre Hypertension) entwickeln kein Glaukom, und bei ca. 30 Prozent aller Patienten, die bereits einen Glaukomschaden entwickelt haben, konnte niemals ein erhöhter Augeninnendruck gemessen werden." Es gibt also nicht die eine Ursache-Wirkung, vielmehr ist eine umfassende Beurteilung verschiedener Organstrukturen und Faktoren absolut notwendig. Genau deshalb ist hierbei der Gang zum Experten so wichtig.

Die gute Nachricht: Die Untersuchungen finden weitgehend kontaktlos statt, und sie sind schmerzfrei. Jeder Augenarzt kann sie durchführen und die entsprechenden Behandlungen mit speziellen Augentropfen oder in seltenen Fällen auch Lasertherapien durchführen. ,,Nur chirurgische Verfahren, die allerdings eher selten sind, müssen dann in speziellen Augenzentren durchgeführt werden", erklärt Dr. Mäueler. Und dann fügt sie am Schluss des Gespräches noch hinzu: „Wenn wir über eine Krankheit sprechen, die zur Erblindung führen kann, die sich mit schmerzfreien Untersuchungen diagnostizieren lässt und dann gut behandelbar ist - dann sollten das Gründe genug sein für eine Vorsorgeuntersuchung!"

Von Jörg Wild