Ein Gespräch mit Jürgen Reske und Dr. K. Jan Schiffer über die Vorteile und Fallstricke einer eigenen Stiftung. Oftmals bietet sich eine treuhänderische Stiftung oder eine Zustiftung in Form eines Stiftungsfonds an

Bürgerstiftung Bonn und der Verein für Bonner Stiftungen: „Wir möchten das Stiften einfach machen“

Jürgen Reske (links) und Dr. K. Jan Schiffer stehen Interessierten und potenziellen Stiftern mit Rat und Tat zur Seite. FOTO: NINA RHEINHEIMER

Wer in Bonn über die Errichtung einer Stiftung nachdenkt, kommt an der Bürgerstiftung Bonn kaum vorbei. Herr Reske, wie hat die Bürgerstiftung das geschafft?

Jürgen Reske: Die Verwaltung von Stiftungen gehört seit über 20 Jahren zu unseren Hauptaufgaben. Wir haben viele Erfahrungen gesammelt und ein großes Netzwerk in der Region aufgebaut. Es hat sich herumgesprochen, dass wir unseren Stifterinnen und Stiftern das Stiften einfach machen und mit unserer gemeinnützigen Arbeit Wirkung erzielen.

Herr Dr. Schiffer, welche Vorteile sehen Sie für die Stifterinnen und Stifter bei der Bürgerstiftung Bonn?

Dr. K. Jan Schiffer: Die Bürgerstiftung Bonn hat einen sehr breiten Stiftungszweck, so dass viele Stifterinnen und Stifter ihre persönlichen Herzensanliegen auf unterschiedlichen Wegen verwirklichen können. Beeindruckend finde ich auch die Vielzahl von Ehrenamtlichen bei der Bürgerstiftung, die sich oftmals in den Gremien der verwalteten Stiftungen engagieren. So kann das Stiften tatsächlich einfach gemacht werden.

Wer sind die Menschen, die bei Ihnen stiften?

Reske: Unsere Stifterinnen und Stifter haben meistens keine Kinder, denen sie ihr Vermögen vererben können. Sie wollen häufig der Gesellschaft etwas zurückgeben und die Welt ein bisschen besser machen.

Herr Dr. Schiffer, entspricht dieses Stifterbild auch Ihren Erfahrungen?

Schiffer: Aus meiner nun schon jahrzehntelangen Erfahrung kann ich dieses Stifterbild bestätigen. Ergänzen möchte ich, dass Stiftungen immer öfter von mehreren Personen gemeinsam errichtet werden, zum Beispiel von Geschwistern oder einer Erbengemeinschaft.

Was sind die wichtigsten Fragen, die sich jemand stellen sollte, der hier in Bonn eine Stiftung errichten möchte?

Schiffer: Besonders grundlegend sind nach unserer Erfahrung folgende Fragen: Welche finanziellen Mittel werde ich im zunehmenden Alter benötigen? Hier ist zu einer erheblichen Reserve zu raten, damit Klarheit besteht, dass sich eine Stifterin oder ein Stifter die gewünschte Stiftung tatsächlich leisten kann. Eine Stiftung erfüllt ihre Zwecke bei möglichst niedrigen Kosten vor allem aus den Erträgen, die sie aus ihrem Vermögen erwirtschaftet. Das führt zu der Folgefrage: Welche Stiftungsform ist ausgehend davon im Einzelfall passend? Die rechtsfähige Stiftung erfordert einen erheblichen Verwaltungsaufwand. Oftmals bietet sich deshalb eine treuhänderische Stiftung oder auch eine Zustiftung in Form eines Stiftungsfonds an.

Herr Reske, welche Aspekte sehen Sie bei der Wahl der passenden Rechtsform für eine Stiftung?

Reske: Nach meiner Erfahrung gibt es wenige Gründe für die Errichtung einer selbstständigen, rechtsfähigen Stiftung. Da eine Stiftung in der Regel „auf ewig“ errichtet wird, stellt sich immer früher oder später das Problem der Nachfolge in den Gremien. Nur sehr große Stiftungen können aus ihren Erträgen auf Dauer hauptamtliches Personal bezahlen, das sich um die Stiftung kümmert. Gerade deshalb werben wir für die Errichtung von Stiftungsfonds oder Treuhandstiftungen, die auf Dauer durch die Bürgerstiftung verwaltet werden.

Was passiert in der Praxis mit vielen kleineren Stiftungen?

Schiffer: Bei kleinen Stiftungen gibt es in der Regel nicht nur zu geringe Erträge, um einen Stiftungszweck sinnvoll und nachhaltig zu erfüllen. Es fehlen eben ganz häufig auch die Ehrenamtlichen, die die Stiftung in den Stiftungsorganen zum Leben bringen. Da bleibt dann in vielen Fällen nur die Zulegung zu einer anderen Stiftung oder die Zusammenlegung mit einer solchen. Eine passende Partner-Stiftung zu finden, hat sich in der Praxis allerdings nicht als leicht erwiesen. Die Verwaltung durch eine andere Stiftung kann hierein Ausweg sein.

Kann sich die Bürgerstiftung auch um die Verwaltung rechtsfähiger Stiftungen kümmern?

Reske: Mit der IVG-Stiftung und der Stiftung Pfennigsdorf verwalten wir rechtsfähige Stiftungen, die über ein größeres Vermögen verfügen. Für schon bestehende, kleinere rechtsfähige Stiftungen könnte eine Zulegung zur Bürgerstiftung oder einer der von uns verwalteten rechtsfähigen Stiftungen in Frage kommen. Wir bieten hierfür gerne ein persönliches Gespräch an.

ZUR PERSON

Jürgen Reske arbeitet seit 17 Jahren im Stiftungsmanagement. Bei der Sparkasse KölnBonn führte er die Geschäfte mehrerer Sparkassenstiftungen und der Bürgerstiftung Bonn. Nach der organisatorischen Trennung der Bürgerstiftung Bonn von der Sparkasse wurde er Mitarbeiter der Bürgerstiftung. Nach Banklehre und Jurastudium absolvierte er Weiterbildungen zum Stiftungsmanager.

K. Jan Schiffer ist Vorsitzender des Vereins für Bonner Stiftungen und Wirtschaftsanwalt mit Schwerpunkten in Erb- und Nachfolgeregelungen sowie Stiftungen. Er ist zudem vielfacher Fachautor und Dozent.