Die Corona-Pandemie hat dafür gesorgt, dass sich die Büros leerten und immer mehr Menschen von zu Hause arbeiteten. Seit die Schutzmaßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie zurückgenommen wurden, kommen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wieder häufiger ins Büro. Doch wie sollten die Arbeitsplätze der Zukunft idealerweise gestaltet sein? Darüber diskutierten die Expertinnen und Experten beim 1. GA-Forum Attraktive Arbeitgeber.
CONET
Sabine Cox (CONET) berichtete von Mitbewerbern, die Arbeitsplatzflächen reduzieren, weil sie wegen der Energiekrise sparen wollen. "Bei allen Möglichkeiten zum hybriden Arbeiten darf man nicht vergessen, dass die Mitarbeitenden auch ein betriebliches Zuhause haben möchten." Menschen brauchen laut Cox einen Firmenstandort, um sich mit dem Unternehmen identifizieren zu können. "Man sollte daran nicht sparen, sondern vielleicht auch über kluge neue Konzepte wie Arbeitsplatz-Sharing nachdenken."
Ralf Albrod (Stadtwerke Bonn) bestätigte diese These: "Es ist ein Unterschied, ob sich zwei Mitarbeitende einen Arbeitsplatz teilen oder ob ich sage, die Mitarbeiter sollen sich die Räume buchen, ihren Rollcontainer schnappen und dann immer dahingehen, wo noch was frei ist." Die soziale Abstimmung im Team erzeuge das Zusammengehörigkeitsgefühl.
Sabine Cox berichtete, dass CONET im April in zehn Etagen des Neuen Kanzlerplatzes einzieht. "Immer wieder wurden wir im Vorfeld gefragt, ob wir nicht noch eine oder zwei Etagen wieder abgeben wollen. Das war für uns eine irrationale Vorstellung." CONET ziehe dort drei Standorte zusammen. Dort wollen wir Crowd-Working-Spaces bieten, damit die Leute sich treffen können. Eine Etage sei nur für Begegnungen vorgesehen. "Wir machen regelmäßig bei großen Mitarbeiterbefragungen wie "Great Place to Work" mit, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was sich unsere Mitarbeitenden wollen. Da sagen sie immer, dass sie sich treffen wollen und nicht nur virtuell."
Ralf Albrod ergänzte: "Die Leute wollen wieder zurück, auch um die sozialen Kontakte zu haben. Man will sich mehr austauschen, das Wissen übergeben und auch einfach mal quatschen." Die neue Flexibilität erlaube es den Mitarbeitenden, die Tage aus ihrer Sicht effizient zu planen: "So starte ich vielleicht vormittags zu Hause, komme mittags ins Büro und arbeite vielleicht auch nachmittags noch zwei Stunden im Home-Office."
Brigitte Klein (Stadtwerke Bonn) berichtete vom großen Neubau an der Karlstraße, in dem die Kollegen und Kolleginnen der Gesellschaft Bonn-Netz arbeiten. Dort sei es eine besondere Herausforderung gewesen, Büroräume zu schaffen, die den flexiblen Anforderungen der neuen Arbeitswelt gerecht werde. Aufgabe der Planer sei es gewesen, neue Konzepte zu entwickeln, die das 100-Prozent-Präsenz-Büro der Vergangenheit mit dem mobilen Arbeiten und Home-Office verbinden. "Um dafür eine Balance zu finden, braucht es gute Konzepte." Die Aufgabe der Führungskräfte sei es, Pilotprojekte durchzuführen und dabei herauszufinden, wie sich die verschiedenen Arbeitsformen auf die Leistungsfähigkeit auswirken. "So probieren wir zum Beispiel agile Arbeitsmethoden mit Kolleginnen und Kollegen aus, da, wo aus aufgabenseitig passt und eine Offenheit dafür vorhanden ist. Und wenn das gut funktioniert, bauen wir das aus und steuern nach." Dadurch seien die Stadtwerke als Arbeitgeber attraktiv für Menschen, die aktiv an Transformationsprozessen mitarbeiten möchten. "Wichtig ist dabei, dass auch die Mitarbeitenden gefragt werden und mitgestalten können."
René Königshausen (PSD Bank West eG) berichtete, dass sich in der Corona-Zeit durchschnittlich bis zu 80 Prozent der Mitarbeiter und Mitarbeiter im Home-Office befanden, ausgenommen sensible Bereiche wie IT und Revision oder die Vertriebs- und Service-Kräfte in den Kundencentern. "Wir sind überzeugt davon, dass unsere Mitarbeiter im Home-Office genauso viel leisten, müssen aber aufpassen, dass sie nicht zu viel tun." Neben der Fürsorge-Pflicht gebe es für Arbeitgeber viele arbeitsschutz- und datenschutzrechtliche Dinge zu beachten, gerade in einem so sensiblen Bereich wie dem Bankenwesen: "Das Vertrauen unserer Kunden ist schließlich unser höchstes Gut."
von Sascha Stienen