Der Vorsitzende Hans-Dieter Weber über das Stiftungsvermögen, die „stille Spender“, die Planungssicherheit, die „Zielgruppe“ für weitere Zustiftungen und mehr

Stiftung Weihnachtslicht Bonn: „Erträge kommen Bedürftigen in der Region zugute“ 

Hans-Dieter Weber ist Vorsitzender der Aktion Weihnachtslicht. FOTO: GABRIELE IMMENKEPPEL

Ständig steigende Lebensmittelpreise, die Mieten klettern immer weiter in die Höhe, und für Energie muss derzeit sehr tief in die Tasche gegriffen werden. Die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine spüren alle Bevölkerungsgruppen. Seniorinnen und Senioren sind von der aktuellen Situation jedoch besonders betroffen. Obwohl sie meist jahrzehntelang hart gearbeitet haben, bleibt ihnen im Alter kaum genug Geld für ein sorgenfreies Leben. Laut Statistischem Bundesamt waren noch nie so viele Rentner auf Unterstützung durch die Sozialämter angewiesen. Rund 684.000 Ältere haben demnach Ende März Grundsicherung bezogen. Und die Zahlen werden weiter steigen.

Seit 70 Jahren hilft das GA-Weihnachtslicht älteren Menschen in Bonn und der Region, die dringend Geld für ihr alltägliches Leben benötigen. Mal können sie die Nebenkostenabrechnung nicht bezahlen, mal fehlt das Geld für ein paar warme Hausschuhe. Teil der Erfolgsgeschichte des GA-Weihnachtslichts ist die „Elvira-Efferz-Stiftung“. Sie wurde 2001 gegründet. Hans-Dieter Weber gehört zum Stiftungsvorstand. Mit ihm sprach Gabriele Immenkeppel.

Herr Weber, wie hoch war das Stiftungsvermögen?

Weber: Als Frau Efferz im Jahr 2000 im Alter von 84 Jahren verstarb, hinterließ sie der Aktion Weihnachtslicht des General-Anzeigers ihr gesamtes Vermögen in Höhe von rund 700.000 D-Mark - allerdings unter der Bedienung, dass damit der Grundstock für eine Stiftung gebildet werden sollte. Ihr langjähriger Anwalt, der damalige Vizepräsident des Bundesrechnungshofes, Norbert Hauser, setzte die Stiftungsurkunde auf, die von der Stiftungsaufsicht beim Regierungspräsidenten Köln genehmigt und 2001 als „Elvira-Efferz-Stiftung Weihnachtslicht“ eingetragen wurde.

Wie sieht es heute aus? Gibt es viele Zustiftungen?

Weber: Die Stiftung hat eine erfreuliche Entwicklung vorzuzeigen. Etliche Bürgerinnen und Bürger fanden das Konzept der Stiftung, wonach sämtliche Erträge ausschließlich an den Verein Weihnachtslicht ausgeschüttet werden, offenbar für so überzeugend, dass sie Zustifter wurden. So wuchs das Stiftungsvermögen von seinerzeit umgerechnet ca. 350.000 Euro im Laufe der Jahre auf nunmehr rund 1,1 Millionen Euro an. Übrigens: Zustiftungen sind ab einem Betrag von 50.000 Euro möglich und die Zustifter werden namentlich in die Stiftungsurkunde aufgenommen.

Die Stiftung hat also viele „stille Spender“.

Weber: So ist es - aber es ist natürlich jedem Zustifter überlassen, ob seine großzügige Spende im Rahmen der Weihnachtslicht-Berichterstattung mehr oder weniger ausführlich gewürdigt werden soll oder nicht.

Die jährliche Ausschüttung der Stiftung gibt dem Verein Weihnachtslicht Planungssicherheit für seine Arbeit. Eine Aufgabe, die wohl selten so notwendig war wie in diesem Jahr.

Weber: Das Stiftungsvermögen wurde vom Vorstand der Stiftung mit Billigung durch das Kuratorium ausschließlich in mündelsicheren Papieren angelegt, zum Teil in Papiere von Unternehmen oder Organisationen, die ihrerseits weltweit gemeinnützig tätig sind im Kampf gegen Armut oder zur Erhaltung der natürlichen Ressourcen. Aber selbstverständlich sind wir, wie wohl jeder Anleger, von den jeweiligen Entwicklungen an den Finanzmärkten abhängig, was wiederum die Höhe der Erträge und somit der jährlichen Ausschüttungen an den Verein beeinflusst. Doch unter dem Strich hat die Stiftung schon weit über 100.000 Euro dem Weihnachtslicht zukommen lassen.

Wen sehen Sie als „Zielgruppe“ für weitere Zustiftungen?

Weber: Wir wollen natürlich niemandem, der Anspruch auf ein Erbe hat, dieses Erbe streitig machen. Deshalb sehen wir vor allem Alleinstehende oder Ehepaare ohne natürliche Erben als mögliche Zustifter an. Die guten Argumente für eine Zustiftung liegen auf der Hand - es sind dieselben, die auch für den Verein Weihnachtslicht gelten: Die Erträge kommen den Bedürftigen in der Region zugute, und zwar in vollem Umfang, bis auf den letzten Cent. Denn alle Akteure handeln ehrenamtlich und alle anfallenden Kosten, zum Beispiel für Sachausgaben oder Verwaltung, trägt der Verlag des General-Anzeigers.

ZUR PERSON

Hans-Dieter Weber war u.a. jahrelang Lokalchef des General-Anzeigers und Vorsitzender der Aktion Weihnachtslicht, schließlich bis zu seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben Mitglied der Verlagsleitung. Er ist Ehrenvorsitzender des Weihnachtslichts. img