Henry Kissinger, Tony Marshall, Tina Turner und mehr.

Die Toten des Jahres

Henry Kissinger (100), 27. Mai 1923 bis 29. November 2023. Der ehemalige US-Außenminister war eine schillernde Figur der US-Politik, seine Spezialität war die Geheimdiplomatie. Der Deutschamerikaner gilt als einer der größten Diplomaten des 20. Jahrhunderts. Zu seinen größten Erfolge zählt die Annäherung der USA an China Anfang der 1970er Jahre. Kritiker warfen dem Friedensnobelpreisträger (er erhielt den Preis für die Beendigung des Vietnamkriegs)jedoch auch Skrupellosigkeit und Machtbesessenheit vor, er vertrat eine undogmatische Realpolitik, die auch den Einsatz militärischer Machtmittel umfasste. Als Heinz Alfred Kissinger wurde er im 1923 im fränkischen Fürth geboren. Er war 15 Jahre alt, als seine jüdischen Eltern mit ihm 1938 vor den Nazis nach New York flüchteten.

Heide Simonis (80), 4. Juli 1943 bis 12. Juli 2023. Die gebürtige Bonnerin und SPD-Politikerin regierte als erste Frau ein Bundesland, nämlich Schleswig-Holstein. Ein SPD-Abweichler stürzte sie bei der Ministerpräsidentenwahl 2005. Sie war beliebter Gast in Talk- und anderen Shows

Hans Meiser (77), 20. August 1946 bis 30. Oktober 2023. Die Zuschreibung „TV-Urgestein“ traf auf ihn zu: Meiser war Wegbereiter der modernen Talkshow. Er kam 1984 vom Radio zum neuen Privatfernsehen, wurde „Anchorman“ der RTL-Nachrichten und Talk-Gastgeber

Tony Marshall (85), 3. Februar 1938 bis 16. Februar 2023. Die „Schöne Maid“ begleitete den Schlagersänger, der eigentlich Herbert Anton Hilger hieß, sein halbes Leben lang. Der Baden-Badener mit Opern-Staatsexamen war über Jahrzehnte eine Stimmungskanone auf allen Bühnen

Silvio Berlusconi (86), 29. September 1936 bis 12. Juni 2023. Er hat den Populismus quasi erfunden: Der schwerreiche Medienmogul war vier Mal Ministerpräsident Italiens, zuletzt von 2008 bis 2011. Seine Fans nannten ihn „Cavaliere“ (Ritter), seine Gegner nannten ihn „Kaiman“

Tina Turner (83), 26. November 1939 bis 24. Mai 2023. Die US-Sängerin und -Schauspielerin wirkte stilprägend in Rock, Pop und Soul: Lieder wie „Private Dancer“ oder „What's Love Got To Do With It“ machten sie berühmt. Sie lebte lange in Köln und war seit 2013 Schweizer Staatsbürgerin

Lotti Krekel (81), 23. August 1941 bis 11. April 2023. Die Schauspielerin feierte ihren Durchbruch im Kölner Millowitsch-Theater. Krekel, die auch als Sängerin und Hörspielsprecherin arbeitete, war eine feste Größe im Karneval, ihr Lied „Mir schenke dä Ahl e paar Blömcher“ ein Evergreen

Hans-Ulrich Klose (86), 14. Juni 1937 bis 6. September 2023. Der SPD-Politiker wurde 1974 Erster Bürgermeister in Hamburg, als jüngster Regierungschef eines Landes bis dahin. Drei Jahrzehnte war der überzeugte Atlantiker Klose Abgeordneter im Bundestag. In seinen letzten Jahren litt er an Alzheimer

Josef Rüddel (98),20. Januar 1925 bis 16. September 2023. Im März 2012 sichert sich der langjährige Ortsbürgermeister von Windhagen, 56 Jahre im Amt, den Titel „,Deutschlands dienstältester Bürgermeister“. In dieser Zeit machte er das Dorf zum Gewerbesteuerkrösus der Region

Karin Robinet (64), 22. August 1958 bis 31. Juli 2923. Die engagierte Bonner Grünen-Kommunalpolitikerin war in vielen Haupt- und Ehrenämtern aktiv, unter anderem als Aufsichtsratschefin der Bonner Vebowag. Unermüdlich setzte sie sich für den sozialen Zusammenhalt in der Stadt ein und sorgte sich um die Umwelt

Antje Vollmer (79), 31. Mai 1943 bis 15. März 2023. Der Name der Theologin und Pazifistin ist fest verbunden mit dem Aufstieg der Grünen zur politischen Kraft in Deutschland. Elf Jahre lang war sie Vizepräsidentin des Bundestags, entfremdete sich aber zunehmend von ihrer Partei

Sinéad O'Connor (56), 8. Dezember 1966 bis 26. Juli 2023. Kleinkriminell als Mädchen, Rebellin noch als erwachsene Frau: Die irische Musikerin liebte den schrillen Auftritt und provozierte gern. Bei ihrer Beisetzung erklang ihr größter Hit „Nothing Compares To You“ auf allen irischen Radiosendern gleichzeitig

Andreas K. W. Meyer (64), 2. Juni 1958 bis 8. April 2023. Nachdem er vor zehn Jahren als Operndirektor nach Bonn kam, brachte er das Haus insbesondere im Rahmen der Reihe „Fokus '33“ überregional immer wieder mit spannenden Opernentdeckungen ins Gespräch

Ingrid Steeger (76), 1. April 1947 bis 22. Dezember 2023. Die gebürtige Berlinerin debütierte als Schauspielerin zunächst in Erotikrollen und als Ulknudel in der TV-Comedyserie „Klimbim“. Dass dieses Image trotz vieler seriöser Rollen an ihr hängenblieb, belastete sie zeitlebens

Wolfgang Schäuble (81), 18. September 1942 bis 26. Dezember 2023. Der CDU-Politiker hatte viele Gesichter, vom Law-and-Order-Innenminister über den europaweit verhassten Isch-over-Finanzminister bis zum Elder-Statesman-haften Bundestagspräsidenten. 1990 handelte er mit der DDR den Einigungsvertrag aus

Rosi Mittermaier (72), 5. August 1950 bis 4. Januar 2023. „Gold-Rosi“ holte 1976 zweimal Olympia-Gold und einmal Silber. Mit 25 beendete sie ihre Karriere und heiratete den Kollegen Christian Neureuther. Sohn Felix wurde der erfolgreichste Deutsche auf Ski-Weltcup-Pisten

Consul Hans-Hermann Weyer (85), 22. April 1938 bis 15. August 2023. Viele zahlten viel Geld für seine Kontakte, er selbst blieb in seiner Wahlheimat Bad Godesberg stets zugänglich. Als Makler für Orden und Titel war er nicht nur Dienstleister für Eitelkeiten, sondern auch eine eigene Marke

Editha Limbach (90), 1. Februar 1933 bis 28. Juni 1923. Die langjährige Bundestagsabgeordnete und CDU-Kreisvorsitzende hinterließ ihren Stempel vor allem mit ihrem Eintreten für einen Verbleib von Parlament und Regierung in Bonn- und das als gebürtige Berlinerin

Martin Walser (96), 24. März 1927 bis 26. Juli 2023. Der promovierte Germanist war einer der bedeutendsten und streitbarsten Autoren der deutschen Nachkriegsliteratur. Mit Texten und Reden polarisierte er gern und regelmäßig, seine Werke wurden vielfach ausgezeichnet