Gründungsmitglieder, Geschäftsführer und Gesellschafter aus Stadt und Kreis über die T&C

Drei Fragen an...

Frithjof Kühn FOTO: RHEIN-SIEG-KREIS

Frithjof Kühn
Landrat des Rhein-Sieg-Kreises von 1999 bis 2014

Wie war das damals, als die T&C gegründet wurde?
Die Gründung der T&C war eine Folge des Bonn/Berlin-Beschlusses vom 20. Juni 1991. Der Wegzug des Deutschen Bundestages und der Wegfall des Regierungssitzes waren nicht nur für die Stadt Bonn, sondern für die gesamte Region ein herber Einschnitt, der zwangsläufig zu einem Zusammenrücken der Region führte. In dessen Folge wurde die Strukturförderungsgesellschaft insbesondere für eine gemeinsame Wirtschaftsförderung mit den Gesellschaftern Stadt Bonn, Rhein-Sieg-Kreis und Kreis Ahrweiler gegründet. Durch den Verlust der Hauptstadtfunktion war aber auch ein Verlust der touristischen Anziehungskraft der Region und auch des Kongressgeschäftes zu befürchten. Hauptaufgabe war es daher, die touristische Entwicklung der Region Bonn, Rhein-Sieg, Ahrweiler als Kongress-, Kultur-, und Freizeitdestination zu entwickeln und damit auch den wegfallenden „Polittourismus“ zu kompensieren. Hierzu erhielt die T&C Fördergelder des Bundes aus den Ausgleichsmitteln, die auf Grundlage des Bonn/ Berlin-Gesetzes zwischen der Region und der Bundesregierung vereinbart worden waren.

Welche Rolle spielte der Rhein-Sieg-Kreis in den Verhandlungen und bei der Gründung?
Der Rhein-Sieg-Kreis hat die Gründung der Gesellschaft unter anderem mit einer sehr qualifizierten Mitarbeiterin, Frau Brigitte Kohlhaas, unterstützt. Der Kreis hat die Gründung der Gesellschaft von Beginn an für eine sinnvolle Maßnahme gehalten, zumal zu dieser Zeit bereits sehr deutlich zu erkennen war, dass im Wettbewerb der unterschiedlichen Destinationen in Deutschland eine regionale Zusammenarbeit fast zwingend geworden war, insbesondere auch zwischen einer Großstadt und dem teilweise noch ländlich geprägten Umland z.B. im Sinne einer bereichernden Ergänzung.

Wenn Sie zurückschauen und vergleichen: Wie hat sich die T&C entwickelt?
Da ich im Jahre 2014 aus dem Amt als Landrat ausgeschieden bin, habe ich keine aktuellen Erkenntnisse zu dieser Frage. Aus Sicht meiner aktiven Dienstzeit heraus, kann ich aber sagen, dass sich die T&C nach anfänglichen Schwierigkeiten zu einem festen Bestandteil der kommunalen Zusammenarbeit entwickelt hat und eine wichtige Funktion in der Wahrnehmung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen auf dem Gebiet des Tourismus- und Kongresswesens hat. Ich habe seinerzeit bedauert, dass die T&C das Ticketgeschäft abgeben mußte und damit die Möglichkeit der teilweisen Eigenfinanzierung verloren hat. Ich bedauere nach wie vor, dass ein großer Teil der Kommunen „noch im eigenen Saft schmoren“ und glauben, das touristische Geschäft, das heutzutage sehr professionell angelegt ist, auf kommunaler Ebene alleine betreiben zu können.

Ich gratuliere der T&C zu Ihrem Jubiläum, wünsche ihr weiterhin viel Erfolg und danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die gute Arbeit für unsere Region!

Jürgen Nimptsch
Oberbürgermeister der Stadt Bonn von 2009 bis 2015

25 Jahre T&C: Mit welchem Satz gratulieren Sie?
Herzlichen Dank für ein Vierteljahrhundert erfolgreicher Werbung für unsere Region!

