„Photovoltaik ist einer der günstigsten Energieträger überhaupt und gehört zu den wichtigsten Stromerzeugungsquellen der Zukunft“, hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erst unlängst im Frühjahr anlässlich der Vorstellung seiner Photovoltaik-Strategie verkündet: Ziel sei es, in Deutschland bis 2030 den Bruttostromverbrauch zu mindestens 80 Prozent aus Erneuerbaren Energien zu decken. Auch der Wachtberger Benno Heimann (Name von der Redaktion geändert) will bei der Energiewende mitmachen und liebäugelt daher schon länger mit der Anschaffung einer Photovoltaik-Anlage.
Doch zuvor machte ein Dachdeckermeister den Wachtberger auf ein grundsätzliches Problem aufmerksam: Das bislang unsanierte Dach seines Einfamilienhauses, das aus den 1960ern stammt, tauge nicht mehr als Untergrund für eine PV-Anlage beziehungsweise nur eine begrenzte Zeit. Darum entschied der Hausherr um: Er gab als erstes eine umfangreiche Sanierung samt Dämmung sowie den Einbau zusätzlicher Aufkeilrahmenfenster in Auftrag.
Aber Fakt ist: In vielen anderen Fällen entscheiden sich Hausbesitzer anders. „Wir beobachten derzeit, dass vielfach PV-Anlagen auf unsanierten Dächern montiert werden“, erklärt Ulrich Marx, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) in Köln.
Dadurch, so Marx weiter, komme es „vermehrt zu Schäden an den Dächern, weil die Montage der Solaranlage auf bauphysikalisch nicht geeigneten Unterkonstruktionen erfolge. Das sei energetisch wenig sinnvoll, denn werde eine PV- oder Solarthermie-Anlage auf einem nicht gedämmten Dach errichtet, gehe ein Großteil der erzeugten Energie durch den entstehenden Transmissionswärmeverlust wieder verloren: „Die gewonnene Energie wird durch das ungedämmte Dach wieder nach draußen geblasen.“
Nach Einschätzung des ZDVH spricht vor allem jener Grund für eine vorgezogene Dachsanierung, der auch den Wachtberger Hausherren zur Änderung seines persönlichen Sanierungsfahrplanes bewogen hatte: „Bei einer angestrebten Amortisationszeit einer PV-Anlage von 20 Jahren und einer voraussichtlichen Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren ist es sehr wahrscheinlich, dass unsanierte Dächer vor Ablauf dieser Zeit saniert werden müssen, zum Beispiel wegen mangelnder Tragfähigkeit der Unterkonstruktion.“ Dies bedeute, dass die vorhandene Anlage abgebaut und während der Sanierungszeit außer Betrieb genommen werden müsse. „Dadurch entstehen unnötige Zusatzkosten, die in vielen Fällen durch gleichzeitige Sanierung und Errichtung einer Solaranlage vermieden werden könnten“, führt der Verbandsexperte aus.
Eine vorgezogene Dachsanierung könnte auch nach Einschätzung von Celia Schütze, Geschäftsführerin der Bonner Energie Agentur (BEA), in vielen Fällen Sinn ergeben. „Ein gut gedämmtes Dach ist bei einem Bestandsbau ein zentrales Element zur Senkung des Energiebedarfes.“ Als Faustregel gilt: Mit einem gedämmten Dach können Hauseigentümer „20 bis 30 Prozent Heizenergie sparen“, heißt es dazu auf der Homepage der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). BEA-Expertin Schütze ergänzt, dass für eine Dachsanierung auch Fördermittel des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) in Frage kommen und zwar als Zuschuss für „Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle“. voa