Wir verdanken vor allem den Fortschritten der modernen Medizin, dass die Menschen in Deutschland im Schnitt immer älter werden. Wer heute das Rentenalter erreicht, kann - insbesondere im Vergleich zu früheren Generationen - oft noch lange den Lebensabend genießen und ihn bei relativ guter Gesundheit erleben. Doch manche Krankheiten kommen leise, verursachen keine Schmerzen, aber sie zerstören den Verstand, die Seele, das Ich: Vor allem Alzheimer und andere Demenzerkrankungen haben diese zerstörerische Kraft. Menschen mit Parkinson oder ALS kämpfen mit anderen Symptomen, die in erster Linie die motorischen Fähigkeiten beeinträchtigen. Eine Gemeinsamkeit haben jedoch alle diese Neurodegenerativen Erkrankungen: Nervenzellen sterben langsam und unwiederbringlich ab. Den Betroffenen und ihren Angehörigen steht ein langer Leidensweg bevor.
Allein in Deutschland leiden bereits rund 1,8 Millionen Menschen aktuell an Demenz. Tendenz in den nächsten Jahren stark steigend.
Das Problem entwickelt sich damit zu einer gewaltigen Herausforderung für die Generationengerechtigkeit. Denn hinter jeder und jedem einzelnen Erkrankten stehen durchschnittlich drei - oft jüngere Angehörige und professionelle Pflegekräfte, die sich um die Versorgung kümmern. Diese müssen nicht nur finanziell die steigenden Kosten im Gesundheits- und Sozialwesen auffangen, sondern zusätzlich auch noch die Pflege schultern. Angesichts des bereits heute existierenden Pflegenotstandes und auch mit Blick auf die Auflösung traditioneller Familienmodelle wird der gesellschaftliche Zusammenhalt auf eine schwere Probe gestellt. Wirksame Therapien und Medikamente werden dringend benötigt.
Forschung als Lichtblick und Ausweg
Die Wissenschaft dazu hat in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte gemacht. Am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) mit seinem Hauptsitz in Bonn forscht ein internationales Team aus weltweit führenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu den Ursachen und Mechanismen des Verfalls von Nervenzellen - und wie er sich verhindern lässt. Die Forschenden haben unter anderem entscheidende Erkenntnisse über die fatale Rolle der Amyloid-Ablagerungen bei Alzheimer geliefert und eine Vielzahl aussichtsreicher Biomarker-Kandidaten für eine frühere Diagnosestellung identifiziert. An einer entscheidenden Stelle hapert es allerdings, macht Prof. Pierluigi Nicotera, Vorstandsvorsitzender des DZNE, deutlich: „Durch intensive Forschung hat das DZNE wichtige Grundlagen für die Entwicklung von Therapien geschaffen. Für die wirklich großen Durchbrüche brauchen wir aber deutlich mehr Ressourcen: Die Entwicklung von Medikamenten ist aufwändig und teuer - aber auch eine dringend notwendige Investition in die Zukunft der folgenden Generationen.“
Private Unterstützung kommt an
Das DZNE setzt deshalb neben seiner staatlichen Grundfinanzierung auch auf private Unterstützung. Organisiert wird diese vor allem von der gemeinnützigen DZNE-Stiftung, die Geldspenden sammelt und dort ausschüttet, wo die Finanzierung durch staatliche Programme nicht ausreicht: insbesondere bei jungen Forschenden mit innovativen Projekten. Laut Dr. Sabine Helling-Moegen, stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende der DZNE-Stiftung, aus einem besonderen Grund: „Generationengerechtigkeit bedeutet auch, der jungen Generation bei der Suche nach Lösungen für unsere gemeinsame Zukunft zu helfen.“