Es war eine Erkenntnis aus der Covid-Zeit: „Als sich selbsternannte Fachleute zu Wort meldeten und manche Menschen plötzlich abwegige Meinungen vertraten, wurde mir bewusst, wie schwierig es war, Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen“, berichtet Till Bermbach. Für den Architekten war es selbstverständlich, sich an die öffentlich-rechtlichen Medien und die Gesundheitsinstitutionen zu halten. „Doch die Manipulation von Nachrichten und Bildern zu bestimmten Zwecken, Diffamierungen durch Hate Speech und die Verzerrung von Fakten durch Fake News und Deep Fakes verbreiten sich in unserer Gesellschaft. Wie gut Menschen in der Lage sind, Nachrichten zu verstehen, einzuordnen und zu hinterfragen, kann Einfluss darauf haben, ob sie anfällig für Populisten werden, Vertrauen in Institutionen verlieren oder Falschnachrichten millionenfach im Netz verbreiten.“
Seine Frau, Susannah Cremer-Bermbach, promovierte Kunsthistorikerin, die als Kuratorin von Ausstellungen, als Dozentin und Autorin tätig ist, hatte schon öfter davon gesprochen, „dass man eine Stiftung gründen sollte, um insbesondere der jüngeren Generation Instrumente an die Hand zu geben, den Wahrheitsgehalt einer Nachricht zu überprüfen, sie zu befähigen, sich selbst ein Bild von einer Sache zu machen und eine eigene Meinung zu bilden, um dann darüber zu entscheiden, ob eine Quelle oder Information vertrauenswürdig ist. Und ob man sie liest, likt oder sogar mit anderen teilt.“
Bermbach ist seit Anfang 2022 im Ruhestand, und auch seine Frau möchte beruflich künftig etwas kürzertreten, aber beide wollen „weiterhin aktiv am Leben teilhaben und etwas Neues beginnen“. Hinzu kommt: „Wir haben das Gefühl, privilegiert zu sein. Darum möchten wir etwas zurückgeben, uns gesellschaftlich engagieren.“ Sie wandten sich daher an die Bürgerstiftung Bonn und gründeten im Juli 2022 unter deren Dach ihre „Stiftung Informationskompetenz“.
Der Geschäftsführer der Bürgerstiftung, Jürgen Reske, brachte sie mit Jürgen Theisen zusammen, der als sogenannter Zeit-Stifter bereits in der Bonner Marie-Kahle-Gesamtschule Profilkurse für Schülerinnen und Schüler veranstaltet hatte, um ihnen den kritischen Umgang mit ungefilterten Informationen nahezubringen. Theisen ist nun Beiratsmitglied der jungen Stiftung Informationskompetenz, ebenso wie der Stellvertretende Direktor der Europaschule Bornheim, Andreas Kreutzer. „Damit ist eine wunderbare Basis geschaffen, um praxisbezogene Projekte zu initiieren“, freut sich das Stifter-Ehepaar.
Denn ein Schwerpunkt werde auf der Entwicklung unterschiedlicher Formate für Schulprojekte liegen, um Kinder und Jugendliche möglichst früh an einen verantwortungsvollen Umgang mit Informationen heranzuführen. Dafür sollen entsprechende Bausteine für den Schulunterricht und weitere Bildungsformate entwickelt werden. Vorbereitend hat Theisen eine von der Stiftung Informationskompetenz finanzierte Untersuchung in Bonn Tannenbusch initiiert: Rund 100 Personen, überwiegend Jugendliche aus eher bildungsfernen Familien, wurden befragt, ob, und wenn ja, wie sie mit Fake News und Cybermobbing umgehen.
In der Erwachsenenbildung unterstützt die Stiftung Informationskompetenz das Projekt „MEDIEN.MÜNDIGKEIT gemeinsam lesen, diskutieren, vernetzen“, bei dem unter der Leitung des Evangelischen Forums und in Zusammenarbeit mit mehreren Bonner Bildungsinstitutionen im Januar und Februar 2024 von möglichst vielen Gruppen - Freundeskreisen, Kirchengemeinden etc. - das Sachbuch „Die große Gereiztheit“ des Medienwissenschaftlers Bernhard Pörksen gelesen und besprochen werden soll, das sich mit Desinformation, Fake-News und deren gesellschaftlichen Auswirkungen beschäftigt. Außerdem laufen Gespräche mit dem Lehrstuhl Technischer Journalismus der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, wo ab Herbst 2024 jährlich eine sehr gut benotete Abschlussarbeit mit einem entsprechenden thematischen Bezug mit einem von der Stiftung ausgelobten Förderpreis ausgezeichnet werden soll. Susannah Cremer-Bermbach und Till Bermbach sind sehr gespannt, wie sich ihre Projekte entwickeln werden und hoffen, dass weitere Menschen ihre Idee unterstützen. Ab einem Betrag von 500 Euro kann mit einer Zustiftung das Stiftungsvermögen erhöht werden. Auch kleinere Spenden sind herzlich willkommen. Sie fließen unmittelbar in eine konkrete Fördermaßnahme.“ VON BRIGITTE LINDEN
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