Schauen wir auf die letzten drei Jahre zurück, stellen wir fest, dass sich die Vorzeichen in unserer Branche im Vergleich vor der Pandemie deutlich geändert beziehungsweise verschoben haben", erklärt Udo Schäfer, Geschäftsführer der Tourismus & Congress GmbH. ,,Vor 2019 erzielten wir noch den zehnten Übernachtungsrekord in Folge. Die Corona-Krise führte dann zu einem Einbruch im Tourismus- und Kongressbereich, was sich auch in den Übernachtungszahlen deutlich niederschlägt." Auch wenn die Zahlen wieder langsam, aber stetig steigen, so unterliegt die Branche einem starken Wandel, der geprägt wird durch:
1. Ein pandemisch verändertes Reiseverhalten. Der Tourismus beginnt ,,vor der eigenen Haustüre". National statt international war und ist hier das Motto. Der Tagestourismus ist stark gewachsen - gerade im Bereich der Outdoor-Aktivitäten.
2. Das erhöhte Sicherheitsbedürfnis und die Verunsicherung durch kurzfristige pandemische Entwicklungen und Regelungen im Hinblick auf Inzidenzen und damit einhergehende politische Entscheidungen. Dies hat bei Gästen und Anbietern zu massiven Verunsicherungen geführt. Daraus ergaben sich veränderte Buchungsanforderungen, zum Beispiel im Bereich der Stornobedingungen. Für die Branche wurde es immer schwerer, Geschäftsprozesse längerfristig zu planen.
3. Ein verändertes Informationsverhalten der Bevölkerung und die zwingend notwendige Überführung klassischer Konzepte in digitale Angebote, gerade im Bereich des Tagungsund Kongressgeschäfts.
Dies ist nur ein kleiner Auszug zahlreich bleibender Veränderungen und Herausforderungen, denen wir uns nun seit Pandemiebeginn stellen und auch weiterhin stellen werden. Aktuell auch mit Blick auf die zu beobachtenden Auswirkungen auf die touristische Landschaft, bedingt durch den Ukraine-Konflikt", ergänzt Schäfer. Aufgrund dessen wurde frühzeitig ein Fünf-Punkte-Plan definiert, welcher sich im Kern auf die Schwerpunktthemen Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Lebensraum-Management bezieht.
Dabei ist die Marktforschung von zentraler Bedeutung. Die Intensivierung der digitalen Aktivitäten umfasst nicht nur den Ausbau der digitalen Infrastruktur und Plattformen sowie eine ausgefeilte Content-Strategie, sondern auch die Diversifizierung digitaler Vertriebs- und Kommunikationskanäle, zum Beispiel die Durchführung hybrider Messen. Gerade der Themenkomplex,, Nachhaltige Entwicklung" habe in der Pandemie im Bereich des Gästemanagements, der Besucherlenkung und der regionalen Infrastruktur an Bedeutung gewonnen. Außerdem bemühe sich die T&C fortlaufend, an neuen Förderprogrammen teilzunehmen und die damit verbundenen Maßnahmen in ihren Masterplan einzubinden, betont Udo Schäfer.
Die Destination von morgen ist digital und nachhaltig
Die touristische Vermarktung der Region Bonn baut künftig auf den zuvor erwähnten Schwerpunktthemen auf. Dazu ist es wichtig, die in der Region Bonn vorhandenen Kompetenzen im Bereich der nachhaltigen Produktentwicklung weiter auszubauen und durch die Verbindung mit Elementen der Digitalisierung weiter zu schärfen und im Rahmen des Destinationsmarketings in eine zielgruppenorientierte Vermarktung zu bringen, die letztlich die Positionierung der gesamten Region im Markt stärkt. Das zunehmende Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen von Gästen und Verbrauchern muss durch eine entsprechende touristische Produktvielfalt bedient werden. Dabei gilt es, die erfolgreichen Ansätze aus Projekten wie „Sustainable Bonn" aufzugreifen und sukzessive auszubauen. Die Region Bonn als Standort der Vereinten Nationen und zahlreicher zukunftsorientierter und Wissenschaftseinrichtungen kann mit Sach- und Fachkompetenz punkten und sich mittelfristig zum Vorzeigestandort für nachhaltigen Tourismus entwickeln.
