Forschungsprojekt mit dem Universitätsklinikum Bonn: Kunst-Therapie für Patientinnen mit Brustkrebs. Die Teilnehmerinnen nannten eine Verbesserung des Lebensgefühls und eine Verringerung von Stress, Angst und Schmerz.

Alanus Hochschule und Universitätsklinikum Bonn (UKB): Wenn die Worte fehlen

Gruppenbaum: Collage der Teilnehmerinnen FOTO: ALANUS HOCHSCHULE

Eine Brustkrebsdiagnose und die dann nötige Behandlung sind für erkrankte Frauen eine starke körperliche und seelische Belastung. Und häufig fehlen dann die Worte, um die Gefühle und Ängste zu kommunizieren und zu verarbeiten. Hier kann Kunsttherapie für Frauen mit einer Brustkrebserkrankung eine Möglichkeit bieten, selbst aktiv zu werden, neue Ausdrucksmöglichkeiten zu finden und das Befinden zu verbessern. Der positive Effekt wird noch verstärkt durch das Erleben der Gruppe von gleichermaßen Betroffenen und den Austausch miteinander. Seit Februar 2020 bietet die Alanus Hochschule in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Bonn (UKB) ein kunsttherapeutisches Behandlungsangebot für Krebspatientinnen an. Im April 2021 startete eine Pilotstudie, welche die Effektivität von Kunsttherapie nach der Erstdiagnose von Brustkrebs untersucht.

Die Teilnahme an der Kunsttherapie-Studie wurde in einem Aufklärungsgespräch mit den Prüfärzten und -ärztinnen festgelegt. In einer ersten Gruppe nahmen acht Patientinnen nach Erstdiagnose vor und während der Chemotherapie über zwei Monate an acht kostenlosen Kunsttherapiestunden teil, die von einer ausgebildeten Kunsttherapeutin begleitet wurden. Die Wirksamkeit wurde anhand von unterschiedlichen Fragebögen ermittelt, die während der Studie von den teilnehmenden Brustkrebspatientinnen ausgefüllt wurden.

,,Ein steiniger Weg" von Annelie Hermann, eine der ersten Teilnehmerinnen an der Studie FOTO: UNIVERSITÄTSKLINIKUM BONN
,,Ein steiniger Weg" von Annelie Hermann, eine der ersten Teilnehmerinnen an der Studie FOTO: UNIVERSITÄTSKLINIKUM BONN

„Die Ergebnisse sind ermutigend", sagt Prof. Sabine Koch, Leiterin des Forschungsinstituts für Künstlerische Therapien an der Alanus Hochschule. „Durch die Kunsttherapie gelingt es, das Eigene nach außen zu transportieren. Die Teilnehmerinnen nannten eine Verbesserung des Lebensgefühls und eine Verringerung von Stress, Angst und Schmerz sowie ein Schönheits- und Glückserleben aufgrund der eigenen schöpferischen Arbeit. Auch das Selbstwertgefühl wurde gesteigert." Koch führt die Studie zusammen mit Prof. Ingo Schmidt-Wolf, Direktor der Abteilung für Integrierte Onkologie am UKB, durch. Er betont: ,,Die unterstützenden Angebote für die Patientinnen neben der Akuttherapie zu erweitern und zu verbessern, ist uns ein großes Anliegen." Davon ließen sich beide auch durch die Corona-Pandemie nicht beirren und starteten die Studie als ,,Online-Kunsttherapie" für an Brustkrebs erkrankte Frauen, die es ermöglichte, das Hilfsangebot von zuhause aus zu nutzen.

Schmidt-Wolf erläutert: ,,Gerade in der heutigen Zeit ist ein Ausbau der digitalen Angebote sehr wichtig. Ich bin sehr froh, dass wir unsere Patientinnen durch das digitale Angebot der Kunsttherapie auch während der Corona-Pandemie erfolgreich unterstützen konnten." Die Teilnehmerinnen würdigten dies ausdrücklich in der abschließenden Befragung. Sabine Koch erläutert weiter: „Das gemeinsame Gestalten bietet einen kreativen Zugang zu den eigenen Gedanken und Gefühlen und hilft so dabei, die Krankheit zu verarbeiten und wieder Kraft zu schöpfen."

Aufgrund des Erfolgs der ersten Gruppe startete ein Jahr später die nächste mit je sechs Frauen in der Versuchs- und in der Kontrollgruppe, und zurzeit läuft bereits die vierte. Bis Jahresende sollen dann insgesamt 60 Patientinnen an der Studie teilgenommen haben.

Obwohl keinerlei künstlerische Vorerfahrung vorausgesetzt wird, entstehen als schöner Nebeneffekt der Kunsttherapie ausgesprochen schöne und ausdrucksstarke Werke, wie eine Ausstellung der Studienteilnehmerinnen im vergangenen Jahr am Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) am UKB Bonn eindrucksvoll belegte.

VON BRIGITTE LINDEN