Auf 92 Hektar gibt es hier eine große Artenvielfalt: In den kommenden Jahrzehnten sollen sich die Wälder wieder zu natürlichen Urwäldern entwickeln

Auf dem Petersberg: Die Natur führt die Regie

Der Petersberg thront über Bonn und dem Rheintal. FOTO: NRW-STIFTUNG/WERNER STAPELFELDT

Pfeilschnell stürzt sich der gefiederte Jäger in der Luft auf sein Opfer: mit dem gebogenen Schnabel voran, die spitzen Flügel angelegt. Gegen den Wanderfalken ist eine Amsel genauso chancenlos wie Krähen, Drosseln oder größere Insekten. Denn der tierische Supermann mit dem grauweißen Federkleid kann im Sturzflug Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 360 Kilometern pro Stunde erreichen.

Um die rasanten Flugmanöver der Wanderfalken über dem Petersberg zu beobachten, braucht man nur etwas Glück. Und gute Sicht. Wie der Uhu ist auch der reaktionsschnelle Raubvogel wieder heimisch am Petersberg. Und damit in einem Nationalen Naturerbe: Die Buchenwälder den Hängen des Berges wurden 2020 vom Bund an die NRW-Stiftung übertragen. Auf 92 Hektar gibt es hier eine große Artenvielfalt. Mittel- und Schwarzspecht bieten die ausgedehnten Wälder und saftig grünen Wiesen genauso ein Refugium wie dem scheuen Schwarzstorch. Auch das Große Mausohr, die größte heimische Fledermausart, oder der Hirschkäfer fühlen sich dort wohl. Eine andere Besonderheit ist die aromatisch duftende Wald-Bergminze. In freier Natur wächst sie in Nordrhein-Westfalen nur am Petersberg.

In den kommenden Jahrzehnten sollen sich die Wälder wieder zu natürlichen Urwäldern entwickeln, möglichst unberührt vom Eingriff des Menschen. Ihr wohl bezauberndstes Kleid tragen die Bäume im Herbst. Dann leuchten die bunten Blätter der Buchen in den schönsten Tönen, von Safrangelb über Rubinrot bis Kupferbraun.

CHRONOLOGIE

1892
Das erste Hotel öffnet auf dem Petersberg.

1911
Der Fabrikant Ferdinand Mülhens kauft das Hotel.

1938
Der britische Premierminister Neville Chamberlain wohnt im Hotel und verhandelt in Bonn mit Adolf Hitler über die Sudetenkrise.

1939-1945
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieg wird das Hotel geschlossen und später durch Artilleriebeschuss beschädigt. Nach dem Krieg nutzen zunächst amerikanische Soldaten es als Quartier, auf sie folgen Briten und schließlich Belgier.

1949-1952 

Die neu gegründete Bundesrepublik Deutschland ist nur zu Teilen souverän, die Aufsicht haben weiter die Allierten. Sie gründen die Allierte Hohe Kommission, die ihren Sitz auf dem Petersberg hat. Hier unterzeichnet Konrad Adenauer das Petersberger Abkommen. Es lockert die Besatzungsbedingungen erheblich.

1952-1969
Auf dem Petersberg wohnen wieder Gäste. Die Bundesrepublik mietet das Hotel, um dort Staatsgäste unterzubringen.

1979
Die Bundesrepublik Deutschland kauft den Petersberg mit dem Hotel.

1986 bis 1990
Das Hotel wird umfassend saniert und dabei fast vollständig neu aufgebaut. Das Wachgebäude – der heutige Schauplatz Petersberg – wird errichtet.

1990 bis 1999
Das Hotel dient als Gästehaus für das wiedervereinigte Deutschland.

2005
Ein Teil des Petersbergs mit alten Buchenwäldern wird „Nationales Naturerbe“.

2020
Der Bund überträgt die Flächen des Nationalen Naturerbes an die NRW-Stiftung. Im ehemaligen Wachhaus eröffnet der Schauplatz Petersberg, Erlebnisraum für Geschichte & Natur.