Ende Juli mussten die Bewohner das Seniorenzentrum am Michaelsberg in Siegburg verlassen. Es war der vorerst letzte Akt eines Dramas, das sich bereits am Anfang des Jahres angekündigt hatte. Die Talfahrt der Einrichtung habe begonnen, als Visitatis 2019 den Betrieb übernommen habe; die Gehälter seien häufig erst spät gezahlt worden, sagte Pflegerin Isabella Sochor im Sommer dem GA.
Im April hatte die Betreibergesellschaft einen neuen Eigentümer bekommen. Der hatte Konten gesperrt und monatelang keine Gehälter und Rechnungen bezahlt. In der Folge hat die Pflegekasse den Vertrag mit der Pflegeeinrichtung gekündigt, die daraufhin schließen musste. Heimleiter Horst Thuro versuchte immer wieder, Kontakt aufzunehmen, doch der neue Geschäftsführer war nicht erreichbar. So erstattete Thuro schließlich Anzeige wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung oder betrügerischen Bankrott.
20 Seniorinnen und Senioren zogen vom Michaelsberg ins Altenzentrum Helenenstift in Hennef, andere kamen in Siegburger Seniorenzentren unter. Der Eigentümer der Immobilie will das Pflegeheim wieder in Betrieb nehmen. Doch ehe ein neuer Betreiber das Seniorenzentrum eröffnen kann, müsse zunächst die Situation rund um den aktuellen Betreiber rechtlich geklärt sein, sagt die Heimaufsicht des Rhein-Sieg-Kreises.
Im Mai hatte bereits ein Seniorenheim im Linksrheinischen Aufsehen erregt: Angehörige von Bewohnern des Seniorenzentrums Stella Vitalis in Buschhoven hatten sich via Youtube an die Öffentlichkeit gewandt, um auf die gravierenden Probleme bei der Versorgung der Seniorinnen und Senioren aufmerksam zu machen. Die Rede war unter anderem von mangelnder Körperpflege für die Bewohner und Problemen bei der Medikamentenvergabe. Zu den Vorwürfen wollte sich die Einrichtung zunächst nicht äußern. Doch auch in den Folgemonaten kehrte in dem Seniorenzentrum keine Ruhe ein: Eine Angehörige fand ihre Mutter in so schlechtem Zustand vor, dass sie sie ins Krankenhaus bringen ließ. Mit den Vorwürfen konfrontiert, schrieb Stella Vitalis nun, dass die Einrichtung die notwendigen zu erbringenden Leistungen erbracht habe.
Die Heimaufsicht hatte allerdings bereits im April im Rahmen einer Regelprüfung das Haus besucht. Sie wies in ihrem Prüfbericht auf die unzureichende Personalsituation und Defizite im Umgang mit Medikamenten hin. Der Ergebnisbericht macht deutlich: In acht Fällen waren "geringfügige Mängel“ festgestellt worden, in einem Fall gar "wesentliche Mängel“. Die Angehörigen zeigten sich enttäuscht vom Bericht und wollen die Situation weiter im Blick und in der Öffentlichkeit halten.