Bonner Seniorenbetreuung initiiert Mitarbeiter-Workshop für zertifizierte Begleithunde. Am Ende des Workshops erhalten alle Hunde ein mit Namen bedrucktes Halstuch samt Zertifikat der Hundeschule.

Home Instead, Bonn: Ein Gewinn für Mensch und Tier

Das Team von Home Instead Bonn wurde für die Seniorenbetreuung mit Begleithund geschult. FOTOS: MARTINA SONDERMANN

Job und Hund lassen sich selten unter einen Hut bringen. Dabei kann der ,,Partner mit der kalten Schnauze" gerade im Betreuungs- und Pflegedienst eine Bereicherung für alle Beteiligten sein. Vorausgesetzt, Hund und Halter sind ein eingespieltes Team. Das zeigt sich beim Besuch einer zertifizierten Hundeschule.

„Viele unserer Mitarbeiter wollten ihren Hund gerne zur Arbeit mitnehmen", berichtet Markus Nowak von Home Instead Bonn. Das führte bei dem Seniorenbetreuungsdienst zu Diskussionen - auch wegen der Frage der Versicherung. „Wir mussten sichergehen, dass Hund und Halter entsprechend geeignet sind", sagt der Geschäftsführer und war bereit, seinen Angestellten ein qualifiziertes Hundetraining zu finanzieren.

Konzept für den Betreuungsalltag

Finn darf sich jetzt offiziell „Begleithund" nennen.
Finn darf sich jetzt offiziell „Begleithund" nennen.

Mitarbeiterin Sarah Taggesell, zuständig für zentrale Projekte und selbst Hundebesitzerin, nahm daher Kontakt zu Isabelle Jacobs auf. „Sie zeigte sich sehr offen für unser Anliegen", so die Projektleiterin. Jacobs ist Tierpsychologin und zertifizierte Hundeverhaltenstrainerin sowie Hundeerzieherin und Verhaltensberaterin (IHK). Seit 2014 bildet sie mit ihrem ,,Teamtraining Hund & Mensch" in Sankt Augustin unter anderem Therapiehunde für den Einsatz in Kitas, Schulen und Seniorenheimen aus und wurde in diesem Jahr von der IHK als Praxisbetrieb für tiergestützte Intervention zertifiziert.

,,Gemeinsam haben wir Elemente aus der Therapiehunde-Ausbildung ausgewählt, die für den Betreuungsalltag geeignet sind", schildert Jacobs die individuelle Konzeptplanung. Eine Art Starterpaket, bei dem der Hund über mehrere Stunden beobachtet und in typische Alltagssituationen gebracht wird." Dabei sollte überprüft werden, ob Hund und Halter für die tiergestützte Arbeit geeignet sind.

„Der Begleithund sollte ein freundliches und menschenbezogenes Wesen haben“, erklärt die Hundeexpertin. ,,Er muss souverän auf Alltagssituationen reagieren und gut mit der Nähe zu fremden Menschen umgehen können.“ Natürlich sollte er die Grundkommandos beherrschen und Spaß an der Interaktion mit älteren Menschen haben.

In 3 Schritten zum Begleithund

Den Auftakt machte daher eine Wesensprüfung auf dem Trainingsgelände der Hundeschule am CBT-Wohnhaus St. Monika - mit Rollator, Rollstuhl & Co. „Wir haben jeden Hund einzeln beobachtet, wie er sich Menschen mit ungewohnten Bewegungsmuster gegenüber verhält", so Jacobs. „Bei einem Kandidaten haben wir von dem Einsatz als Begleithund abgeraten. Er ging hier sofort auf Distanz."

Danach folgte ein Gruppentraining, bei dem es um das Zusammenspiel von Hund und Halter ging - mit Übungen aus dem Hundeführerschein wie ,,Sitz! Platz! Fuß!" oder das Warten auf der eigenen Decke, die bei künftigen Betreuungseinsätzen neben Trinknapf, Leckerlies zur Belohnung und Spielzeug ins Gepäck gehört.

,,Die Decke ist als Rückzugsort für den Hund enorm wichtig", betont Jacobs. ,,Er muss die Möglichkeit haben, jederzeit auszusteigen und sich hier zu erholen." Bei ersten Stressanzeichen soll man dem Vierbeiner von sich aus eine Pause gewähren - und grundsätzlich das Tierschutzrecht im Auge behalten. „Laut IHK sollen Hunde höchstens zweimal pro Woche für jeweils zwei bis drei Stunden in der tiergestützten Arbeit eingesetzt werden", konstatiert Jacobs.

Am Finaltag standen dann unter Leitung von Sandra Hartung, Trainerin für Schul- und Therapiebegleithunde, Übungen aus dem Arbeitsalltag im Fokus-mit Gestaltung der ersten Begegnung zwischen Senior und Tier sowie spezifischen Hundetricks wie den Kopf auf den Schoß zu legen oder für das Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spiel einen Schaumstoffwürfel anzustupsen. ,,Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, was Hunde bewirken können“, so Hartung. Sie sind ein Türöffner und entlocken jedem Menschen ein Lächeln."

