Den Stillen Gehör verschaffen

Christoph Post unterstützt als Berater, Trainer und Coach leise Menschen bei ihrer Karriere. FOTO: PRIVAT

Christoph Post unterstützt als Berater, Trainer und Coach leise Menschen bei ihrer Karriere
VON SILKE MENY

Ich habe schon immer gerne Menschen gefördert", sagt der lem die, die gerne übersehen werden, weil sie nicht wie ein Brecher aus der Masse auftauchen, sondern leise und zurückhaltend sind. Um dieses Anliegen auch beruflich verfolgen zu können, hat sich der Diplom-Betriebswirt und -kaufmann vor zweieinhalb Jahren von seiner langjährigen Führungsposition in einem in Bonn ansässigen Konzern verabschiedet und sich mit ,,Fokus schärfen" selbstständig gemacht. Er arbeitet seitdem als systemischer Coach, Life-Design Coach, Agil Coach, New Work Expert und Reiss Profile Master. Das heißt, er unterstützt als Berater und Trainer auf Basis verschiedener methodischer Ansätze vor allem Menschen, die als leise Führungskraft Karriere machen, sich zu neuen beruflichen Ufern aufmachen oder Klarheit über ihre Wege und Ziele finden möchten. ,,Ich sehe mich dabei eher als Sparringspartner, Begleiter des Weges und nicht als allwissender Wanderführer, der den zu laufenden Weg vorgibt. Da jeder Mensch unterschiedlich ist, verdient er es auch, seinen eigenen Weg zu ergründen", meint Post.

Doch wie lässt sich ein passender Weg einschlagen? Indem Christoph Post zusammen mit seinen Kunden ihre Kompetenzen weiterentwickelt, was er wiederum anhand eines von ihm entworfenen und an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg erprobten Konzepts tut. Dieses basiert auf vier Eckpfeilern: die fachliche, die methodische, die soziale und die Selbstkompetenz. Sprich: Was jemand kann und weiß und wie er es anwendet, sind Inhalte der fachlichen und methodischen Kompetenz. Die soziale Kompetenz umfasst, wie das Arbeitsleben im Miteinander funktioniert: beim Netzwerken, beim Führen von Mitarbeitern, beim empathisch reagieren. ,,Gerade beim Bilden von Netzwerken können leise Menschen sehr stark sein, ohne permanent in der ersten Reihe zu stehen“, weiß Christoph Post. ,,Ich bin selbst kein,Lautsprecher', der mit einem ChakaHier-bin-ich-Gefühl in den Raum geht; ich weiß also, wovon ich rede."

Und die Selbstlernkompetenz - der vierte Eckpfeiler - ist die Fähigkeit, sich selbst zu hinterfragen (nur nicht permanent), resilient zu sein, achtsam mit sich selbst umzugehen und sich intrinsisch zu motivieren. ,,Ein höheres Gehalt oder bessere Arbeitszeiten als extrinsische Motivationsfaktoren sind nicht alles und funktionieren auch nicht lange. Die intrinsische Motivation, die Arbeit als Berufung zu sehen, ist das A und O. Da muss zum einen der Arbeitgeber entsprechende Arbeitsbedingungen schaffen, zum anderen muss ich als Arbeitnehmer Selbstverantwortung übernehmen und mir ein Umfeld schaffen, das mir Lust aufs Arbeiten macht", sagt Post. Das hieße, so Post, zum einen, innerhalb des eigenen Arbeitsumfelds kleine Veränderungen vorzunehmen, und wenn das nicht funktioniert, den Bereich zu verlassen oder Unveränderbares als solches ohne Groll zu akzeptieren.

,,Gerade beim Bilden von Netzwerken können leise Menschen sehr stark sein, ohne permanent in der ersten Reihe zu stehen"
Christoph Post
Karriere-Coach

Die stillen Menschen, die Chrisunterstützen toph Post möchte, finden auf vielen Wegen zu ihm: über Empfehlungen von Kollegen, über LinkedIn, über Veranstaltungen, bei denen er mit Menschen über das Thema ins Gespräch kommt, und über die ,,Glückslandschaften". Das ist ein Projekt von Christoph Post und Kollegin Sina Andrä, bei dem die beiden auf Seminaren und mit Impulsvorträgen unterstützen, die positiven Gefühle, die uns z.B. in einem Urlaub begleiten und mit Ankunft zu Hause so oft wieder verpuffen, zu halten. Kurzum: Den eigenen Flow aufrechtzuerhalten und in seinem Leben Platz für schöne Momente zu kreieren. ,,Es geht uns dabei um eine Mindset-Veränderung. Wir wollen Menschen darauf aufmerksam machen, dass es sehr viele kleine Dinge gibt, die großen Impact sowohl auf das Privatwie auch Berufsleben haben.", so Post.

Sind die Kunden dann bei ihm im Coaching, geht es zunächst darum, den Lebenskompass – das Fundament, das uns von Geburt an mitgegeben wurde – zu bestimmen. „Da geht es in 16 Motiven um Punkte wie: Brauche ich viele Menschen um mich oder will ich unabhängig sein, brauche ich ,Macht‘ oder möchte ich mehr geführt werden? Es dient dazu, die eigenen Stärken und Schwächen herauszuarbeiten“, erklärt Post. Sie werden dann in Bezug zu den Kompetenzen gesetzt – und dann der Fokus geschärft. Dazu gehören auch ganz praktische Dinge, wie zum Beispiel das mutige Präsentieren einer Präsentation oder Resilienzübungen. „Leise Menschen sollten auch lernen, nicht so werden zu wollen wie laute Menschen. Damit werden sie sich nicht wohl fühlen. Es gibt andere Methoden, sich sichtbar zu machen“, rät Post. Wer mehr Tipps und Gedanken von ihm hören möchte, hat diese Gelegenheit bei seinen Podcasts. Sie behandeln so wesentliche Themen wie auch einmal „Nein“ sagen zu können oder schlagfertig auf verbale Attacken zu reagieren.