Was Unternehmen gegen den Fachkräftemangel tun, beschreiben Personalfachleute beim 1. GA-Forum Attraktive Arbeitgeber

Ausbildung als Schlüssel

Treffpunkt Jobmesse: Beim Karrieretag des General-Anzeigers informieren sich viele junge Menschen über Ausbildungsplätze. FOTO: BENJAMIN WESTHOFF

VON SASCHA STIENEN

Wenn nicht genügend Fachkräfte auf dem Markt sind, setzen viele Unternehmen auf Ausbildung und versuchen, junge Talente an sich zu binden. Dabei verfolgen die Firmen unterschiedliche Strategien. Eins eint sie aber: ihr Bemühen, den Nachwuchs schon möglichst früh für ihre Themen zu begeistern. Das wurde beim 1. GA-Forum Attraktive Arbeitgeber in den Design Offices am Bonner Hauptbahnhof deutlich.

Auch die CONET-Gruppe hat ein besonderes Augenmerk auf den Nachwuchs gelegt, wie Sabine Cox erläuterte: ,,Wir entsenden schon seit Jahren Ausbildungsbotschafter, die in den Schulen junge Menschen für Technik interessieren sollen. Wenn man Menschen früh genug für bestimmte Fachthemen begeistert, egal ob jetzt Handwerk oder wie bei uns IT, dann erzeugt man eine Motivation bei den jungen Menschen, sich diese Felder zu erobern." Dass es existentiell wichtig sei, gut auszubilden, hätten viele Unternehmen verstanden. ,,Wir investieren sowohl in die Ausbilder als auch in Wissensvermittlung und Ausstattung. Denn wenn die Menschen, die wir ausbilden, früh Erfolgserlebnisse haben, bleiben sie auch dran." Ausbildung ideal zu gestalten, sei entscheidend, um im ,,War for Talents" zu bestehen. „Wir versuchen mit exzellenter Ausbildung gerade auch Frauen für IT zu begeistern", ergänzte Sabine Cox. Nicht von ungefähr werde die CONET von CEO Anke Höfer geführt. ,,Das ist für eine so große IT-Gruppe eine Besonderheit und sehr unüblich für diesen Markt und spricht dafür, dass es uns gelingt, in vielen Bereichen auch Frauen für uns zu gewinnen und gezielt zu fördern."

,,Wir investieren sowohl in die Ausbilder als auch in Wissensvermittlung und Ausstattung"
Sabine Cox, CONET

Die Stadtwerke Bonn versuchen ebenfalls, junge Frauen für technische Berufe zu begeistern, berichtete Brigitte Klein. ,,Wenn ich mir die eingehenden Bewerbungen fürs nächste Ausbildungsjahr anschaue, ergibt sich häufig noch ein tradiertes Bild." So seien es im kaufmännischen Bereich immer noch verstärkt junge Frauen, die sich bewerben. Aber bei Berufsbildern wie Industriemechaniker/ in ,,denken viele an körperlich schwere Arbeit, was aber heute gar nicht mehr so ist". Schon aufgrund der Arbeitsschutzauflagen müssten die Stadtwerke dafür sorgen, dass die Tätigkeiten für Männer und Frauen gesundheitsverträglich umgesetzt werden können. „Da ist viel Überzeugungsarbeit nötig, die wir durch Information leisten können, indem wir zum Beispiel in Schulen und auf Messen gehen." Die Stadtwerke pflegen auch eine Kampagne mit Kolleginnen und Kollegen, die im Konzern ihre Ausbildung gemacht haben oder machen und in kleinen Videospots berichten, was sie an ihrem Ausbildungsberuf gut finden.

Bei der Ausbildung haben die Stadtwerke seit vielen Jahren ein mehrstufiges Auswahlverfahren, sagte Klein. „Alle Bewerbenden machen einen Online-Test, in dem Kompetenzen wie analytisches Denken und einige Persönlichkeitsaspekte berücksichtigt werden - da stehen die Schulnoten nicht alleine im Vordergrund." Der Online-Test sei ein geeignetes Vorauswahlinstrument, um auch jungen Menschen mit nicht so tollem Zeugnis eine Chance zu geben. „Am Ende laden wir einige Kandidaten zu Assessment Centern ein, um sie dort persönlich zu erleben, sodass sie die Möglichkeit haben, sich auf mehreren Ebenen und in mehreren Kontexten zu beweisen."

Die Stadtwerke bieten grundsätzlich auch Schülerpraktika an sowie längere Praktika für Studierende. ,,Es gibt viele, die ein Schülerpraktikum gemacht haben und sich später gezielt bei uns für Ausbildungsplätze bewerben. Einige schaffen auch es, ihre Erfahrungen einzubringen. Das ist aber kein Erfolgsgarant." Wer über ein paar Monate ein studienbegleitendes Praktikum gemacht und vielleicht auch schon Projekte begleitet habe, kann sich laut Brigitte Klein mit guten Chancen gezielt bewerben.

Valentin Lehnert (Swiss Life Select) kann nur bestätigen, dass die Ausbildung im eigenen Haus ein Schlüssel zur Gewinnung neuer Fachkräfte ist. Nach meinem BWL-Studium habe ich selbst ein Trainee-Programm durchlaufen", berichtet der Kanzlei-Chef. „Wenn man jemanden dreieinhalb Jahre ausbildet, dann lernt man ihn sehr gut kennen, und der Azubi andererseits kann sich gründlich mit allen Abläufen vertraut machen." Wenn jemand aus dem Versicherungs- oder Bankenwesen zu Swiss Life Select wechsle, müsse sich dagegen erst einmal neu orientieren: ,,Wer bei einer Versicherung nur die Produkte seiner Gesellschaft verkauft hat, muss dann zunächst das vielfältige Angebot unserer rund 300 Partnergesellschaften kennen lernen."

,,Wenn man jemanden dreieinhalb Jahre ausbildet, dann lernt man ihn sehr gut kennen"
Valentin Lehnert, Swiss Life Select

Die PSD Bank West eG hat auf der Suche nach neuen Auszubildenden zuletzt gute Erfolge mit dem Besuch von Azubimessen erzielt. ,,Darüber haben wir in den letzten Jahren unsere neuen Azubis gefunden", berichtet Vorstandschef René Königshausen. Sein Eindruck sei, man müsse heutzutage bei den jungen Menschen zunächst einmal Vorurteile entkräften, denen zufolge die Tätigkeit bei einer Bank unsexy sei: ,,Im Gegenteil: Wir sind eine junge und dynamische Bank, die betriebswirtschaftlich sehr erfolgreich arbeitet und ihren Beschäftigten ein hohes Maß an Arbeitsplatzsicherheit bietet."