Zinsen bei Ratenkrediten sind in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Wer sich verschuldet, sollte vorab einen Kassensturz machen

Erst einmal überlegen, ob man den Kauf wirklich braucht

Ein Haushaltsbuch hilft, Einnahmen und Ausgaben zu überprüfen. FOTO: KAI REMMERS

Schon im Oktober vergangenen Jahres stellte das Verbraucherportal Verivox in einer Umfrage fest, dass die meisten Banken ihre Zinsen bei Ratenkrediten deutlich angehoben haben. Im Marktdurchschnitt lagen sie um satte 35 Prozent höher als Anfang 2022. Konkret stiegen sie von knapp 5 Prozent im ersten Quartal auf über 6,7 Prozent im letzten. "Nach jahrelanger Talfahrt erleben wir bei den Ratenkreditzinsen jetzt einen Anstieg von historischem Ausmaß“, stellte Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, im Oktober 2022 fest. Die Zinswende preisten die Anbieter von Ratenkrediten bereits im Juli vergangenen Jahres ein. 

Kreditinstitute kalkulieren vielfach mit Risikoausschlägen - mit Blick darauf, dass inflationsbedingt steigende Preise die Haushaltsbudgets zusätzlich belasten und es schwer absehbar ist, wie viel Geld dann noch für die Kreditrate zur Verfügung steht", so Maier. Auch die FMH-Finanzberatung in Frankfurt (www.fmh.de ) sieht eine unerfreuliche Zinsentwicklung bei Ratenkrediten. Solange die Europäische Zentralbank die Leitzinsen erhöht, steigen mehr oder weniger die Festgeld- und Tagesgeldzinsen. Diese wiederum dienen überwiegend zur Refinanzierung der Ratenkredite. Das bedeutet höhere Kreditzinsen, sagt die FMH-Finanzberatung. Der tatsächliche Anstieg bei den Ratenkrediten sei aber schwer zu erkennen. Denn die meisten Zinsen der Konsumentenkredite sind bonitätsabhängig. Und da können die Banken wunderbar im Kundenangebot den Zinssatz erhöhen, "der nicht für die beste Bonität ins Schaufenster gestellt wird", kommentiert Max Herbst, Geschäftsführer der FMH-Finanzberatung.

Haushaltsbuch führen

Doch unabhängig von der aktuellen Marktlage: Die Verbraucherzentralen raten, sich zu fragen, ob man die Anschaffung sofort braucht. Es sei meist günstiger, den Kauf vorher anzusparen.

Falls es nicht anders geht, sollten man die Ausgaben mit Vorsicht planen und sich vorher gut überlegen, wie viel Kredit man will. Doch viele Familien haben nur eine grobe Vorstellung davon, wie viel Darlehen sie sich im Monat leisten können - wie viel Raten sie also stemmen können. Deshalb geben die Verbraucherzentralen den Tipp, ein Haushaltsbuch zu führen. Man hält genau fest, welche Beträge eingehen und welche regelmäßig Aufwendungen oder sporadisch anfallen. Auf der Einnahmenseite stehen das Gehalt, Nebenverdienste oder Kapitaleinkünfte - wenn sie halbwegs gesichert sind.

Die Ausgaben gliedern sich zumeist in die Bereiche Wohnen, Auto, Kommunikation, Lebenshaltung, Versicherung und Sonstiges wie Urlaub. Wenn die Einnahmen höher sind als die Ausgaben, lässt sich die Differenz für Zins und Tilgung nutzen.

Ganz wichtig: Ein Vergleich der Anbieter lohnt sich immer. Über das Portal www.fmh.de können neben der besten Bonität auch andere Bonitätsstufen verglichen werden. Es gibt bonitätsunabhängige Darlehen, bei denen jeder Kreditnehmer den gleichen Zinssatz zahlt.

Hält die Bank das Risiko aufgrund einer schlechteren Bonität aber für zu hoch, kann sie die Zusage verweigern. Bei bonitätsabhängigen Konditionen kommen viele am Ende doch zum Zug, zahlen aber einen Risikoaufschlag. Das heißt: Je besser die Kreditwürdigkeit, desto weniger kostet die Finanzierung.

Will die Bank kein Geld geben, sollte man das aus Sicht der Verbraucherzentralen als Warnung sehen - und auf die Finanzierung verzichten, weil die Familie sie sich im Zweifel tatsächlich nicht leisten kann.