Wie Bad Honnef sich im 19. Jahrhundert als Kurstadt etablierte

Erst die Luft und dann das Wasser

Das Kurhaus von Bad Honnef um die Jahrhundertwende. FOTO: GA-ARCHIV

Zunächst war es die Luft, die Honnef attraktiv für Sommerfrischler machte. Ein Reiseführer aus der Mitte des 19. Jahrhunderts nennt sie „frisch“, aber keinem allzu großen Temperaturwechsel unterworfen". Ruhe und Entspannung versprachen Broschüren den Erholungssuchenden in dieser vom Klima bevorzugten Idylle. Prominenteste Urlauberin war Königin Sophia von Schweden und Norwegen. Zwischen 1892 und 1906 besuchte die Queen aus dem Norden mit deutschen Wurzeln regelmäßig die Perle am Rhein. Mit ihrem Hofstaat bezog sie jeweils für mehrere Wochen eine private Villa. Zu ihr gesellten sich weitere Vertreter aus dem europäischen Hochadel. Auch wenn der Kur-Verein Honnef sich gründete, Kurkonzerte organisierte, Lese- und Musikzimmer und einen Garten zum Lustwandeln bereitstellte, fehlte doch noch das prickelnde Etwas.

„Das Honnefer Wasser ist von angenehmen Geschmack und leicht abführender Wirkung”

Doch dann kam Carl Weckbecker. Mit zwölf Jahren war er mit seinen Eltern 1862 nach Honnef gezogen. Die Weckbeckers waren Gutsbesitzer und Weingroßhändler, hoch angesehen und bewohnten die Villa Roeder. Carl wurde gewahr, dass auch bei strenger Kälte in der Nähe der Mündung des O-Bachs in den Rhein der Boden nur mäßig gefroren war und vermutete das ,,Gold" eines Badeortes, nämlich eine kohlensäurehaltige Quelle. So ließ er um 1895 auf seinem Grundbesitz in der Aue Bohrungen vornehmen. Mit Erfolg. Zwei Jahre später meldeten auswärtige Blätter die Erbohrung einer Mineralquelle und mutmaßten sogar Konkurrenz für das berühmte Fachinger. „Das Honnefer Wasser ist von angenehmen Geschmack und leicht abführender Wirkung."

Das Kurhaus in Bad Honnef. ARCHIVFOTO:STADT BAD HONNEF
Das Kurhaus in Bad Honnef. ARCHIVFOTO:STADT BAD HONNEF

Der Entdecker der Quelle baute im Park seiner Villa die ersten Kuranlagen mit Pavillons, steinernen Balustraden, mit Restaurant, Badehäusern und dem Fürstenbad sowie ein Maschinenhaus mit Abfüllanlage. Am 24. Juli 1898 wurde die ,,Drachenquelle" mit einem großen Fest eröffnet. Das schwedische Königspaar sandte ein Glückwunschtelegramm. Nun nahm die Kur in Honnef Fahrt auf. Der Ruf der Quelle war enorm. Schnell herrschte Hochbetrieb in den Bädern. Heilwasser wurde auch ins Ausland exportiert. Und der deutsche Kaiser ließ später seine beim Boxeraufstand in China kämpfenden Truppen mit dem Wasser aus der Drachenquelle versorgen.

Ab 1907 konnten die Gäste neben dem Kurhaus an auch im Kurgarten neuen prächtigen der Hauptstraße das anerkannte Heilwasser schlürfen. Die mittlerweile holländische Leitung der Drachenquelle pries die Badekuren im ,,Etablissement der Drachenquelle". Im städtischen Kurgarten saßen die Gäste allerdings auf dem Trockenen. Deshalb erwogen die Honnefer Ratsherren die Erbohrung einer weiteren Quelle. Diese Pläne versiegten. Stattdessen wurde die Lieferung von Drachenquellwasser in den Kurpark vertraglich geregelt. 1938 aber wurde das Quellengrundstück zwischen Au- und Steinstraße versteigert. Für den Kurbetrieb erlangten später die Edelhoff- und die Grafenwerth-Quelle Bedeutung. Nur das Fürstenbad, das unter Denkmalschutz steht und das Etikett dieses Heilwassers zierte, existiert noch an der Austraße. oro