Am 13. Juli steht die Drachenfelsbahn zur Feierlichkeit still: Historiker Ansgar Klein erinnert in seiner Festrede und zudem findet eine Ausstellung statt

Drachenfelsbahn und Bergbahnen am Siebengebirge: Doppeljubiläum am Drachenfels

Tausende von Menschen gelangen Jahr für Jahr mit der Bergbahn auf den Drachenfels, um von dort die Aussicht auf das Rheintal zu genießen. FOTOS: BERGBAHNEN IM SIEBENGEBIRGE AG

Am 13. Juli steht die Drachenfelsbahn still. Nein, es wird nicht gestreikt an Deutschlands ältester Zahnradbahn. Vielmehr: Ein Doppeljubiläum wird gefeiert. Und weil alle Mitarbeiter neben den geladenen Gästen ebenfalls den Festtag in vollen Zügen genießen sollen, ,,parken" die Bahnen in der Talstation.

Erinnert wird an den 13. Juli 1883 und an den 13. Juli 1923. In beiden Fällen war das ein Freitag. Freitag, der Dreizehnte, war in diesen Fällen kein böses Omen. Die Drachenfelsbahn gehört seit140 Jahren zum Bild des berühmten Berges. Und an jenem Juli-Tag vor dann exakt 100 Jahren vereinigte 4711-Duftwasserfabrikant Ferdinand Mülhens die Petersberger und die Drachenfelser Zahnradbahn unter dem Begriff ,,Bergbahnen im Siebengebirge AG".

Zwar wurde der Betrieb der eingestellt, Petersbergbahn der Begriff „Bergbahnen im Siebengebirge" blieb, nur die Rechtsform des Unternehmens wechselte 1922 und wird seither als GmbH fortgeführt. Das passierte, um die Strukturen der historisch gewachsenen Gesellschaft zu modernisieren und die Inhaberfamilie stärker ins Tagesgeschehen einzubinden. So ist neben Geschäftsführer Thomas Scharf auch Fiona Streve-Mülhens Achenbach, bis dahin Vorsitzende des Aufsichtsrates, weitere Geschäftsführerin. Ihr Urgroßvater war jener Ferdinand Mülhens, der sich nicht nur um die Marke ,,4711" verdient gemacht hatte, sondern auch in Königswinter tiefe Spuren hinterlassen hat - als Unternehmer und Mäzen.

An all diese Ereignisse wird bei der Veranstaltung der Historiker Ansgar Klein in seiner Festrede erinnern, der die wissenschaftliche Aufarbeitung übernommen hat. In der Talstation soll dann auch eine neue Ausstellung zum Thema Bahnen eröffnet werden. Mit etwas Phantasie leicht vorstellbar ist das Geschehen am Berg an jenem 13. Juli 1883. Mit gellenden Pfiffen dampfte der Zug damals den Berg hinauf, die Wagen waren mit grünen Zweigen und Blumen geschmückt. An Bord nur Damen, nämlich die fein herausgeputzten Ehefrauen prominenter Persönlichkeiten. Ihnen blieb die erste Fahrt mit der Drachenfelsbahn vorbehalten, ehe am 15. Juli dann bei der Jungfernfahrt eine reine Männergesellschaft, die Himmelsleiter hinauf" gelangte, wie die Kölnische Zeit berichtete. Im oberen Wagen die Honoratioren, im zweiten das gesamte Betriebs- und Arbeitspersonal, das die erste Zahnradbahn Deutschlands am vielgerühmten Drachenfels errichtet hatte.

„Diese Jungfernfahrt wie 1883 werden wir am Jubiläumstag nachfahren“, berichtet Fiona Streve-Mülhens Achenbach. Für Männer und Frauen. „Das soll ein Festtag für die Angestellten sein." Wer den Filmstreifen im Kopfkino weiterdreht, sieht die Schaulustigen an der Strecke und auf dem Drachenfels-Plateau, das alte Drachenfelshotel, das Schloss auf halber Höhe war noch im Bau. Das Publikum hatte bereits den Bau der Bahn durch die Deutsche Lokal- und Straßenbahngesellschaft Berlin mit großem Interesse verfolgt, auch die Ankunft der ersten Lok lockte Schaulustige wie zu einem Rosenmontagszug an.