Jürgen Nimptsch
Jürgen Nimptsch

Welche Schwerpunkte haben Ihre Arbeit mit und für die T&C geprägt?
Gemeinsam mit dem Rhein-Sieg-Kreis und der Privatwirtschaft stellten wir in meiner Zeit als Aufsichtsratsvorsitzender die T&C konzeptionell neu auf. Der Tourismusbereich im Rhein-Sieg-Kreis und die Förderung des Kongresswesens erfuhren stärkere Beachtung. Wir kletterten von 1,1 Mio. Übernachtungen im Jahr 2009 auf 1,5 Mio. in 2015, schlossen ein Tourismusabkommen mit der chinesischen Partnerstadt Chengdu, wurden Pilotstadt im Projekt ,,Hotel Energy Solutions“ der UN und achteten auf nachhaltiges Wirtschaften in Hotelbetrieben, von denen sich immer mehr an unserem Projekt „Sustainable Bonn" beteiligten. 2011 führten wir erstmals auditive Stadtpläne in Deutsch und Englisch ein und gaben den ersten elektronischen Stadtführer heraus. Mit der Einrichtung der Geschäftsstelle ,,Beethoven2020“ schafften wir eine wichtige organisatorische Grundlage für die großen Jubiläumsfeierlichkeiten zu Beethovens 250. Geburtstag. Unsere mit den Hotels entwickelte Idee eines ,,Beethoventalers" von einem Euro pro Übernachtung zur Mitfinanzierung eines Festspielhauses kam leider nicht zum Tragen.

Gab es ein besonders eindrückliches Erlebnis?
Das im Bau befindliche World Conference Center (WCCB) geriet im Herbst 2009 aufgrund der verbrecherischen Handlungsweise des privaten Investors in die Insolvenz. Das WCCB war den Vereinten Nationen von Bund, Land und Stadt versprochen worden und es stand zu befürchten, dass die hier angesiedelten Sekretariate die für die Umsetzung verantwortliche Stadt Bonn verlassen würden, wenn das Versprechen nicht eingehalten würde. Es sollte bis zum Juni 2015 dauern, Grundstück und Aufbauten wieder in die Hand der Stadt zu überführen, die Baustelle wieder in Betrieb zu nehmen, einen neuen Investor für das Hotel zu finden und das Kongresszentrum fertigzustellen, denn auf diesem Weg gab es viel Störfeuer aus dem politischen Raum. Auch skandalisierende Darstellungsweisen trugen nicht dazu bei, das WCCB-Schiffschnell auf Kurs zu bringen. Die Krise eröffnete aber auch neue Chancen. Mit zusätzlichen Mitteln des Bundes und eines privaten Investors konnte der Bau so umgestaltet werden, dass den Vereinten Nationen das zu diesem Zeitpunkt modernste Kongresszentrum der Welt übergeben werden konnte. Damit sicherte sich Bonn seine Rolle als UN-Stadt mit vielen tausend Arbeitsplätzen. Der Tag der Einweihung im Juni 2015 war, nach dem Deutschlandfest am 3. Oktober 2011, der schönste Tag meiner Amtszeit.

Ashok Sridharan
Oberbürgermeister der Stadt Bonn von 2015 bis 2020

25 Jahre T&C: Mit welchem Satz gratulieren Sie?
Ich gratuliere der Tourismus & Congress GmbH zu ihrem 25. Geburtstag und danke ihr dafür, dass sie mit ihrem Team, den Gastronomen und Hoteliers Repräsentantin für die Gastfreundschaft der Bonnerinnen und Bonner war und ist!

Ashok Sridharan FOTO: R. SPITZ/STADT BONN
Ashok Sridharan FOTO: R. SPITZ/STADT BONN

Welche Schwerpunkte haben Ihre Arbeit mit und für die T&C geprägt?
In den fünf Jahren meiner Tätigkeit für und mit der T&C hat mein Schwerpunkt darauf gelegen, Menschen zusammen zu bringen. Das ist uns zum Beispiel bei der Klimakonferenz 2017 gelungen, bei der 25 000 Gäste untergebracht werden mussten. Außerdem haben wir gemeinsam mit vielen Akteuren das Beethoven-Festjahr vorbereitet, das nicht nur weltweit auf Bonn als Geburtsstadt Beethovens aufmerksam gemacht, sondern auch viele Events nach Bonn gebracht hat, die - wie die Konzerte auf der Hofgartenwiese im August diesen Jahres sicherlich einzigartig waren.

