Anstieg der Unternehmensinsolvenzen: Modebranche, Bauunternehmen und Krankenhäuser in der Krise

Wirtschaftsauskunftei Creditreform: Die Pleitewelle rollt

Die Kräne stehen still: Die Baustelle des Elbtowers in Hamburg FOTO: DPA

Viele namhafte Firmen stellen derzeit Insolvenzanträge. In Bonn zum Beispiel der Glashersteller Weck, Kautex Maschinenbau und die Gebäudereinigerfirma Dirk Müller. Prominente Namen der Modebranche wie Peek & Cloppenburg, Reno, Görtz, Ahlers mit den Herren-Marken Pierre Cardin, Baldessarini sowie Pioneer Jeans und der Modehändler Peter Hahn kamen in Probleme. In der Baubranche haben viele Firmen Probleme, wobei bei René Benkos Signa-Gruppe die Gefahr besteht, dass 2024 die Warenhauskette Galeria erneut in den Strudel gerät.

2023 stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen nach Zahlen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform deutlich um 23,5 Prozent auf 18.100 Fälle an. „Immer mehr Firmen brechen unter den Dauerbelastungen der hohen Energiepreise und der Zinswende zusammen“, erläutert Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform0Wirtschaftsforschung. Die Zahl der Insolvenzen werde in den kommenden Monaten deutlich ansteigen. „Die Fallzahlen sind damit fast normalisiert und die Sondereffekte aus der Corona-Zeit weitgehend verpufft“, sagte Hantzsch. In der Corona-Pandemie hatten staatliche Hilfen und das zeitweilige Aussetzen der Pflicht zum Insolvenzantrag die Zahl der Pleiten stark gesenkt. Ein Grund für die Insolvenzspirale dürften laut Hantzsch Nachholeffekte sein. Viele Unternehmen hätten jahrelang gegen multiple Krisen wie Corona, Inflation und Fachkräftemangel angekämpft. Heute sind aber Insolvenzanträge vor allem auf die Fortsetzung der Geschäftstätigkeit gerichtet. Durch neue Investoren versuchen Unternehmen an frisches Geld zu kommen und sich so zukunftssicher aufzustellen.

Stabil war die Lage bei den Verbrauchern. Insgesamt wurden 66.200 Verbraucherinsolvenzverfahren registriert (2022: 65.930 Fälle). „Am Arbeitsmarkt herrschte in den vergangenen Monaten weitgehend Stabilität. Die Insolvenzzahlen bei den privaten Verbrauchern haben deshalb bislang kaum auf die Krise reagiert“, sagt Hantzsch. Der Blick in die Zukunft lasse angesichts der eher schwachen Konjunkturaussichten und weltweiter Risiken aber auch in diesem Bereich steigende Zahlen erwarten.

Besonders die Baubranche steht durch hohe Zinsen, steigende Baukosten und dem Einbruch der Nachfrage vor schwierigen Zeiten. Die heraufziehende Krise im Bausektor belegen Zahlen von Creditreform. Aus Sicht von Kreditgebern und Lieferanten war bereits in den letzten Monaten eine Verschlechterung der Zahlungsmoral im Baugewerbe zu beobachten.

Auch viele Krankenhäuser stehen am Rande des finanziellen Zusammenbruchs. Dies verdeutlichte jüngst Gerald Gaß, der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft. 34 traf es schon dieses Jahr „Im nächsten Jahr wird es leider nicht besser werden, im Gegenteil: Wir fürchten, dass dann weitere 60 bis 80 Häuser in die Insolvenz gehen“, warnt Gaß.

Die Zukunftssorgen von Konjunkturflaute sind verbreitet: Im Zuge und drohender Rezession bangt jedes 15. Unternehmen ums Überleben. Gegenwärtig sehen sich 6,8 Prozent in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht, wie das Münchner Ifo-Institut erhob. mah