Viele Anleger orientieren sich an Indices - dafür gibt es ETFs. Wie sich mit entsprechenden Sparplänen nachhaltig Geld verdienen lässt

Echt grün oder eher Greenwashing?

Andreas Enke, Vorstand der Geneon Vermögensmanagement AG in Hamburg. FOTO: GENEON

Die Exchange Traded Funds (ETFs) sind börsengehandelte Indexfonds, die Marktindizes wie etwa den Deutschen Aktienindex (DAX) in der Regel eins zu eins nachbilden. Anleger können auch in Rohstoffe, in Anleihen, in Krypto-Währungen oder in Computer und Videospiele investieren. Die meisten ETFs werden passiv gehandelt - sie bilden den Index nur nach. Inzwischen aber gibt es auch einige aktive ETFs, die ein Management haben.

Die Fonds haben Vorteile: Sie gelten als besonders kostengünstig. Und die Sparer können schon mit recht kleinen Summen einsteigen, die sie jeden Monat zur Seite legen. Anteile lassen sich permanent kaufen und wieder verkaufen.

Deshalb sind ETFs in der Regel für private Anleger interessant, die von der Entwicklung der globalen Märkte profitieren wollen - die aber den Aufwand und das Risiko von Einzelaktien scheuen. Wer in einen ETF investiert, stellt sich breit auf: Kursverluste eines einzelnen Titels werden durch Steigerungen bei anderen Unternehmen oft wieder ausgeglichen. Es sei denn, ganze Branchen und Sektoren sind betroffen. Dann kann der ETF insgesamt negativ performen.

Deshalb lautet die Empfehlung stets, solche Produkte nicht für eine kurzfristige Anlage zu kaufen. Vielmehr sollten Investoren das Geld mindestens in den nächsten fünf Jahren nicht benötigen, um turbulente Zeiten gelassen aushalten.

Anleger investieren immer mehr in nachhaltige Geldanlagen. FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA-TMN
Anleger investieren immer mehr in nachhaltige Geldanlagen. FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA-TMN

ESG-Kriterien sind relevant

Längst wählen einige Fondsanbieter Unternehmen aus einem Index nach Kriterien der Nachhaltigkeit aus. Mitunter allerdings zweifelhaft: "Viele passive ETFs haben Papiere von Apple, Microsoft, Amazon und Alphabet im Portfolio hoch gewichtet. Ihre Anteile betragen jeweils zwischen drei und sieben Prozent", erklärt Andreas Enke, Vorstand der Geneon Vermögensmanagement AG in Hamburg. Als Begründung, so der Experte, verweisen die Anbieter auf die guten ESG-Scores, die diese Konzerne bei den Kriterien Enviroment (E), Social (S) und Governance (G) in ihrem jeweiligen Sektor erreichen. Enke sieht das kritisch. "Besonders Microsoft gilt als Liebling der Fonds und ETFs, die mit Nachhaltigkeit werben." Grund ist, dass der Hard- und Softwareentwickler sich in punkto Klimaneutralität stark engagieren will. "Bis 2050 will das Unternehmen sogar sämtliches Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernt haben, das seit der Gründung 1975 emittiert wurde. Aber wer kann schon überprüfen, inwieweit das Ziel erreicht ist", so Enke.

Darüber hinaus moniert der Experte, dass bei den Fondsgesellschaften Ausschlusskriterien, die sich an den "Social Development Goals" der UNO orientieren, gar nicht zum Zuge kommen. Die UNO hat 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung definiert: Zum Beispiel sollen Hunger und Armut bekämpft und die Selbstbestimmung der Menschen gefördert werden.

Die Umwelt-Bank bringt das Problem auf den Punkt. Sie weist darauf hin, dass es eben keine allgemein geltenden Richtlinien für die nachhaltige Auswahl gibt - also keine "übergreifenden Kriterien oder gar gesetzliche Vorgaben für grüne und nachhaltige ETFs." Deshalb entscheiden allein die Emittenten, welche Unternehmen im Portfolio gehalten werden. Sie suchen jene Titel, die im Vergleich zu den Wettbewerbern mit Blick auf Marktchancen und nachhaltigem Engagement am besten sind. Teilweise schließen die Anbieter auch nur zweifelhafte Branchen wie Waffen aus.

Deshalb sollten Anleger sich dafür interessieren, welche Unternehmen der ETF enthält. Mineralöl- und Autokonzerne sind oft nicht ausgeschlossen. Teilweise wird dies damit begründet, dass diese neue klimafreundliche Technologie entwickeln und sich ihrer Verantwortung bewusst sind. "Aus unserer Sicht können ETFs - zumindest bislang - keine wirklich grüne Geldanlage bieten“, meint aber Laurenz Fuchs, Fondsexperte der Umwelt-Bank, die keine ETFs im Programm hat.

VON EVA NEUTHINGER