Verkaufsoffener Sonntag und mehr: In der Bonner Innenstadt herrscht festliche Stimmung

Weihnachtsmarkt in Bonn am 10. Dezember

Der Bonner Weihnachtsmarkt lockt jedes Jahr zahlreiche Bürger und Gäste nach Bonn. FOTOS: JÖRG WILD

Es weihnachtet in Bonn. In Kessenich werden der schönen lokalen Tradition folgend Christbäume an den Straßen aufgestellt und von den Anwohnern geschmückt. Überall in der Stadt leuchten in den Fenstern Sterne und Lichterketten und machen viele Häuser kuschelig und einladend. Es ist eine schöne und - zumindest in Bonn - weitgehend friedliche Zeit.

Beim Rundgang über den Weihnachtsmarkt kann man sich an manchen Ecken fragen, was Gott wohl darüber denkt, dass abgesägte Elchköpfe mit roten Mützen schlechtes Liedgut zum Besten geben und noch schlechtere Witze erzählen. Oder wie Glühwein dazu beitragen soll, Menschen mit der christlichen Botschaft von Frieden und Brüderlichkeit in Einklang zu bringen. Aber wir wollen nicht zu viel Christentum in die öffentliche Adventszeit tragen. Das ist schlecht für die Konsumfreude, die die lahmende Wirtschaft inklusive dem noch lahmenderen Galeria-Mutterkonzern Signa so dringend braucht. 

Dazu passend ist eine der zentralen Botschaften des Weihnachtsfestes der Satz: „Fürchtet Euch nicht!“ Der wird vor allem in den Ohren von Menschen klingen, die sich vor den durchwachsenen Umsatzzahlen fürchten. Aber Hand aufs Herz: Auch wenn es für manche Betriebe sicher schwierig ist, der Stadt geht es vergleichsweise gut, und die Kauflaune der Bürger ist erfreulich hoch.

Das wird sich bestimmt auch an den verkaufsoffenen Sonntagen zeigen. Am 10. Dezember dürfen Geschäfte in der Innenstadt von 13 bis 18 Uhr öffnen. Inzwischen haben die Kinder und Ehepartner sicherlich schon ihre Wunschlisten zusammengestellt, und so kann das gemeinsame Shoppingerlebnis mit kurzen Abstechern für „ich muss jetzt mal schnell alleine was holen“ beginnen.

Beim Rundgang durch die Geschäfte werden wir an der einen oder anderen Bude des Weihnachtsmarktes hängen bleiben und merken: Es muss nicht immer ein Geschenk aus der Massenproduktion sein. Oft sind es ja gerade die handgemachten Stücke, die am besten ankommen. Auch wenn sie vielleicht einen Ticken mehr kosten als im stationären Handel.

Unter den 160 Anbietern sind viele bekannte und bei den Besuchern beliebte Stände. So gibt es unter anderem auch handgefertigte Schneidwaren inklusive Klingenschleifen am Stand, Kinderbekleidung aus biozertifizierten Stoffen, Naturrapskissen und belgische Pralinen-Spezialitäten. Ob Kunstgewerbe aus dem Erzgebirge, ein Schal oder eine Mütze von liebevoller Hand gestrickt oder individueller Schmuck: Der Weihnachtsmarkt verdient, dass wir uns intensiv die Waren anschauen. Planen Sie am besten auch noch Extra-Zeit für die Attraktionen ein. Die Kinder werden darauf bestehen, dass sie mit dem 14 Meter hohen, doppelstöckigen Pferdekarussell„ The grand Carousel“ ein paar Runden drehen dürfen.

Eine schöne ökologische Entwicklung nimmt der Bonner Weihnachtsmarkt übrigens auch. Die angebotenen Waren werden überwiegend regional angeliefert und die Lieferketten gebündelt. So verkürzen sich die Lieferwege deutlich, und mehrere Buden und Stände können durch dieselbe Sendung versorgt werden. Imbiss- und Ausschankbetriebe setzen überwiegend Mehrweggeschirr ein.„ Wo das nicht möglich ist, kommen ökologisch abbaubare Pappschalen, Holzschalen sowie Besteck aus Maisstärke oder Holz zum Einsatz“, heißt es in einer Presseinformation der Stadt Bonn. Bei „Mitnahmeprodukten“ wie Bonbons oder Mandeln wird größtenteils auf Plastiktüten verzichtet. Hier nutzen die Verkäufer Papiertüten oder durchsichtige Tüten aus Maisstärke. Zudem setzen die Standbetreiber auf energiesparende LED-Technik.

Früher oder später rufen dann natürlich doch der Hunger und die Begehrlichkeiten nach einem Heißgetränk. Reibekuchen, Bratwurst, Glühwein oder andere kulinarische Verlockungen der Vorweihnachtszeit gehören nun mal dazu zum Familien-Einkauf am verkaufsoffenen Sonntag oder an einem gemeinsamen Shoppingabend. Joseph und Maria würden dem aus ihrer Scheune mit Blick auf ihr Baby zwischen Kühen und Schafen vielleicht widersprechen - aber das waren ja auch andere Zeiten.

Apropos Heilige Familie: Vielleicht reicht die Zeit zwischen Einkäufen und einem Reibekuchen mit Glühwein ja noch für einen Abstecher in die Kirche. Wir sind schließlich im Advent. Beim Thema Seelenheil haben die Gotteshäuser gerade in der Zeit rund um die Geburtsfeier von Jesus alle Hände voll zu tun. Dort können wir uns unter anderem an den schönen Krippen erfreuen und die Botschaft dazu verinnerlichen: Friede sei mit Euch! Gerade in Jesus' ursprünglicher Heimat ist von diesem Frieden zurzeit so fürchterlich wenig zu spüren, dass man sich fragt, welchen Teil der Botschaft die Menschen dort nicht verstanden haben. Genauso wenig wie in den Kriegsgebieten der Ukraine, wo ja auch Christen leben und sich gegenseitig töten. Die auch nach Bonn Geflüchteten aus Krisen- und Kriegsregionen werden hoffentlich ihren Frieden finden. Und wenn der singende Elch am Glühweinstand seinen Beitrag dazu leistet, dann wollen wir auch mit ihm unseren Frieden machen.

Denn es gibt ja auch viele schöne Momente im vorweihnachtlichen Bonn. Wenn die Menschen ihre Herzen öffnen und für die Tafeln oder fürs Weihnachtslicht spenden und damit zeigen: Ihr seid nicht allein. Zumindest jetzt nicht. Oder wenn Kinder wunderschöne alte und neue Weihnachtslieder singen, um den Nikolaus und den Weihnachtsmann zu beglücken. Professioneller bietet das Beethoven-Orchester seine vorweihnachtlichen Konzerte dar. Und für Abwechslung zwischen Markt und Geschenke kaufen, heiligen Messen und Weihnachtsessen der Firma gibt's ja auch noch den Weihnachtszirkus. Der lässt nun wirklich alle Herzen höherschlagen und Augen leuchten. Genauso soll Weihnachten sein. In Bonn und überall.               jöw