Auch die digitale Transformation und der damit verbundene konsequente Ausbau der Digitalisierung des Tourismus in der Region bietet in der Verknüpfung mit Nachhaltigkeitsthemen die Chance, mit größerer Reichweite und zielgerichteter zu kommunizieren. Zugleich bietet die Umsetzung digitaler Anwendungsfälle wie etwa der regionalen Progressiven Web-App (PWA) als Reiseführer für unterwegs den nachhaltigen Ansatz, die Information von Gästen und Einheimischen im Kontext des gemeinsamen Lebensraum-Managements zukünftig „Paper smart", also papierlos zu gestalten. Der Fokus auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit basiert auf der Landestourismusstrategie und spiegelt zugleich die Schwerpunktthemen europäischer Tourismusförderung im Land NRW in der aktuellen wie auch der nächsten EFRE-Förderperiode von 2021 bis 2027.
Content counts! - Die Digital-Strategie im Maßnahmenmix
Zur Vermarktung und Bewerbung einer Region benötigt es ein attraktives und diversifiziertes Angebot. Dieses muss allerdings auch illustriert, mit zielgruppengerechten Botschaften versehen und auf entsprechenden Plattformen übergreifend beworben werden. Mit der bewilligten EFRE REACT-Förderung der EU startet die Tourismus & Congress GmbH Region Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler in ihrer Funktion als Destination-Management-Organisation für Bonn und Region eine ausgedehnte Content-Produktion, welche die Grundlage schaffen soll, potenziell Reisende aus relevanten Quellmärkten markt- und zielgruppengerecht anzusprechen. Insgesamt umfasst die Förderung ein Budget von 700 000 Euro (brutto). Bis zum Ende des Jahres 2022 wird das Geld unter anderem dazu verwendet, qualitativ hochwertigen Content in Form von Bildern, Videos, Audios und Texten zu produzieren, um die Region zeitgemäß in Szene zu setzen. Das gesamte Material wird Open Data-fähig lizensiert und ist somit von allen Partnern und Akteuren,,frei" nutzbar. Die T&C hat eine Leitidee entwickelt, die nicht nur die Schönheit und Einzigartigkeit der Natur und die Kulturvielfalt in der Region aufgreift, sondern eine Reihe weiterer Themenwelten behandelt, die am Ende in einem stimmigen, authentischen und emotional aufgeladenen Gesamtbild der Region vereint werden.
Des Weiteren plant die T&C mit den bewilligten Mitteln einen kompletten Neuaufbau einer sogenannten Informationsplattform" für Bonn und Region. Über diese können unterschiedliche Zielgruppen im Bereich des Reisetourismus sowie branchenspezifische Partner, Unternehmen, Stakeholder oder Geschäftsreisende angesprochen und informiert werden. Des Weiteren wird ein völlig neuer Blog installiert, der tagesaktuell über Events, Angebote etc. informiert und redaktionelle Mehrwerte schaffen soll. Auch die bestehenden SocialMedia-Kanäle werden von der Digital-Strategie profitieren und eng mit der neuen Plattform verzahnt. Ziel ist es, die Interaktion mit den jeweiligen Zielgruppen zu steigern, dafür Anreize zu schaffen und Barrieren abzubauen.
Auch im Kongressbereich wird sich online etwas verändern. Bis zum Jahresende soll ein völlig neues und eigenständiges Tagungsplaner-Tool nahtlos in die Informationsplattform eingefügt werden. Content- und Digital-Strategie greifen ineinander.
Das Ziel ist es, in Zukunft sämtliche digitale Aktivitäten in einer resilienten Strategie zu bündeln, um die Begeisterung für die Region zielgruppengerecht zu steigern, konkrete Angebote präsenter zu platzieren und die Buchungsvorgänge zu vereinfachen.