Gab es ein besonders eindrückliches Erlebnis?
Es ging der T&C und mir nicht darum, für uns selbst eindrückliche Erlebnisse in Bonn zu ermöglichen, sondern für die Bonnerinnen und Bonner sowie unsere Gäste. Insofern müsste die Frage anderen gestellt werden.

Außer den bereits genannten Highlights ist mir persönlich das außerhalb der Pandemie alljährlich stattfindende ,,Rhein in Flammen" in besonderer Erinnerung geblieben.

Hans-Helmut Schild
T&C-Gründungsgeschäftsführer

Was ist Ihnen aus der Gründungszeit besonders in Erinnerung geblieben?
Das erste Gründungsjahr war für mich als Geschäftsführer sehr spannend. Wir hatten noch kein festes Büro und sind mehrfach innerhalb von Bonn umgezogen. Der Haushalt stand noch nicht fest weil die Bundesgelder noch nicht geflossen waren. Es konnten auch noch nicht alle Stellen besetzt werden usw. Ganz besonders muss ich die Unterstützung durch den Aufsichtsrat und die Gesellschafter hervorheben. Alle waren in Gründerstimmung und ich hatte die uneingeschränkte Unterstützung. Die Zusammenarbeit mit meiner damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Frau Bärbel Diekmann war außergewöhnlich, sie hat mich jederzeit durch den Verwaltungsdschungel geführt und viele Projekte dadurch möglich gemacht. Ein besonderer Glücksfall.

Welche Schwerpunkte haben Ihre Arbeit für die T&C geprägt?
Die Schwerpunkte der T&C waren damals der Aufbau eines professionellen Tagungsund Kongressmarketings für Bonn und die Region, moderne Interpretation des Themas Rheintourismus, Kulturtourismus mit den Themen Beethoven und Museumsmeile. Mein Lieblingsthema war die Vernetzung der Kultur-und Veranstaltungsszene durch ein Ticketsystem.

25 Jahre T&C: Mit welchem Satz gratulieren Sie?
Ich wünsche der T&C und Herrn Schäfer so viel Unterstützung, wie ich in der Gründungszeit bekommen habe, dann kann es mit der Vermarktung der Region nicht schiefgehen.

Tilmann Flaig
T&C-Geschäftsführer von 2001 bis 2011

25 Jahre T&C: Mit welchem Satz gratulieren Sie? 
Die besondere Komplexität des T&C-Modells liegt im Zusammenspiel zwischen den privaten Unternehmen, den öffentlichen Trägern und den diversen Gebietskörperschaften.

Dass das alles bis heute zusammenhält und eng zusammenarbeitet, verdient Hochachtung.

Welche Schwerpunkte haben Ihre Arbeit für die T&C geprägt?
Die Kunst war es Tourismus, Kongresswesen und BONNTICKET gleichermaßen Aufmerksamkeit zu schenken und die Bereiche möglichst zu verzahnen.

Gab es ein besonders eindrückliches Erlebnis?
Als der Chefeinkäufer von AMEROPA hörte, dass ich zur Region Bonn wechselte, meinte er: „Dann werden wir ja leider nichts mehr für Sie tun können.“ Als die T&C ihn ein Jahr später zu Rhein-in-Flammen einlud, war er von unserer Destination so begeistert, dass er kurzer Hand, das Bonner Rathaus auf der Titelseite des AMEROPA-Hauptkataloges präsentierte.“

Udo Schäfer FOTO: T&C
Udo Schäfer FOTO: T&C

Udo Schäfer
T&C-Geschäftsführer seit 2011

Udo Schäfer ist seit 2002 bei der Tourismus & Congress GmbH beschäftigt, seit 2011 leitet er die Gesellschaft. Im Interview spricht er über Aufgaben, Herausforderungen und Ziele.