Beim Brand sterben zwei Feuerwehrleute: Zur Gedenkfeier für Magda und Michael

Sankt Augustin: Die Katastrophe von Niederpleis

Großeinsatz für die Feuerwehr am 18. Juni: Eine bis nach Bonn sichtbare Rauchwolke steht über dem Augustin-Niederpleis. Was den Großbrand auslöste, bleibt ungeklärt FOTO: RALF KLODT Geschäft in Sankt

Herbert Maur, Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Sankt Augustin, sprach vom tragischsten Unfall in der Feuerwehrgeschichte der Stadt. Bei dem Einsatz in einem brennenden Motorradladen mit angeschlossener Werkstatt waren am 18. Juni im Stadtteil zwei junge Feuerwehrleute, Magda und Michael, ums Leben gekommen.

An dem sonnigen Junitag war die Freiwillige Feuerwehr um 11.18 Uhr alarmiert worden. Eine 30 Meter hohe, später bis nach Bonn sichtbare schwarze Rauchwolke stand da bereits über dem Motorradgeschäft an der Hauptstraße von Niederpleis. „Wir haben sofort eine Alarmstufenerhöhung gegeben, aufgrund der Wetterlage und der Größe des Gebäudes. Dann haben wir die Brandbekämpfungsmaßnahmen durchgeführt“, berichtet Maur.

Anfangs war die Feuerwehr noch von einem Standardeinsatz ausgegangen. Dabei lokalisieren die Einsatzkräfte zunächst den Brandherd und führen erst dann Löschmaßnahmen durch. „Weil der einzige Eingang im vorderen Bereich war, wurden die Löschmaßnahmen durch diesen Eingang durchgeführt“, erläutert der Feuerwehrchef.

"Die Feuerwehr ist eine große Familie. Es ist, als ob Kinder aus der Familie gerissen werden“

Mehr als 200 Einsatzkräfte aus den umliegenden Kommunen eilten herbei, um den Brand zu löschen. Die Verstorbenen gehörten dabei zu den ersten Einsatzkräften, die vor Ort waren.

Die Sankt Augustiner Einheiten der Feuerwehr wurden noch am frühen Sonntagabend aus dem Einsatz entlassen. Die Berufsfeuerwehr aus Bonn übernahm es schließlich, die verunglückten Feuerwehrleute aus dem ausgebrannten Haus zu bergen. Als die Verstorbenen in der Nacht weggefahren wurden, standen alle Einheiten der Feuerwehr Sankt Augustin Spalier. „Die Feuerwehr ist eine große Familie“, sagt Herbert Maur. „Wenn Kameradinnen und Kameraden sterben, ist das, als ob Kinder aus der Familie gerissen werden.“

In den Tagen nach dem Unglück legten Hunderte Menschen Blumen an der Feuerwache in Niederpleis nieder. Zwei Wochen später richtete die Stadt eine Gedenkfeier für die Verstorbenen aus. Auch mehrere Tausend Feuerwehrleute aus der ganzen Republik nahmen dabei Abschied von Magda und Michael. Zu den Trauerrednern gehörte auch Herbert Reul, der Innenminister von Nordrhein-Westfalen.

Ende August lag schließlich das Ergebnis der Brandermittlungen vor: Eine vorsätzliche Brandstiftung oder eine fahrlässige Handlung schlossen die Ermittler aus. Weil der Brand viele Stunden gedauert und viele Indizien vernichtet hatte, ließ sich aber keine exakte Ursache mehr feststellen. „Es kommt bei Brandermittlungen nach Großbränden in wenigen Fällen vor, dass keine abschließende Ursache gefunden werden kann“, erklärte der Brandermittler Michael Trübert. Einzig sagen lasse sich: Das Feuer sei von innen heraus entstanden, vermutlich im hinteren, rechten Teil der Halle. Möglich wäre ein Zusammenhang mit Elektrizität. „Letztlich müssen wir von einem tragischen Unglück ausgehen.“

Ein Unglück war es auch für Marco Berger, den Besitzer des Motorradgeschäfts. Er musste zusehen, wie seine Existenzinnerhalb von acht Stunden verbrannte. Doch wenige Wochen danach hatte er bereits ein provisorisches Büro in einem Gartenhaus auf dem Hof eingerichtet und nahm wieder Aufträge entgegen. Im November baute er eine Leichtbauhalle auf das Gelände des abgebrannten Ladens, um den Regelbetrieb wieder aufnehmen zu können.

