Schon Dichter Wolfgang Müller von Königswinter schwärmte: „Die Löwenburg schien mir nämlich stets der schönste von den sieben Bergen. Ich habe sie immer am meisten geliebt und vorzugsweise als Ziel meiner Wanderungen gewählt.“ In seinem Buch „Sommertage am Siebengebirge“ von 1867 beschrieb er detailliert den Verlauf seines Spaziergangs vom Ortsausgang Rhöndorf durchs Löwenburger Tal: „Aus dem rauschenden bunten Leben des Rheintales gelangt man mit einem Male in die tiefe, stille Waldeinsamkeit!“ So ist das noch heute.
Man muss ja nicht gleich alle Sieben auf einen Streich schaffen. Aber nicht nur für den Königswinterer Dichter-Sohn ist ohnehin die Löwenburg die Nummer eins unter den Zielen. Wer die Löwenburg erwandern will, sollte sich Zeit nehmen – der Blick von der begehbaren Burgruine aus, weit in die Ferne, verleitet ganz einfach zum längeren Verweilen. Und es kommt ja auch auf die Wahl des Weges an.
Denn: Es gibt verschiedene Strecken, um die 455 Meter hohe Löwenburg zu erreichen. Direttissima von der Margarethenhöhe aus oder mit einem Schlenker am Nasseplatz und am Dreiseenblick vorbei. Reizvoll auch der Anmarsch ab Rommersdorf durch das romantische Tretschbachtal mit seinen Brücken – dabei sind immerhin 222 Höhenmeter zu bewältigen. Festes Schuhwerk ist also erforderlich. Die Wege sind gut ausgeschildert. Und in den Tourismus-Infopunkten in Königswinter und Bad Honnef gibt es darüber hinaus eine Fülle von Wandertipps. Eine genaue Wegbeschreibung mit Skizze ist zum Beispiel in der „Wanderfibel Bad Honnef“ der Tourismus Siebengebirge GmbH zu finden.
Oben angekommen, lässt sich das mittelalterliche Aussehen der Burg erahnen. Vor mehr als 30 Jahren wurden die vorhandenen Burgmauern freigelegt und konserviert. Übrigens, bei Maßnahmen zur Bauwerkstabilisierung in den vergangenen Jahren wurden im Bergfried 5 700 Fundstücke entdeckt – beispielsweise Armbrustpfeilspitzen, Scherben, aber auch ein Dutzend unversehrte Gefäße, die im Naturparkhaus des Verschönerungsvereins Siebengebirge (VVS) auf der Margarethenhöhe ausgestellt sind.
Erbaut wurde die Löwenburg um 1190 von den Grafen von Sayn als Grenzfeste gegenüber den benachbarten Burgen Drachenfels und Wolkenburg des Kölner Erzbischofs, heißt es. In der Neujahrsnacht des Jahres 1247 verstarb Graf Heinrich III. von Sayn; er hinterließ seiner Frau Mechthild die Burg als Witwengut. Ob sie je oben auf der zugigen Höhe gewohnt hat? Ihre Burgen Sayn und Blankenberg und ihr Kölner Domizil waren bequemer. Und: War die Löwenburg nun wirklich die gewaltige Grenzfeste? Heinrich Blumenthal schreibt im Jubiläumsbuch „Das Siebengebirge“ des VVS: „War die Wehrhaftigkeit nur angedeutet? Imponiergehabe? Wozu baute der Sayner die Burg? Sie bewachte hier keinen Handelsweg, kein Bergwerk, keine Furt, kein Kloster, und hier wurde kein Zoll kassiert.“ Wollten sie also vielleicht nur Flagge zeigen? Möglich. Es war jedenfalls kein Protzbau. Nach einem Geplänkel 1633 verwüstet, verfiel die Burg.
Vor Jahren hatte der Honnefer Paul-Georg Gutermuth die reizvolle Idee, den Bergfried der Löwenburg als Landmarke wiederaufzubauen und so die Bedeutung der Burg im Panorama des Siebengebirges wieder erlebbar zu machen. Dann würde das Ziel der Wanderung weithin sichtbar sein. oro