Das Alter ist für Personalfachleute im Bewerbungsprozess kein Ausschluss-Kriterium mehr - im Gegenteil: Erfahrene Profis werden gesucht

Altersgemischte Teams funktionieren am besten

Fazit des GA-Forums Attraktive Arbeitgeber: Alters- und kulturell gemischte Gruppen befruchten sich gegenseitig. FOTO: GETTY IMAGES/JACOBLUND

Angesichts des wachsenden Fachkräftemangels verstärken die Unternehmen nicht nur ihre Bemühungen, selbst junge Menschen auszubilden. Sie öffnen sich auch immer weiter für ältere Mitarbeiter. Die Senior Professionals sind ebenso gefragt wie die Jungen. Das wurde beim 1. GA-Forum Attraktive Arbeitgeber in den Design Offices am Bonner Hauptbahnhof deutlich.

"Für uns ist Alter kein Kriterium", sagte Sabine Cox (CONET). "Wir haben in diesem Jahr jemanden mit 65 eingestellt." Die Zeiten, in denen sich Menschen jenseits der 50 in eine Frühpensionierung verabschiedet haben oder in Altersteilzeit, seien vorbei -nicht nur deshalb, weil es nicht mehr staatlich gefördert werde. "Ich bin froh, dass heute alles möglich ist. Alter spielt also keine Rolle, es sei denn, man spricht über eine gute Flasche Wein."

Ralf Albrod (Stadtwerke Bonn) berichtete, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ihre Lebensphasen individuell gestalten. "So haben wir zum Beispiel eine Kollegin, die so-zusagen gekommen ist, um zu gehen. Wir haben sie eingestellt, damit sie uns mit ihrem großen Fachwissen in einigen anstehenden Projekten unterstützt sollte - allerdings mit absehbarem Ende." Sie habe ein Altersteilzeitmodell gewählt und mache in dieser Konstellation einen hervorragenden Job. "Aber wir haben auch Leute, die über die Regelaltersgrenze hinaus beschäftigt werden wollen und fragen, welche Modelle wir als Betrieb dafür anbieten können."

Albrods Kollegin Brigitte Klein bestätigte das: "Wenn sich heute jemand mit Anfang 50 auf eine Schlüsselposition bewirbt, dann hat er mindestens noch zehn bis zwölf Jahre vor sich. In dieser Zeit kann man viele tolle Dinge tun." Viele seien dann nicht mehr so viel mit der Rush-hour des Lebens beschäftigt und hätten richtig Lust, ihr Wissen einzubringen. Auch Teilzeitmodelle könnten ein Weg sein, das Know-how und die Energie älterer Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen zu halten. "An dieser Stelle gibt es kein "One fits all": Wir müssen als Arbeitgeber mehrere Modelle anbieten."

Sabine Cox stimmte zu: "Bei uns ist das ähnlich. Je bunter gemischt eine Truppe ist, desto besser ist der Output. Das ist schön zu sehen. Vielfalt lässt auch viel wachsen. Je weiter wir den Trichter machen, desto mehr lassen wir zu."

"Wenn sich jemand mit Anfang 50 auf eine Schlüsselposition bewirbt, hat er mindestens noch zehn bis zwölf Jahre vor sich. In dieser Zeit kann man viele tolle Dinge tun"

Brigitte Klein
Stadtwerke Bonn

Ralf Albrod ergänzte: "Bei der Frage, wen wir suchen, ist es auch wichtig zu sehen, wen wir schon haben, also wie das Team aufgestellt ist. Ich kann nicht fünf junge Leute in ein Team setzen, und keiner von ihnen kann den Wissenstransfer leisten." Perfekt sei es, wenn ich eine heterogene Mannschaft habe, in der der eine dem anderen etwas beibringen kann". Die Stadtwerke gehen laut Albrod in Ausschreibungen nach dieser Denkart vor und suchen dabei gezielt junge Beschäftigte, die man aufbauen kann, aber auch Erfahrene, die solche Projekte schon mal begleitet haben und die Jungen an die Hand nehmen können.

Das Fazit des GA-Forums lautete: Alters- und kulturell gemischte Gruppen befruchten sich gegenseitig. Das kann Valentin Lehnert zu 100 Prozent unterschreiben: "Auch bei uns ist vom Alter von 18 bis 54 alles dabei." Das vergleichsweise geringe Durchschnittsalter sei gut für die Stimmung im Team. "Die Kombination ist wichtig", betont Lehnert. "Die jungen Leute haben es einfacher, mit neuen Marktgegebenheiten umzugehen. Mit ihrer Dynamik und Energie locken sie die älteren Kollegen aus der Komfortzone, die ihrerseits einen großen Beitrag zum Wissenstransfer in der Firma leisten."

von Sascha Stienen