Vom Geben und Nehmen

Die talaa-Gründer (von links): Christian Brucker, Matthias Frielingsdorf und Manuel Kirailidis. FOTO: SIMON HECHT

Das Bonner Start-up „talaa“ hat eine Vermietplattform von privat zu privat initiert. VON SILKE MENY

Talàa heißt in der Sprache des westafrikanischen Volkes der Mandinka "teilen". Genau das ist es, wozu Christian Brucker, Manuel Kirailidis und Matthias Frielingsdorf für ein Plus an Nachhaltigkeit im Alltagsleben auffordern möchten. Deshalb haben die Drei das Bonner Start-up talaa gegründet: eine Vermietplattform, auf der Privatpersonen Dinge vermieten können, die sie besitzen und nur selten benutzen, oder Dinge mieten können, die sie nur selten brauchen und nicht besitzen. Und wenn beim Mieten und Vermieten doch einmal etwas schief gehen sollte, sind die Mietgegenstände zur Sicherheit beider Seiten versichert.

Die Idee zu talaa kam Manuel Kirailidis 2016, als er seinen Keller entrümpeln wollte. ,,Er fand damals so einiges, was er beschloss zu verkaufen, aber auch einiges, von dem er dachte, das würde er ja ab und an schon noch gebrauchen. Zum Beispiel den Hochdruckreiniger, den ich mir manchmal von ihm leihe und nicht selbst anschaffen würde." erinnert sich Brucker. „Er überlegte, wieviel ungenutztes, totes Kapital da in den Kellern und Garagen schlummert und wie es gelingen kann, Besitzer und diejenigen, die die Dinge brauchen, zusammenzubringen." Sie entwickelten die Idee weiter und fanden so ihre gemeinsame Mission: ,,Konsum nachhaltiger und Nachhaltigkeit konsumierbarer zu machen. Und zwar mit dem, was vorhanden ist und womit jeder mühelos seinen Beitrag leisten kann“, so Brucker.

,,Jeder hat einen Rasenmäher, eine Bohrmaschine, ein Raclette-Geräte oder sonst irgendetwas, das er nicht jeden Tag braucht und vermieten kann"
Christian Brucker, Talàa-Mitgründer

Schon war das ressourcenschonende Geschäftsmodell geboren. Das Motto: ,, Teile, was du hast. Miete, was du brauchst.“ „Jeder hat einen Rasenmäher, eine Bohrmaschine, ein Raclette-Geräte oder sonst irgendetwas, das er nicht jeden Tag braucht und vermieten kann", so Brucker. „Und die Haushaltskasse lässt sich in diesen Zeiten damit auch noch aufbessern oder die Anschaffung refinanzieren."

An der Ausarbeitung von talaa feilten die Gründer ab 2019, als Beruf und Familie es zeitlich zuließen, intensiv. Brucker, der bei talaa neben organisatorischem vor allem das betriebswirtschaftliche Wissen einbringt, schrieb beispielsweise den Businessplan. Kirailidis kümmert sich um Produktentwicklung, Marketing und Storytelling. Und in Frielingsdorf fanden sie ihren dritten Mitgründer, der Fachwissen aus IT, Programmierung und Datensicherheit mitbringt.

2019 waren sie ein halbes Jahr im Accelerator-Programm des Digitalhub Bonn. Ende 2019 nahmen sie zudem am NUK-Businessplan-Wettbewerb in Köln teil, bei dem sie unter die Finalisten kamen. Zeitgleich bauten sie ihre Vermietplattform als Webseite und als App auf, die sich in einem wesentlichen Punkt von ähnlichen Plattformen unterscheiden sollte. „Wir wollten eine Versicherung als Partner, die die Transaktionen beim Mieten im Schadenfall abdeckt. Also, wenn Sie sich eine elektrische Heckenschere bei jemandem im Nachbarort mieten und die geht kaputt, dann springt die Versicherung ein", sagt Brucker. ,,Diese Versicherung zu finden, war allerdings kein leichtes Unterfangen." Doch es ist ihnen gelungen: Seit dem 1. Juli 2021 ist talaa mit Versicherungsschutz am Start.

Die Plattform selbst war bereits Ende 2020 fertiggestellt. Eine Testphase starteten die drei Gründer damals mit einem Fitnessstudio, da diese im Lockdown aufgrund der Infektionsschutzbestimmungen schließen mussten. Das Studio lieferte Kunden Fitnessgeräte, die diese über talaa zuvor gemietet hatten. ,,Das hat sehr gut funktioniert", erinnert sich Brucker.

Aktuell gibt es bei talaa zum Beispiel Geschirr, Besteck, Klappstühle, eine Playstation, eine Stichsäge, einen Fahradträger, einen Milchaufschäumer, eine Alu-Leiter, Besuchermatratzen und einiges mehr zu mieten. Gesucht werden kann nach Produkten, in Kategorien oder nach Standort. Bezahlt wird ausschließlich bargeldlos bei Buchung. „So muss keiner an der Haustür nachverhandeln“, sagt Brucker. talaa verdient letztendlich als Mittler an jeder Transaktion ein wenig mit, bietet dafür Plattform, Sicherheit und Service.

Und wie ist es um die Nachfrage bei talaa bestellt? ,,Die ist noch verhalten. Bis heute ist es die Herausforderung, ein Umdenken bei den Menschen anzustoßen, und Sharing-Modelle, wie sie bei Car-Sharing zum Beispiel schon üblich sind, in anderen Bereichen ebenfalls zu verankern", so Brucker. Also: Mieten und vermieten muss es künftig heißen statt kaufen und besitzen - für einen nachhaltigen, ressourcenschonenden Konsum, der manchen Menschen Dinge zugänglich macht, die diese sich sonst vielleicht nicht leisten könnten.