In Rekordzeit war die Bahn errichtet worden. Nach kurzer Bewilligungszeit erfolgte am 1. November 1882 der erste Spatenstich, bereits im Juli des darauffolgenden Jahres - der Start. Dabei mussten doch sagenhafte 23 000 Kubikmeter Erde und Gestein bewegt werden, um die 1520 Meter lange Strecke mit 220 Metern Höhenunterschied anzulegen.

In den ersten 14 Tagen fuhren exakt 5554 Personen bergauf und 3943 bergab. Das Ereignis sprach sich offensichtlich herum. Das ,,Echo des Siebengebirges" meldete am 28. August 1883: ,,Am Sonntag wurde die Bahn von nicht weniger als 1800 Personen benutzt, von denen 1100 aufwärts und 700 abwärts fuhren. 21 Züge bergauf und ebenso viele bergab waren nötig, um den Andrang zu bewältigen."

Bei so viel Erfolg musste das doch auch auf dem benachbarten Petersberg funktionieren. Die illustre Gesellschaft aus Dichtern und Denkern, die sich einst auf dem Sommersitz der gerühmten Rheingräfin Sibylle Mertens-Schaaffhausen auf dem Petersberg versammelte, musste noch zu Fuß nach oben steigen, so wie Jahrhunderte vor ihr die Gruppe von Zisterzienser-Mönchen, die zunächst auf dem Petersberg verweilte, ehe sie Kloster Heisterbach am Fuße des Berges gründete.

Erst ausgangs der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es eine Möglichkeit, bequem auf den Petersberg zu gelangen nämlich die Petersbergbahn. 1889 wurde sie als weitere Zahnradbahn im Siebengebirge durch die Petersberger Zahnradbahn-Gesellschaft in Betrieb genommen. Damals entstand gerade ein Hotel auf dem Petersberg, das 1892 eröffnete. Nach dem Bankrott des Eigentümers erwarb Ferdinand Mülhens, der auf dem Wintermühlenhof in Königswinter, am Fuße des Petersberges, sein Herzensrefugium gefunden hatte, nicht nur das bestehende Hotel auf dem Petersberg, um es zu einem noblen Kurhotel umzubauen, sondern kaufte 1912 auch die beiden Bergbahnunternehmen von der mittlerweile umbenannten Allgemeinen Lokal- und Straßenbahngesellschaft Berlin. Die Betriebsführung verblieb zunächst noch bis 1919 bei der Vorbesitzerin. Im Mai 1914 erhielt Mülhens die Genehmigung, die Petersbergbahn zu verlängern und die Anbindung der Talstation an den Staatsbahnhof in Königswinter zu verbessern. Aber dann brach wenige Monate später der Erste Weltkrieg aus. Die Bahn stand still. Erst im Verlauf des Krieges fuhr sie wieder, um Verwundeten und der schwer leidenden Heimatbevölkerung etwas Abwechslung zu bieten. Nach Ende des Krieges genehmigte der Kölner Regierungspräsident die Übernahme der Drachenfelsbahn und dann auch die Aufnahme des Betriebes am Petersberg. 1923 erfolgte dann die Gründung der AG.

Das noble Petersberghotel lief prächtig. Hier logierte die erste Gesellschaftsklasse. Diese noblen Gäste wollten freilich nicht mit schwerem Gepäck mit der Bahn reisen, sie kamen mit dem eigenen Auto an, mit dem Maybach, dem Mercedes oder dem Packard - und sie nutzten die eigene Fahrstraße auf den Petersberg, die Mülhens hatte anlegen lassen. Im Jahr 1938 wurden von Mai bis September 8000 Autos auf dem Petersberg gezählt. Außerdem gab es zum Petersberg auch noch den Omnibus von März bis November.

Die Petersbergbahn indes hatte nie den Erfolg wie ihre ältere Schwester, kam nie an deren Zahlen heran. Fiona Streve-Mülhens Achenbach: ,,1957 beförderte die Drachenfelsbahn 790 891 Personen, die Petersbergbahn lediglich 39 756 Passagiere."Während die Elektrifizierung der Drachenfelsbahn bereits 1953 eingeleitet wurde, hatte die Petersbergbahn am 21. September 1958 ihre letzte Fahrt. Die Drachenfelsbahn ist bis heute eine Erfolgsgeschichte und feiert nun 140-jähriges Jubiläum. oro