Auch die Feuerwehreinheit Niederpleis war nach einer Trauerphase bald wieder im Einsatz. Während der Verlust ihrer Kameraden die Brandschützer noch lange begleiten wird, konnte die Stadt zumindest die materiellen Schäden ersetzen: In seiner Julisitzung stellte der Stadtrat Sankt Augustin überplanmäßige Mittel aus dem Haushalt bereit (insgesamt 265.000 Euro), um die Feuerwehr wieder vollständig einsatzbereit zu machen.

An die beiden Opfer der Katastrophe von Niederpleis erinnerte die Freiwillige Feuerwehr Sankt Augustin mit einem Beitrag auf Social Media. „Magda trat 2020 im Alter von 34 Jahren in den Dienst der Freiwilligen Feuerwehr und wechselte am 1. Mai 2021 zur Freiwilligen Feuerwehr Sankt Augustin, Einheit Niederpleis. Michael trat 1997 im Alter von 10 Jahren in die Jugendfeuerwehr Sankt Augustin ein und wechselte 2005 in den Einsatzdienst in der Freiwilligen Feuerwehr Sankt Augustin, Einheit Niederpleis.“ Die Feuerwehr werde den beiden Kameraden stets ein ehrenvolles Andenken bewahren, die beim Ausüben ihres Ehrenamtes starben.

VON INES BRESLER


Leere seit einem Jahr

Das Sea Life in Königswinter noch ohne Nachnutzer

So gut wie alle Schilder, die den Weg zum Sea Life Center an der Königswinterer Rheinpromenade weisen, sind zugeklebt oder verschwunden. Selbst die Haltestelle „Königswinter-Fähre“ hat den Zusatz „Sea Life“ abgelegt. Ein Jahr ist seit dem letzten Öffnungstag des Großaquariums ins Land gezogen. Die Suche nach einem Nachnutzer für das markante Gebäude in prominenter Lage blieb ohne Ergebnis. Ohne Fische(umgezogen) und ohne Wasser (abgelassen) hatte die Stadt am 1. April (kein Scherz) das leerstehende Center übernommen. An Ideen, was mit dem Rundbau geschieht, herrscht kein Mangel: Eine Wein-Erlebniswelt ist ebenso im Gespräch wie ein Klimazentrum. Als Vorbild für ersteren Vorschlag gilt die Rheinweinwelt in Rüdesheim, wo Weine von 76 Winzern vom Mittelrhein verkostet werden können. Archetyp des Klimazentrums ist etwa das Klimahaus Bremerhaven, das jährlich bis zu 600.000 Menschen anlockt.

Als eine Art kurzfristiger Zwischenlösung soll ein Welcome-Center ins Haus einziehen. Dort ist vorgesehen, die viele Jahrzehnte am Fuße des Drachenfels gepflegte Tradition der Schnellfotografie wieder aufleben zu lassen. Eine Ausstellung mit Belustigungs- und Vergnügungsautomaten sowie Jukeboxen, prioritär aus alter Zeit, setzt ebenso auf Nostalgie. Ein Laden mit „wertigen“ Souvenirs und regionalen Produkten ist ebenso vorgesehen wie ein Angebot touristischer

„Es soll weiterhin eine kurzfristig zu realisierende Nutzung des Gebäudes geben“, heißt es von der Stadt. Wann dies sein wird, darauf legt sie sich nicht fest. Am einstigen Sea Life haben die Altstadtmanager eine Infotafel angebracht, um zu zeigen, dass sich was tut. Die Tafel endet mit den Worten: „Lassen Sie sich überraschen, es wird Ihnen gefallen!“

VON MARIO QUADT