Jacqueline Mette nimmt mit ihrem 8-jährigen Ridgeback-Labrador-Mischling Dexter an dem Workshop teil. ,,Das tut alten Menschen richtig gut, den Hund mal streicheln oder füttern zu dürfen", ist die Betreuungskraft überzeugt. Kollegin Alexandra Schulz sieht Vorteile in der Arbeitszeitgestaltung, wenn sie künftig ihre Siberian-Husky-Hündin Ivy (5) auf Kundenwunsch mitnehmen darf: ,,Dann kann ich auch mehrstündige Einsätze annehmen." Und Gabi Kuhlmann-Friedrichs wurde schon öfter aufgefordert: „Bringen Sie den doch mal mit!", wenn sie bei einem Betreuungseinsatz von ihrem Amerikanischen Colly Finn (6) erzählt hat.

Ein ,,Hund auf Zeit"

Hundetrainerin Sandra Hartung begleitet die Übungen.
Hundetrainerin Sandra Hartung begleitet die Übungen.

,,Einige Kunden sind sehr tierlieb und hatten früher selber Haustiere", sagt Markus Nowak. Sie sollen künftig die Möglichkeit haben, eine Betreuung mit Begleithund zu buchen. ,,So nutzen sie auf spielerische Weise das kognitive und haptische Angebot", ergänzt Sarah Taggesell, ,,und werden zu mehr Bewegung animiert." Auch aus Unternehmersicht ein Pluspunkt. ,,Das macht uns als Dienstleister und Arbeitgeber noch attraktiver", ist sich Nowak sicher.

Am Ende des Workshops erhalten alle Hunde ein mit Namen bedrucktes Halstuch samt Zertifikat der Hundeschule, dass sie als Begleithund für Home Instead Bonn kennzeichnet- und freuen sich ebenso wie ihre Halter auf den ersten gemeinsamen Einsatz.

VON MARTINA SONDERMANN


HUND UND HORMONE

Balsam für die Seele

Beim Streicheln eines Hundes produzieren Mensch und Tier das Bindungshormon Oxytocin, das nachweislich die Stresshormone Insulin und Cortisol senkt und gleichzeitig die Produktion des Glückshormons Dopamin ankurbelt. ,,Hunde sind ein Eisbrecher", weiß Isabelle Jacobs von der Hundeschule „Teamtraining Hund & Mensch" in Sankt Augustin. „Sie werten nicht und präsentieren ihre Emotionen ungefiltert." Dann ginge es bei älteren Menschen nicht mehr um eigene Krankheiten, sondern nur noch um das Tier. ,,Negative Gedanken verfliegen und man geht wie selbstverständlich spazieren", so Jacobs. Auf Kommando legt der Hund seinen Kopf auf den Schoß oder die Hand - auch bei bettlägerigen Senioren. ,,Das beruhigt und entspannt zugleich." sdm


Frauen wählen andere Ausbildungsberufe als Männer

Kaufmann oder Kauffrau für Büromanagement: Das ist der Ausbildungsberuf, für den 2022 die meisten neuen Ausbildungsverträge unterzeichnet wurden, nämlich insgesamt rund 23 000. Doch Frauen und Männer schlagen bei der dualen Berufsausbildung nach wie vor oft unterschiedliche Wege ein. Das zeigen Auswertungen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Bonn.

Demnach stand bei Frauen der Beruf der Medizinischen Fachangestellten 2022 auf Platz eins: 16 656 Ausbildungsverträge schlossen sie dem BIBB zufolge in diesem Bereich neu ab. Bei den Männern waren es lediglich 747. Damit liegt der Anteil der neuen weiblichen Auszubildenden hier bei knapp 96 Prozent.

Bei Männern lag mit 20 295 neu unterzeichneten Verträgen hingegen die Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker vorne. Eine Berufsausbildung, die beim weiblichen Nachwuchs mit 1284 unterzeichneten Verträgen nur auf Rang 32 kam.

(16 An zweiter Stelle bei den Frauen steht stattdessen die Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement 116 Ausbildungsverträge), die zur Zahnmedizinischen Fachangestellten liegt auf Platz drei (13 011 abgeschlossene Ausbildungsverträge).

Zum Vergleich: Bei den Männern sind das die Ausbildung zum Fachinformatiker (15 903 Ausbildungsverträge) und zum Elektroniker (14 256 Ausbildungsverträge). In beiden Ausbildungsberufen liegt der Anteil der neuen weiblichen Azubis gemessen an den abgeschlossenen Verträgen bei unter zehn Prozent (9,4 bzw. 2,8 Prozent).

Die Auswertung beruht auf Daten aus der BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30. September 2022 in anerkannten dualen Ausbildungsberufen nach Berufsbildungsgesetz (BBIG) und Handwerksordnung (HwO). dpa