Praxispartner-Modell: Bachelor-Studierende lernen die Theorie und absolvieren jeweils zwei Praxis-Monate pro Semester in den Unternehmen.

Stephan Hankammer: ,,Viele Unternehmen sind Real-Labore"

Stephan Hankammer forscht zu Nachhaltigkeit in Unternehmen. FOTO: PRIVAT

Was bedeutet regeneratives Wirtschaften?

Hankammer: Es ist die Weiterentwicklung des nachhaltigen Wirtschaftens, das heute allein nicht mehr ausreicht, um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. Wir müssen vielmehr eine Art der Wirtschaft etablieren, die zur Gesundung ökologischer und sozialer Systeme beiträgt und Zustände wieder verbessert, statt sie nur weniger zu verschlechtern. Regeneratives Wirtschaften bedeutet, dass der Nutzen den Schaden in jedem Bereich entlang

Sie lehren und forschen, betreiben aber auch Netzwerkarbeit mit Unternehmen.

Hankammer: Die Idee ist, von den Pionieren zu lernen, deren Ansätze zu verstehen, diese aufzubereiten und in den Wissenstransfer zu bringen. Als Hochschule erfüllen wir dabei drei zentrale Aufgaben: die Lehre, um unsere Studierenden in Bachelor und Master zu befähigen, dieses Denken zu entwickeln und anzuwenden. Zweitens gilt es, Forschungsergebnisse in die Praxis zu überführen, und drittens in der Forschung Wissen durch die Beobachtung neuartiger Ansätze in der Unternehmenspraxis zu generieren. An manchen Stellen sind Unternehmen nämlich viel weiter als unsere Konzepte. Viele Unternehmen sind Real-Labore. Man muss hineingehen, verstehen, was sie machen, und es dann aufbereiten. Das sind unsere Aufgaben in der angewandten Forschung.

Ihre Studierenden schreiben Arbeiten über Unternehmen oder absolvieren Praktika?

Hankammer: Wir haben an unserer Hochschule, insbesondere im Fachbereich Wirtschaft, ein breites Netzwerk an Pionier-Unternehmen. Mit ihnen betreiben wir ein Praxispartner-Modell: Bachelor-Studierende lernen bei uns die Theorie und absolvieren jeweils zwei Praxis-Monate pro Semester in den Unternehmen. Sie lernen, wie diese Unternehmen funktionieren und tragen die Ergebnisse in den Unterricht hinein. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Projekte, zum Beispiel in Bachelor- und Master-Arbeiten, für die Studierende ganz gezielt in Unternehmen gehen und auf der Basis von Interviews oder kleineren Datenerhebungen verstehen, wie regeneratives Wirtschaften in der Praxis funktioniert bzw. wo Barrieren bestehen. Ich binde Studierende auch gerne in etwas größere Forschungsprojekte ein, das heißt jede/r bearbeitet einen Teilbereich, und meine Aufgabe ist es dann, die Ergebnisse zusammenzutragen und in ihrer Gesamtheit zu betrachten.

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Hankammer: Eine Frage, der wir nachgehen, lautet: Wie sehen regenerative Geschäftsmodelle aus? Also: Gibt es wiederkehrende Muster, die von anderen Unternehmen als Blaupausen übernommen werden können? Dazu betrachten wir Pionier-Unternehmen wie Wildling, Einhorn oder Hofdealer und stellen uns die Frage: Welche Strategien wenden sie an, und welche davon kann man übertragen und generalisieren?

Das heißt, Ihr Ziel ist es, dass immer mehr Unternehmen regenerativ arbeiten?

Hankammer: Je mehr, desto besser. Jedes Unternehmen sollte sich die Frage stellen, wie es entlang der eigenen Wertschöpfungskette zu einer regenerativen Wirtschaft beitragen kann. Am Institut für Regeneratives Wirtschaften (REGWI), das wir 2022 als An-Institut der Alanus Hochschule gegründet haben, versuchen wir herauszuarbeiten, wie ein anderes Wirtschaften aussehen kann, damit in Zukunft immer mehr Unternehmen vom Problem zum Teil der Lösung werden - und damit in letzter Konsequenz hoffentlich auch zur Rettung unseres Planeten, oder besser gesagt zur erfolgreichen Existenz der Menschheit auf unserer Erde beitragen.

Prof. Dr. Stephan Hankammer ist Co-Gründer und wissenschaftlicher Institutsleiter von REGWI, Professor für Nachhaltige Unternehmensführung und Entrepreneurship, Leiter des Studiengangs Nachhaltiges Wirtschaften und Vordenker für interdisziplinäre und betriebswirtschaftliche Ansätze eines zukunftsfähigen regenerativen Wirtschaftens.

www.regwi.org